Geheim-Unterlagen

Aufgedeckt – so trickste René Benko mit den Mieten

Mit Wuchermieten soll Benko den Wert der Signa-Immobilien enorm aufgebauscht haben. Das System zerbröselt jetzt.

Angela Sellner
Aufgedeckt – so trickste René Benko mit den Mieten
René Benko - der Immo-Jongleur ist gescheitert, seine Signa Holding meldete am 29. November Insolvenz an.
Sabine Hertel /Apa picturedesk ("Heute"-Montage)

Immo-Jongleur René Benko hat in rasanter Geschwindigkeit ein milliardenschweres Immobilien-Imperium aufgebaut – nun ist seine Signa Holding – die Dachgesellschaft des Konzerns – pleite. Einige kleinere Tochterfirmen sind ebenfalls bereits insolvent und die wichtigste Tochter Signa Prime, in der die Luxus-Immobilien gebündelt sind, könnte in Kürze folgen – der Insolvenzantrag ist Insidern zufolge in Vorbereitung – "Heute" berichtete.

Mieterhöhungen von mehreren Millionen Euro

Das System, mit dem Benko den Wert seiner Immobilien über Jahre aufgeblasen hat, trägt jetzt kräftig dazu bei, es zu Fall zu bringen. Für seine Kaufhäuser wie das Berliner KaDeWe soll Benko extrem hohe Mieten verlangt haben, wodurch der Wert der Objekte in der Signa-Bilanz stark stieg.  Die Mieten für das KaDeWe und weitere Luxus-Shoppingtempel der Signa in München und Hamburg sollten über 30 Jahre teils um mehrere Millionen jährlich steigen,. Das geht aus geheimen Unterlagen hervor, die dem "Handelsblatt" vorliegen. Im Gegenzug für die Mieterhöhungen stellte Signa Investitionen in die Standorte in Aussicht.

Das Berliner "Kaufhaus des Westens" (KaDeWe) gehört seit 2013 zum Signa-Imperium. Die Mieten soll Signa in extreme Höhen gesteigert haben.
Das Berliner "Kaufhaus des Westens" (KaDeWe) gehört seit 2013 zum Signa-Imperium. Die Mieten soll Signa in extreme Höhen gesteigert haben.
REUTERS

Die unter Benkos Eigentümerschaft bereits zwei Mal in die Insolvenz gerutschte deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof musste zum Teil für die Miete ein Drittel des Umsatzes an die Signa überweisen, wie das "Manager Magazin" berichtet. 

Die Mieten in Benkos Wiener Nobel-Einkaufsmeile Goldenes Quartier am Graben und Kohlmarkt liegen mit monatlich bis zu 600 Euro pro Quadratmeter ebenfalls in astronomischen Höhen.

Über Marktniveau

Branchenexperten zufolge liegen die von Signa verlangten Mieten in vielen Fällen deutlich über dem Marktniveau.

Benko konnte mit den Mieten erfolgreich "tricksen". Denn der Wert, mit dem eine Immobilie in den Bilanzen steht, orientiert sich nicht allein am Preis, zu dem sie gekauft wurde, sondern wird jedes Jahr neu festgelegt. Als Parameter dafür dienen neben der Entwicklung der Immobilienpreise auch die Mieten, welche im jeweiligen Objekt entrichtet werden. Durch Mieterhöhungen konnte Benko den Wert der Objekte also kräftig steigern. So wurde die Signa, zumindest auf dem Papier, immer wertvoller – auch unabhängig vom Erwerb neuer Objekte. Mit fast 21 Milliarden Euro bezifferte die Signa den Wert ihres Immobilienvermögens noch vor wenigen Monaten.

Die Vorwürfe, mit Mieterhöhungen die Immobilien-Bewertungen in den Bilanzen hochgeschraubt zu haben, weist Signa über einen Medienanwalt des Unternehmens zurück.

Inzwischen sind die Immobilienpreise auf Talfahrt, das System der Wuchermieten zerbröselt – so will die Galeria-Kette angeblich aus den Knebel-Verträgen aussteigen, wenn eine von Benko zugesagte Finanzspritze in Höhe von 200 Millionen ausbleibt. Dass dieses Geld, das für den Fortbestand der angeschlagenen Handelskette erforderlich ist, ist angesichts der aktuellen Situation fließen kann, ist mehr als fraglich.

Immobilienwerte zerbröseln

Der Wert der Signa-Firmen hat sich zuletzt rapide verringert. Bei der Dachgesellschaft Signa Holding, die seit 29. November in Insolvenz ist und sich in einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung befindet, wurde der Vermögenswert Ende 2022 noch auf 6,1 Milliarden Euro taxiert. Laut dem Insolvenzantrag waren es Ende September nur noch 2,8 Milliarden. Und sollte der Sanierungsplan nicht durchgehen und das Unternehmen zerschlagen sowie die Vermögenswerte veräußert werden müssen, wird der möglich Erlös im Insolvenzantrag mit nur noch 314 Millionen Euro beziffert.

Bildstrecke: Das gehört(e) zu René Benkos Milliardenreich

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    Das "Upper West" (l.) ist mit 119 Metern eines der höchsten Gebäude Berlins.
    Das "Upper West" (l.) ist mit 119 Metern eines der höchsten Gebäude Berlins.
    Reuters
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