Spiele-Test

"Berzerk: Recharged" nimmt dich mit auf die Retro-Reise

Atari setzt seine "Recharged"-Serie mit "Berzerk" fort – und bringt dir erstmals eine Modernisierung eines externen Klassikers auf neue Konsolen.

Rene Findenig
"Berzerk: Recharged" nimmt dich mit auf die Retro-Reise
Berzerk: Recharged
SneakyBox

Erst kürzlich nahmen wir "Quantum: Recharged" unter die Lupe, schon ist mit "Berzerk: Recharged" der neueste Zugang zu Ataris Retro-Projekt, bei dem alte Klassiker wie zuvor "Asteroids", "Centipede" oder "Breakout" und "Missile Command" neu aufgelegt und modernisiert werden, erschienen (für PC, PlayStation 4 und 5, Nintendo Switch, Xbox One, Xbox Series X|S und Atari VCS). Viele jüngere Gamer werden "Berzerk" gar nicht mehr kennen, einige ältere sich vielleicht an die gleichnamigen Spielautomaten aus dem Jahr 1980 erinnern. Damals setzte das Spiel Maßstäbe und sorgte für einige Premieren, etwa mit der Sprachausgabe, aber auch einer äußerst düsteren Anekdote.

So wurde "Berzerk" laut "Arcade History" als erstes Videospiel überhaupt im Zusammenhang mit dem Tod eines Spielers erwähnt – damals soll sogar kurzzeitig dem Game direkt die Schuld für den Tod gegeben worden sein. So soll Anfang 1991 ein 19-jähriger Spieler beim Punktestand von 16.660 an einem Herzinfarkt gestorben sein, rund eineinhalb Jahre später soll ein 18-Jähriger tot umgefallen sein, nachdem er zweimal innerhalb kurzer Zeit einen Highscore erspielte. Ein Verantwortlicher von Stern Electronics und Macher des Shoot ’em ups bestätigte später laut Bericht einen Todesfall und sprach von gesundheitlichen Beschwerden. Das Gerücht sei "besser als die Realität".

Eines der besten Spiele der gesamten "Recharged"-Serie

Doch zurück zum Spiel selbst, das später auf Atari 2600, 5200 und Vectrex portiert sowie einige Mal für andere Plattformen kopiert wurde. Das Konzept des Games war indes simpel: Spieler steuerten eine kleine Figur über den Bildschirm und durch ein virtuelles Labyrinth und schoss mit einer Laserwaffe auf feindliche Roboter. Ziel war es, möglichst ungetroffen aus dem Labyrinth in das nächste zu entkommen – und dabei nicht in die Fänge eines fliegenden Smileys namens Evil Otto zu geraten. Je weiter man kam, umso höher stieg die Punktezahl an. Dass "Berzerk" nun Teil der "Recharged"-Serie ist, überrascht etwas, denn bisher wurden ausschließlich Atari-produzierte Werke modernisiert

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    Erst kürzlich nahmen wir "<a rel="nofollow" data-li-document-ref="100287842" href="https://www.heute.at/s/quantum-recharged-im-test-arcade-klassiker-100287842">Quantum: Recharged</a>" unter die Lupe, schon ist mit "Berzerk: Recharged" der neueste Zugang zu Ataris Retro-Projekt, bei dem alte Klassiker wie ...
    Erst kürzlich nahmen wir "Quantum: Recharged" unter die Lupe, schon ist mit "Berzerk: Recharged" der neueste Zugang zu Ataris Retro-Projekt, bei dem alte Klassiker wie ...
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    Im Fall von "Berzerk" erwarb Atari jedoch erst später die Rechte am Game, entwickelte es aber nicht selbst. Egal, die Spieler wird es freuen, denn der Titel ist einer der bisher besten in der Atari-Serie. Wieder gibt es in der Neuauflage zwei Modi: das klassische Endlos-"Arcade" und "Mission", einen Modus mit abgegrenzten Spielrunden. "Arcade" kommt dem originalen "Berzerk" recht nahe und stellt euch vor die Aufgabe, euch von Raum zu Raum auf der Jagd nach einer hohen Punktzahl zu kämpfen. Für Abwechslung sorgt dabei, dass die sich unterscheidenden Räume per Zufallsgenerator aneinandergereiht werden und sich so jeder Anlauf anders als der vorhergegangene spielt. 

    In der Neuauflage kann auch beim Rennen geballert werden

    Auch bei den Roboter-Feinden wird Abwechslung großgeschrieben, wobei das eigene sowie das Feindes-Tempo weit schneller als zu Arcade-Automaten-Zeiten ist. So schießt man sich extrem flüssig durch Drohnen, Laserwaffen-bestückten Kampfrobotern, Spinnen-Mechs und vieles mehr. Wird man von einem Feind oder dessen Schuss getroffen, verliert man eines seiner wenigen Spieler-Leben – taucht allerdings Evil Otto auf und berührt uns, bedeutet das den sofortigen Spieltod. Um dem zu entgehen, gibt es nun einen eingeblendeten Timer, der uns zeigt, wann wir uns schleunigst in den nächsten Raum begeben sollten. Ganz neu: Nun kann auch beim Rennen geballert werden!

    Während "Berzerk" durch die Neuerung fast schon ein Twin-Stick-Shooter wird, ist eine Dash-Funktion, mit der man aussichtslosen Situationen schnell entkommen kann, ebenso modern umgesetzt. Sie besitzt einen Cooldown, weshalb sie taktisch eingesetzt werden muss. Zudem gibt es in den Räumen immer mal wieder Power-ups einzusammeln, die entweder Spieler-Leben wieder auffüllen, das Ausweich-Tempo erhöhen oder sogar die Waffe verbessern. Statt auf einen simplen Laser-Schuss beschränkt zu bleiben, rüstet euch "Berzerk: Recharged" mit Doppel- und Dreifach-Schüssen, von Wänden abprallenden Projektilen und anderen Hilfsmitteln gegen die Roboter aus.

    "Berzerk: Recharged" nimmt dich mit auf die Retro-Reise

    Je schneller man hintereinander die Feinde erledigt, umso stärker schlägt ein Kombo-Zähler zu, der die jeweilige Punktzahl vervielfacht. So cool sich der Arcade-Modus spielt, so interessant ist aber auch der Mission-Modus, in dem eine fixe Anzahl von Räumen erfolgreich abgeschlossen werden soll, wobei gleichzeitig Zusatzaufgaben gestellt werden. Achja, und auch freispielbare Erfolge hat "Berzerk" nun zu bieten. Kritik an der Neuauflage gibt es nicht viel – nerven kann allerdings die manchmal zickende Kollisions-Abfrage, die die Spielfigur manchmal an der Wand stecken lässt. Frustrierend, wenn man eigentlich alles richtig gemacht hat und Evil Otto uns dann doch schnappt.

    Die größte Kuriosität allerdings ist, dass die ikonische Sprachausgabe entfernt wurde – die wäre eine wunderschöne Hommage an die Arcade-Automaten gewesen. Das Fehlen beschert dem Game einen kleinen Wertungsabzug, Musik und Effekte sind dafür natürlich enthalten und gut umgesetzt. Und auch die Steuerung wurde sauber umgesetzt, obwohl Kenner des Originals wohl etwas Einarbeitung benötigen, weil sie nun rundum und nicht nur in eine Richtung feuern können. Trotz kleinerer Kritikpunkte setzt sich "Berzerk: Recharged" an die Spitze von Ataris überarbeiteten Retro-Titeln und nimmt Spieler mit auf eine Reise in die Zeit von Spielhallen und Arcade-Automaten. 

    rfi
    Akt.