Ukraine
Biden packt aus – Selenski ignorierte Kriegs-Warnung
Biden kritisiert, Selenski wollte vom russischen Einmarsch "nichts hören". Selenskis Berater beteuert, er habe "Warnungen der Partner" reagiert.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Warnungen vor einem russischen Einmarsch kurz vor Kriegsbeginn laut US-Präsident Joe Biden ignoriert. Es habe "keinen Zweifel" daran gegeben, dass Russland "über die Grenze gehen" würde, sagte Biden bei einer Veranstaltung in Los Angeles am Freitag. "Selenski wollte das nicht hören, und viele andere auch nicht."
USA warnten schon früh vor einer Invasion
"Ich weiß, dass viele Leute dachten, ich würde übertreiben", sagte Biden mit Blick auf US-Warnungen vor einem möglichen russischen Angriff. Die US-Regierung habe jedoch Daten gehabt, die ihre Einschätzung stützten.
Die USA hatten lange vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar vor einem entsprechenden Szenario gewarnt. Bei einigen europäischen Staaten stießen die Äußerungen damals auf Unglauben und sogar Kritik. Einige Länder warfen Washington Alarmismus vor.
Die Regierung in Kiew ist nicht erfreut über die Vorwürfe des US-Präsidenten, wie die "NZZ" berichtet. Selenskis Berater Michailo Podoljak sagte am Samstag, der ukrainische Präsident habe "auf alle Worte und Warnungen unserer Partner" reagiert. So sei auch der Regierung in Kiew klar gewesen, dass ein russischer Angriff bevorstehe. Auch Selenskis Sprecher Nikiforow betont, Selenski und Biden hätten regelmäßig telefoniert.
Selenski warf dem Westen vor, "Panik" zu schüren
Tatsächlich hatte Selenski jedoch noch kurz vor der Invasion beschwichtigt, und kritisiert, andere Länder würden Panik schüren und so die ukrainische Wirtschaft gefährden. So soll er noch im Januar gesagt haben: "Wir müssen ruhig bleiben. Wir werden im April Ostern feiern. Und im Mai wird die Sonne kommen, Ferien, und Grillieren."
Gleichzeitig steigerte er jedoch bereits im Januar seine diplomatischen Bemühungen für eine militärische Deeskalation und führte intensive Gespräche mit internationalen Schwergewichten wie Justin Trudeau, Boris Johnson, Jens Stoltenberg, Joe Biden und Antony Blinken. Auch Ignazio Cassis hatte er am 10. Jänner am Telefon.