Politik
Backstage – das macht Sebastian Kurz jetzt gerade
Als Bundeskanzler außer Dienst krempelt Sebastian Kurz gerade sein Leben um. "Heute" hat den Backstagereport – und sagt, wann er im neuen Job loslegt.
Seit Samstagabend fehlt von Altbundeskanzler Sebastian Kurz jede Spur. Kein öffentlicher Auftritt, kein Foto, einzig eine schriftliche Stellungnahme zur Amtsübernahme durch Alexander Schallenberg ließ der 35-Jährige verbreiten. Zur Sitzung sämtlicher ÖVP-Abgeordneter (sie wählten ihn einstimmig zum Klubobmann) kam er durch die Hintertüre, vermied das Blitzlichtgewitter.
Kurz muss Leben umkrempeln
Auch bei der Sondersitzung des Nationalrats am Dienstag wartete man vergeblich auf ihn. Kritiker in den Sozialen Netzwerken unkten prompt: "Kurz hat also an seinem ersten Arbeitstag gleich blau gemacht." Andere warfen die Frage auf: "Ist Sebastian Kurz an seinem ersten Tag krank?" Die Antwort ist einfach: nein. Kurz hat derzeit noch kein Mandat im Hohen Haus, wird erst am Donnerstag vereidigt. Er bekommt derzeit auch kein Gehalt. Das Zeitfenster für eine Rückkehr auf das Nationalratsmandat: ein bis acht Tage nach Rücktritt. Er dürfte sich bewusst für die Mitte entschieden haben, erstens, um Alexander Schallenberg nicht die Show zu stehlen und zweitens, weil er sein Leben gerade komplett umkrempeln muss.
„"Das Kreisky-Zimmer steht jetzt komplett leer. So, als würde der Chef bald wieder zurückkommen."“
Was macht aber Sebastian Kurz gerade? Laut "Heute"-Infos richtet er sich gerade ein Büro im dritten Stock der ÖVP-Parteizentrale in der Lichtenfelsgasse (City) ein, telefoniert dort mit Ländern und Vertrauten. Auf ein Zimmer im türkisen Parlamentsklub (aufgeteilt auf Pavillon Heldenplatz und Palais Epstein) verzichtet er. Eine Umzugsfirma brachte bereits Möbelstücke und persönliche Gegenstände. Statt Menüs vom BKA-Koch gibt's nun einen schnellen Imbiss in der Parteizentrale – im Kreise seiner engsten Mitarbeiter.
Sie sind jetzt bei Kurz
Chefberater Stefan Steiner und Medienprofi Gerald Fleischmann wurden schon dort gesichtet. Aktuell immer in der Nähe des abgetreten Regierungschefs: Social-Media-Expertin Kristina Rausch und die persönliche Assistentin Lisa Wieser. Die Medienarbeit schupft der Steirer Rupert Reif (er schied aus dem Pressepool des Kanzleramts aus). Reif lenkte Montagabend auch die Journalistenmeute am Vordereingang ab, sodass Kurz unerkannt in den Klub schlüpfen konnte.
Übergabe läuft
Die Zeit bis morgen nützt Kurz mit diesem engsten Kernteam für eine Übergabe im Bundeskanzleramt, wo er sich auch persönlich von seinem Kabinett und den Mitarbeitern verabschiedete. Eine Mitarbeiterin sagte "Heute": "Das Kreisky-Zimmer steht jetzt komplett leer. So, als würde der Chef bald wieder zurückkommen."
Weg ist auch eine Art persönlicher Glücksbringer aus dem ehemaligen Büro im BKA – ein Prägegerät für türkise Buttons aus einem der letzten Wahlkämpfe. Es stand immer auf dem Stehpult. Nun ist es aus dem mit dunklem Holz getäfelten Kreisky-Zimmer verschwunden. Wie Kurz.
ÖVP organisiert Kurz Fahrer
Dem stand ab Montag auch kein Chauffeur auf Staatskosten mehr zur Verfügung. Seine Partei, die ÖVP, musste umplanen. Bisher gab es ein Dienstauto samt Fahrer, Generalsekretär Axel Melchior frequentierte es. August Wöginger bekam – wie die Klubobleute der anderen Fraktionen auch – ein Fahrzeug als Chef des türkisen Klubs vom Parlament gestellt.
Kurz muss ab Donnerstag auch finanziell Abstriche machen. Statt mit bisher 22.618 Euro brutto im Monat, muss er ab sofort mit 15.380 Euro (14 Mal im Jahr, plus Diäten) das Auslangen finden. Macht ein Minus von 7.238 Euro. Um Geld sei es ihm aber nie gegangen. Der Abschied vom Amt nage jedoch schon am jüngsten Altkanzler aller Zeiten, heißt es aus seinem Umfeld. Voll hinter ihm stehen seine Eltern, die unweit seiner Wohnung in Meidling leben und seine Lebensgefährtin Susanne – aktuell hochschwanger.