Wildtiere

"Unglück" – Ausländischer Jäger tötet seltenes Albino-Reh

Im Schweizer Kanton Bern konnte man bis vor kurzem einem weißen Reh begegnen. Nun wurde das Tier von einem ausländischen Jäger erschossen.

Roman Palman
Zwischen Konolfingen und Wichtrach lebte in den letzten Monaten ein seltenes Albino-Reh – jetzt ist es tot.
Zwischen Konolfingen und Wichtrach lebte in den letzten Monaten ein seltenes Albino-Reh – jetzt ist es tot.
20 Minuten

Es lockte viele neugierige Wanderinnen und Wanderer an: Zwischen Konolfingen und Wichtrach lebte in den letzten Monaten ein seltenes Albino-Reh. Nun aber ist das schneeweiße Tier tot, wie die "Berner Zeitung" berichtet.

Ein Leser sei bei einem Waldspaziergang auf ein Auto mit dem Kennzeichen von Bosnien-Herzegowina gestoßen: "Dann hetzte ein Hund über den Weg, es fiel ein Schuss, und ich konnte es nicht fassen", wird der Mann zitiert.

Wenige Meter weiter lag das weiße Reh auf dem Boden – erschossen.

Wutentbrannt habe er den Jäger zur Rede gestellt. Dieser habe ihm in gebrochenem Deutsch erklärt, dass er über das nötige Patent verfüge und er in diesem Wald jagen dürfe.

Albino-Rehe, hier ein Tier im Berner Oberland, sind selten anzutreffen. Auch in Österreich gibt es einige wenige.
Albino-Rehe, hier ein Tier im Berner Oberland, sind selten anzutreffen. Auch in Österreich gibt es einige wenige.
20 Minuten

Wildhüter schäumt

Laut Wildhüter Fritz Dürig anerkennt der Kanton Bern grundsätzlich die Jagdprüfung aus Bosnien-Herzegowina; mit dieser könnten hierzulande Jagdpatente oder entsprechende Gästekarten erworben werden.

Auch wenn ein Albino-Reh juristisch gesehen ein Reh wie jedes andere sei, verurteilt Dürig den Abschuss scharf: "Der Mann hat jedes Feingefühl vermissen lassen und der Jägerwelt keinen Dienst erwiesen", sagt Dürig. Bereits in der jagdlichen Ausbildung lerne man, dass ein Albino-Tier nicht geschossen werde – "aus Respekt vor dieser Laune der Natur".

Abschuss bringt Unglück

Einheimische Jäger haben wenig Verständnis für dieses Vorgehen. "Darf man, macht man aber nicht", fasst Lorenz Hess, Präsident des Berner Jagdverbandes, gegenüber "20 Minuten" seine Haltung zusammen. 

Zum anderen besage ein alter Volksglaube, dass das Töten weißer Rehe Unglück bringe. "Objektiv betrachtet ist das natürlich eher Aberglaube. Aber es zeigt, dass schon zu Urzeiten unter Jägern die Meinung vorherrschte, man solle weiße Rehe nicht töten."

Was den Mann aus Bosnien-Herzegowina zum Abschuss bewogen hat, kann Lorenz Hess nicht beurteilen. "Es kann sein, dass es die Gepflogenheit, Albino-Rehe zu verschonen, nicht in allen Kulturkreisen gibt. Oder aber der Jäger fand es cool, ein so seltenes Tier zu schießen."

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