Life

Teller der Toten stehen 170 Jahre später noch im Regal

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Im Jahr 1845 segelte die HMS Terror los, um die Nordwest Passage zu erkunden – und verschwand mitsamt der Besatzung. Erst vor Kurzem wurde ihr Wrack entdeckt und mit Kameras erkundet.

Es sind atemberaubende Bilder, die Taucher vom Wrack des vor mehr als 170 Jahren verschollenen, legendären HMS Terror zu Tage fördern. Im kalten Wasser der Arktis ist das britische Forschungsschiff wie in der Zeit eingefroren. Selbst Teller und Flaschen stehen noch fein säuberlich in ihren Regalen.

Und doch lassen einem die Aufnahmen einen Schauder über den Rücken laufen – denn keines der Besatzungsmitglieder war von ihrer letzten Mission je wieder lebend zurückgekehrt.

Waghalsige Durchquerung

Die Terror brach im Jahr 1845 zusammen mit der HMS Erebus als Teil der Franklin-Expedition auf, um die rund 5.780 Kilometer lange Nordwestpassage zu kartieren und erstmals vollständig zu durchfahren. Beide Schiffe wurden dazu mit Dampfmaschinen und Meerwasser-Entsalzungsanlagen sowie Eisenplatten am Rumpf ausgerüstet und auf den Weg geschickt. Doch sie verschwanden mit ihren 129 Mann Besatzung spurlos.

Zumindest das Schicksal der Seeleute konnte eine Reihe von Suchexpeditionen über die folgenden zwei Jahrzehnte hinweg klären. Nachdem beide Schiffe im Winter 1846/47 im Eis festfroren und auch im folgenden Sommer nicht loszubekommen waren, wurden sie von ihren Mannschaften nach einem weiteren Winter im Packeis am 22. April 1848 aufgegeben. Expeditionsleiter Sir John Franklin und knapp zwei Dutzend Matrosen waren da bereits ums Leben gekommen.

Matrosen wurden zu Kannibalen

Die 105 noch lebenden Männer versuchten danach offenbar, sich bis zu einem mehrere hundert Kilometer südlicher gelegenen Außenposten durchzuschlagen. Dabei starben sie nach und nach an Hunger, Durst, Kälte und offenbar auch Lebensmittelvergiftungen. Das Lötmittel der Konservendosen und die Bleirohre der Entsalzungsanlage dürften die Männer über längeren Zeitraum vergiftet haben.

Auch die schaurigen Berichte von einheimischen Inuit, dass die hungrigen Seeleute in ihrer Verzweiflung zu Kannibalen wurden, konnten später anhand gefundener Skelette bestätigt werden. An den Knochen waren Schnittspuren von Stahlklingen entdeckt worden, die die Inuit zu dieser Zeit noch nicht besaßen.

Trotz aller Erkenntnisse blieben viele Fragen offen und auch die Schiffe selbst weiter verschollen. Erst in den frühen 2000er Jahren konnte das Wrack der Erebus gefunden werden, das der Terror erst 2016. Sie lag weitab von ihrer letzten vermuteten Position in nur 24 Metern Tiefe. Jäger hatten durch Zufall in der nach dem Schiff benannten Terror-Bucht ein Stück des Masts aus dem Meer ragen sehen.

3D-Modell soll letzte Rätsel lösen

Kanadische Unterwasserarchäologen verbrachten jetzt sieben Tage damit, das Wrack der Terror zu erkunden und zu kartieren. Mit ihren Fotos liefern sie einen Einblick in das Schiffsinnere, das zuletzt vor 170 Jahren von einem Menschen gesehen wurde –siehe Bildstrecke und Videos.

90 Prozent des Unterdecks, mit Ausnahme des Schlafquartiers von Kapitän Francis Crozier, konnten dokumentiert werden. Anhand der Fotos soll ein 3D-Modell des Innenraums der Terror erstellt werden.

"Der exzellente Zustand des Schiffes wird uns hoffentlich einige Antworten auf das mysteriöse Schicksal der Franklin-Expedition geben", so die britische Hochkommissarin in Kanada Susan Jane le Jeune d'Allegeershecque.

Die Bilder des Tages

1/61
Gehe zur Galerie
    <strong>18.12.2024: Schild vor Restaurant löst hitzige Debatte aus.</strong> Ein Restaurant an der Nordsee ruft Gäste auf, doch bitte nett zu der Bedienung zu sein. <a data-li-document-ref="120078967" href="https://www.heute.at/s/schild-vor-restaurant-loest-hitzige-debatte-aus-120078967">Auf Facebook wird das Schild dazu hitzig diskutiert &gt;&gt;&gt;</a>
    18.12.2024: Schild vor Restaurant löst hitzige Debatte aus. Ein Restaurant an der Nordsee ruft Gäste auf, doch bitte nett zu der Bedienung zu sein. Auf Facebook wird das Schild dazu hitzig diskutiert >>>
    Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View

    (rcp)