Niederösterreich

Bangen um Kredite – Verlieren Häuslbauer Tausende Euro?

Steigende Kosten bei Baustoffen sowie strengere Kreditvergabe-Richtlinien bringen derzeit zahlreiche Häuslbauer zur Verzweiflung.

Isabella Nittner
Viele stecken mitten im Hausbau oder in der Planung. Symbolbild
Viele stecken mitten im Hausbau oder in der Planung. Symbolbild
Bild: Fotolia

Schlaflose Nächte für Häuslbauer in Österreich: Die Kreditzinsen steigen! Viele Menschen, die sich noch vor der Krise einen variablen Zinssatz vereinbart und bei der Bank unterschrieben haben, vergeht der Appetit derzeit gehörig. Denn: Die monatliche Rate, die sie an die Bank zurückzahlen müssen, ist plötzlich um einiges höher, als man es sich eigentlich leisten kann.

Leitzins steigt

Wie berichtet hatte die EZB den Leitzinssatz nach knapp einer Dekade der Nullzinspolitik (zum Vergleich: 2008 war er auf 4,25 %, 2014 0,05 %, dann null Prozent) erst im Juli auf 0,5 Prozent erhöht. Ein Blick nach Amerika zeigt, was uns in Europa noch bevorstehen könnte. Die US-Notenbank Fed hob den Leitzins von 0,25 % im Jahr 2020 auf mittlerweile 2,5 Prozent an. Weitere Steigerungen werden von Experten trotz drohender Rezession erwartet.

"Uns fehlen plötzlich 40.000 Euro"

Ein weiteres Problem sind die massiv gestiegenen Rohstoff-Kosten. "Wir sind gerade mitten im Bauen. Und plötzlich fehlen uns 40.000 Euro", erzählt ein 41-Jähriger aus dem Bezirk Tulln. Der Grund: Die damalige Kostenschätzung, die für die Kreditvergabe herangezogen wurde, stimmt aufgrund der jetzt viel teureren Baustoffe nicht mehr. "Wir schauen, dass wir so weit wie möglich kommen, viel selbst machen und dann werden wir sehen", so der Niederösterreicher zerknirscht zu "Heute".

Er ist nicht der einzige, dessen Zukunftsgedanken sich derzeit im Kreis drehen. Auch Menschen, deren großer Traum vom Eigenheim noch in der Planungsphase steckt, könnten Tausende Euro verlieren. Denn: Die Banken werden bei der Kreditvergabe um einiges strenger.

Neue Kreditvergabe-Richtlinien

Ab 1. August sind, um für den Hausbau oder den Kauf einer Immobilie Geld von der Bank zu bekommen, Eigenmittel in Höhe von 20 Prozent der Gesamtkosten nötig – mehr dazu hier. Laut Nationalbank dürfte etwa ein Fünftel der Betroffenen – es handelt sich insbesondere um Jungfamilien – dieses Eigenkapital nicht haben, berichtet der "Wirtschaftspressedienst".

Auch die Laufzeit wird stark verkürzt, was automatisch höhere Monatsraten bedeutet. Und: Die monatliche Rate darf künftig höchstens 40 Prozent des Netto-Haushaltseinkommens ausmachen. Heißt in Summe für viele: Kein Kredit, kein Bauen!

Besonders bitter dürfte das für Betroffene werden, die kurz davor sind, sich einen Kredit nehmen zu wollen. "Wir haben unser Projekt gerade bei der Behörde zur Bewilligung eingereicht", erzählt ein 34-jähriger Niederösterreicher im "Heute"-Gespräch.

200.000 Euro schon investiert

160.000 Euro habe man aus privaten Ersparnissen für den Kauf des Grundstücks ausgegeben, 20.000 Euro für den Architekten, dazu kommen nochmals etwa 10.000 Euro für Grundstücksvermessung und diverse Behörden-Gebühren. "Und jetzt wissen wir nicht einmal, ob wir einen Kredit für den Bau bekommen, es ist zum Verzweifeln", so der 34-Jährige.

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