Gläubigerversammlung in Wien
Benko-Pleite – was jetzt alles wirklich verkauft wird
"Heute" hat die Details vom Signa-Gerichtstermin: Unter anderem wird der Privatjet veräußert, der Firmensitz im Wiener Palais wird auch aufgelöst.
Nach der Pleite von René Benkos Signa Holding fand am Dienstag am Handelsgericht Wien die erste Gläubigerversammlung statt. Dort hat der Insolvenz- beziehungsweise Sanierungsverwalter, der Anwalt Christof Stapf, seinen ersten Zwischenbericht vorgelegt und Schritte zur Finanzierung des Sanierungsverfahrens skizziert.
Im Insolvenzantrag hat das Unternehmen seine Verbindlichkeiten mit 5 Mrd. Euro beziffert. Das ist, wie berichtet, die größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.
Gläubiger sollen 30 % erhalten
Im Rahmen des von der Signa Holding angestrebten Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung würden die Gläubiger – so sie dem Sanierungsplan zustimmen – eine Quote von 30 Prozent erhalten, zahlbar binnen zwei Jahren. Das wären, wenn alle Forderungen angemeldet werden, rund 1,5 Mrd. Euro, die das Unternehmen aufstellen müsste. Ob das realistisch ist, muss Sanierungsverwalter Stapf nun unter anderem prüfen – ebenso wie Wege, dass die Signa Holding zu Geld kommt, um die Gläubiger-Forderungen bedienen zu können.
Einige Schritte wurden bereits eingeleitet. "Erste Vermögenswerte, Beteiligungen und der Privatjet der Signa Holding werden verkauft, nicht notwendige Verträge wie die Mietverträge des Firmensitzes in zwei Wiener Innenstadt-Palais wurden bereits aufgelöst", teilte Christof Stapf am Dienstag mit. Hier geht es um das Palais Ferstl und das Palais Harrach.
Benko sagte 3 Mio. Euro zu
Für die Finanzierung des komplexen Verfahrens werden laut Stapf aber weitere "Sicherstellungen" notwendig sein. Der exakte Liquiditätsbedarf werde diese oder kommende Woche feststehen, "dürfte jedoch über den teilweise bereits getätigten und zugesagten Zuschüssen von Herrn René Benko in Höhe von in Summe bisher 3 Mio. Euro liegen". Diese Summe sagte der Signa-Gründer bislang für die Fortführung des Unternehmens zu
„Vorläufiges Organigramm der Signa-Gruppe umfasst 46 Seiten im A3-Format“
Allein die Signa Holding verfügt nach eigenen Angaben im Insolvenzantrag über 53 direkte Beteiligungen an Gesellschaften und mittelbare Beteiligungen an mehreren hundert weiteren Gesellschaften. Das vorläufige Organigramm der Gruppe per 30.9.2023 umfasst insgesamt 46 Seiten im A3-Format, berichtet Sanierungsverwalter Stapf.
"Mangel an Managementkapazitäten"
Die Überprüfung habe ergeben, dass im Bereich des mittleren Managements der Gruppe ein "Mangel an Managementkapazitäten mit übergreifendem Wissen" besteht und die Holding ihrer Kontrollfunktion zuletzt nur mehr teilweise nachgekommen sei.
Die weitere Fortführung des Verfahrens erfordert laut Stapf außerdem die Wiedererlangung der Kontrolle über einzelne Teile der Signa-Unternehmensgruppe, "soweit dies überhaupt noch möglich ist". Der Sanierungsverwalter plädiert deshalb für die Schaffung eines gruppenübergreifenden Lenkungsgremiums für die Restrukturierung der gesamten Gruppe.
Was abgegeben werden soll
Für den beschleunigten Verkauf von Beteiligungen und Vermögen wurde ein Verwertungsplan in Gang gesetzt. Dieser umfasst folgende Bereiche:
Raus aus den Luxus-Büros
Nicht zwingend notwendige Bestandsverträge werden aufgelöst. Dazu zählen unter anderem die Mietverträge für die Signa-Firmensitze im Palais Harrach und Palais Ferstl. Eine Ablöse der getätigten Investitionen in Gebäude und Inventar wird geprüft. Das heißt: Die Signa Holding zieht aus ihren Büros aus.
„Verwertung des Privatjets der Signa Holding ist im Gange. Ziel ist ein bestmöglicher Verkauf“
Alle als Repräsentation und Akquise bezeichneten Teilbetriebe – insbesondere Jagd-, Flug und sonstige Repräsentationsaktivitäten – wurden unmittelbar geschlossen. Der Personalstand der Signa Holding reduzierte sich damit von 42 auf acht Beschäftigte.
Der Firmen-Privatjet des Typs Cessna Citation XLS soll zu Geld gemacht werden; der Prozess ist im Gange. Ziel ist ein bestmöglicher Verkauf.
Auch "Krone"-Anteile unterm Hammer
Einige Beteiligungen der Signa Holding werden mit der Zustimmung der Schuldnerin einer Verwertung zugeführt werden. Dies betreffe insbesondere die Medienbeteiligungen. Benko hält ja über die Signa knapp ein Viertel der Anteile an "Kronen Zeitung" und "Kurier".
Chrysler Building soll weg
Gespräche werden auch über die Beteiligung an der Signa RFR US Selection AG geführt, zu dessen Immobilienprojekten unter anderem das Chrysler Building in New York zählt.
Bisher 1,13 Mrd. Euro an Forderungen angemeldet
Auf der Signa-Gläubigerliste im Insolvenzantrag sind 273 Personen und Unternehmen gelistet, die Forderungen gegenüber der Sogna Holding haben.Wie Sanierungsverwalter Stapf weiters berichtet, haben bis dato 43 Gläubiger ihre Forderungen in der Höhe von rund 1,13 Mrd. Euro angemeldet. Diese werden nun intensiv geprüft. Die Anmeldefrist für Forderung endet am 15. Jänner 2024. Es bleibe abzuwarten, so Stapf, ob die im Insolvenzantrag der Signa Holding festgehaltenen, potenziellen Verbindlichkeiten in Höhe von 5 Mrd. Euro tatsächlich vollständig durch die Gläubiger angemeldet werden.
Geschäftsfälle werden überprüft
Der Sanierungsverwalter und sein Team überprüfen auch mehrere historische Geschäftsfälle der Signa Holding. Die bisherige Überprüfung bezüglich des vergangenen Jahres habe mehrere Geschäftsvorgänge ergeben, die für das weitere Verfahren relevant sind. Erst nachdem diese umfassend überprüft sind, könne die Angemessenheit des von der Signa Holding angebotenen Sanierungsplanes bewertet werden.
Deloitte unterstützt
Unterstützt wird der Sanierungsverwalter bei der finanziellen Aufarbeitung des extrem komplexen Falles vom Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte.
Die vom Gericht aufgetragene Datensicherung gestaltet sich als schwierig, wurde mit erheblicher Verzögerung aber nunmehr begonnen.
Nächste Termine
Die nächsten offiziellen Termine beim Handelsgericht sind:
am 29. Jänner 2024 die Prüfungstagsatzung, bei der über die Rechtmäßigkeit der von den Gläubigern angemeldeten Forderungen entschieden wird;
am 12. Februar 2024 die Sanierungsplantagsatzung, bei der die Gläubiger über den Sanierungsplan der Signa Holding abstimmen. Damit er angenommen wird, muss die Mehrheit der Anwesenden (in Köpfen und nach Forderungen) dafür sein. Dann erhalten die Gläubiger 30 % ihrer Außenstände bezahlt, um den Rest fallen sie um. Der würde dem Unternehmen erlassen.