Opfer schildert Horror

Aus Angst vor Peinigern wird 13-Jährige ständig bewacht

Monatelang wurde eine damals 12-Jährige in Wien von einer Jugendbande missbraucht. Nun spricht die Schülerin erstmals über ihr Martyrium. 

Newsdesk Heute
Aus Angst vor Peinigern wird 13-Jährige ständig bewacht
In Wien wurde ein 12-jähriges Mädchen monatelang von einer Jugendbande missbraucht. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Das Leid der jungen Anna-Maria (Anm. Name geändert) sorgt in ganz Österreich für Entsetzen. Über mehrere Monate wurde die damals 12-Jährige von insgesamt 17 Jugendlichen missbraucht und mit Videoaufnahmen der Übergriffe erpresst. Dabei verging sich die Jugendbande unter anderem in Parkgaragen, Stiegenhäusern und einem extra angemieteten Hotelzimmer an der Schülerin. 

Im Oktober des Vorjahres erstattet die Schülerin gemeinsam mit ihrer Mutter Anzeige bei der Polizei. Nach langer Ermittlungsarbeit gelang es dem Landeskriminalamt 13 Beschuldigte zwischen 13 und 19 Jahren auszuforschen. In der vergangenen Woche wurde die "Kinderzimmerbande" aus Favoriten zur sofortigen Einvernahme aus ihren Wohnungen geholt. 

Die Beschuldigten zeigten sich nur teilweise geständig, teilweise werden die Vorwürfe aber auch zurückgewiesen. Ein weiterer Teil verweigerte auch die Aussage. "Es war alles freiwillig", behauptete etwa einer der mutmaßlichen Täter gegenüber den Ermittlern.

"Sie haben so entsetzlich viel in mir kaputt gemacht"

Im Interview mit der "Krone" spricht die mittlerweile 13-Jährige gemeinsam mit ihrer Mutter erstmals über das Martyrium. "Sie haben so entsetzlich viel in mir kaputt gemacht", gibt die junge Wienerin Einblicke in ihre seelischen Wunden. Anna-Maria dachte, dass sie den Burschen nie wieder entkommen könne. Sie fürchte sich noch immer vor den Jugendlichen, die sich mehrmals wöchentlich an der Österreicherin vergangen haben sollen. 

Im Februar 2023 lernte die Gymnasiastin den gebürtigen Syrer A. in einem Park in Favoriten kennen. Der 15-Jährige soll das Mädchen zum Oralverkehr gezwungen haben. Gegenüber der Polizei gab Anna-Maria an, dass A. ihren Kopf mehrmals nach unten gedrückt haben soll. 

"Er muss gleich gemerkt haben, dass sie für ihn ein einfaches Opfer sein würde", erklärt die Mutter des Opfers gegenüber der "Krone". Ihre Tochter sei von jeher an eher introvertiert und gutgläubig gewesen. Wohl auch, weil sie in einem stabilen familiären Umfeld aufgewachsen ist. Trotz Scheidung vor ein paar Jahren waren ihre Mutter, die in einem Sozialberuf tätig ist und ihr Vater, der als Angestellter arbeitet, stets um das Wohl der damals 12-Jährigen und ihrer Geschwister bemüht. 

Mädchen zog sich immer mehr zurück

Im Spätsommer 2023 bemerkte die Wienerin schließlich, dass sich ihre Tochter veränderte. Die Schülerin, die bis dahin ihrer Mutter viel erzählte, war plötzlich "völlig verschlossen und in sich gekehrt". Anna-Maria zog sich immer mehr zurück, lag still auf ihrem Bett. "Ich fand das seltsam, fragte meine Tochter ständig, ob sie Probleme habe. Was sie abstritt", so die Mutter. "Ich glaubte ihr nicht, ich spürte, dass sie traurig war."

Da die Persönlichkeitsveränderung ihrer Tochter der Mutter große Sorgen bereitete, nahm sie psychologische Hilfe in Anspruch. Doch auch dort schwieg Anna-Maria über die grausamen Taten. Brutale Schläge gegen ihre Rippen, monatelanger Missbrauch und Erpressungen mit heimlichen Videoaufnahmen – all das behielt die Schülerin vorläufig für sich. 

Wohl aus Überforderung mit der Situation und Angst vor weiteren Gewaltausbrüchen ließ die junge Wienerin das Martyrium weiter über sich ergehen und folgte den Befehlen ihrer Peiniger. In ihrer Vernehmung gab sie an, sich kaum an das zu erinnern, was die Jugendlichen mit ihr machten. 

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    In der Nähe des Favoritener Antonsplatzes soll es in einer leerstehenden Wohnung zum Missbrauch gekommen sein.
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    Kein Anruf der Schule über Fehlstunden

    Anna-Maria soll für Treffen mit ihren Peinigern auch den Unterricht geschwänzt und ihre Mutter angelogen haben. "Ich ging davon aus, sie wäre in der Schule oder mit Klassenkameradinnen im Kino", erzählt die betroffene Mutter der "Krone". Kein einziges Mal wurde sie vom Gymnasium ihrer Tochter über das Fernbleiben benachrichtigt. "Davon wusste ich erst, nachdem ein Bekannter von ihrem Drama erfahren hatte", klagt die Wienerin an. 

    Obwohl das Mädchen an einer massiven posttraumatischen Belastungsstörung leidet und sich in psychologischer Betreuung befindet, muss sie demnächst erneut vor den Ermittlern Aussagen. "Denn nur dadurch wird es gelingen, die Missbrauchs-Bande einer gerechten Strafe zuzuführen", schildert Anwalt Sascha Flatz.

    Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe
    Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
    Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
    Rat auf Draht: 147
    Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
    Polizei-Notruf: 133

    "Wir leben in dauernder Furcht"

    12 der 13 Beschuldigten befinden sich derzeit auf freiem Fuß. Nur ein 14-jähriger Syrer leistete bei seiner Einvernahme Widerstand und sitzt seither in U-Haft. Für die Familie des Opfers ist dieser Umstand ein "Albtraum". "Weil wir in der dauernden Furcht leben, die Täter könnten meiner Kleinen auflauern und sich abermals bestialisch an ihr vergehen - oder sie sogar töten", so die Mutter. Auch deshalb werde Anna-Maria von Verwandten, Freunden und Nachbarn rund um die Uhr bewacht. "Sie darf sich keinen Meter mehr draußen alleine bewegen."

    Wohl auch deshalb wünscht sich das Mädchen nun einen Abschied aus der Bundeshauptstadt. Wie sie gegenüber der "Krone" erklärt, würde sie gerne an einem einsamen Strand am Meer sein. 

    Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung

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