Er rief nicht mal an
Benko-Pleite – darum sind Geldgeber jetzt richtig sauer
Vom Insolvenzantrag erfuhren Benkos prominente Investoren via Pressemitteilung. So liefen die letzten Tage der Signa Holding.
Nicht erst seit die Signa Holding am 29. November Insolvenz angemeldet hat, gibt es Unmut unter René Benkos prominenten Investoren über eine unzureichende Informationspolitik des Tirolers. Aber solange alles rund lief und fette Dividenden flossen, hielten sich die Geldgeber mit Kritik zurück.
Allein Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking stieg frühzeitig aus, verkaufte seine Signa-Anteile bereits im Jahr 2016. Die Gründe für seinen Rückzug machte er damals nicht öffentlich – erst heuer Anfang November ließ er wissen, warum er sein Geld von Benko abzog: "Ich bin 2016 bei Signa als Aktionär ausgeschieden, weil die Zahlen, die mir vorgelegt wurden, nicht mit dem übereinstimmten, was uns Benko in den Sitzungen vorgetragen hat", so Wiedeking gegenüber dem "Handelsblatt".
Rundmail zur Pleite
Benkos Alleingänge und mangelnde Transparenz gegenüber den Geldgebern kennzeichneten auch die letzten Wochen und Tage vor der Pleite der Dachgesellschaft. Wie das "Manager Magazin" enthüllt, erfuhren die wichtigsten Signa-Gesellschafter am 29. November per Pressemitteilung vom Insolvenzantrag. Als Rundmail wurde die Mitteilung von den Geschäftsführern Marcus Mühlberger und Christoph Stadlhuber verschickt. Im Verteiler waren langjährige Investoren wie Fressnapf-Gründer Torsten Toeller oder der Kaffeeunternehmer Arthur Eugster.
Dass Benko seine Millionen-Investoren nicht mal anrief, um ihnen die Situation persönlich zu erklären, dürfte den Unmut gesteigert haben. Die Stimmung war jedoch schon zuvor extrem belastet. Schließlich hatten bekannte Gesellschafter der Signa Holding – darunter Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner – Benko Anfang November in einem offenen Brief zum Rückzug aufgefordert.
Bettelbriefe
Dass es für die Signa Holding Spitz auf Knopf stand, wird den Investoren klar gewesen sein. Das lässt sich über die Rekonstruktion der letzten Tage der Signa Holding erschließen. Anfang November hatten die Signa-Chefs die Gesellschafter laut "Manager Magazin" per Brief um dringend benötigte weitere Millionen angefleht. Der an Bord geholte Sanierer Arndt Geiwitz zwei Tage schoss ein Mail ähnlichen Inhalts nach.
Der Countdown bis zur tatsächlichen Insolvenz der Signa Holding lief dann so: Am 24. November teilten die Geschäftsführer den Brief eines Anwalts, in dem die Insolvenz angekündigt wurde. Eingereicht wurde der Insolvenzantrag (beantragt wurde ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung) am 29. November, also fünf Tage nachdem die Signa-Chefs über das Anwaltsschreiben informiert hatten.
Insolvenzverschleppung?
Einige Signa-Investoren orten in diesem Zeitabstand bereits eine mögliche Insolvenzverschleppung und prüfen Strafanzeigen.
Inzwischen sind schon einige kleinere Signa-Töchter ebenfalls insolvent. Und die Pleite der wichtigsten Tochter Signa Prime, in der die Top-Immobilien der Gruppe gebündelt sind, droht laut Insidern in den nächsten Tagen.
„Ich bin hier 24/7 in Gesprächen mit Gläubigern und Investoren. Da ist noch so viel in Bewegung“
Täglich ab 5 Uhr im Büro
Und was macht René Benko? Es wirkt, als sei der 46-Jährige abgetaucht. Für seine Investoren ist er schwer erreichbar, für Medien überhaupt nicht. Arbeiten dürfte er aber wie eh und je. Benko sei täglich ab 5 Uhr Früh bis spätabends in seinem Innsbrucker Büro, erzählt einer, der eng mit ihm zusammenarbeitet, dem "Manager Magazin".
Großen Informationsbedarf gegenüber jenen, die ihm jahrelang ihre Millionen anvertrauten, um die sie nun zittern müssen, dürfte Benko nicht haben. Als sich Anfang Dezember ein Gesellschafter nach dem Fortgang der Dinge erkundigte, antwortete Benko laut "Manager Magazin": "Ich bin hier 24/7 in Gesprächen mit Gläubigern und Investoren. Da ist noch so viel in Bewegung". Er soll aber versprochen haben, sich eine Woche später wieder zu melden.