Lohn-Streit eskaliert
AUA-Chefin geht hoch: "Lassen uns nicht kaputtmachen"
Die Maschinen der Austrian Airlines bleiben am Boden, ihre Chefin geht in die Luft. Sie attackiert die Gewerkschaft: "Unrealistische Forderungen".
Bei den Austrian Airlines fliegen derzeit nur die Fetzen. Nach 17 erfolglosen Verhandlungsrunden hat die Gewerkschaft vida ausgerechnet zu Ostern den Streik des Bodenpersonals ausgerufen. 400 Flüge mussten am Gründonnerstag und Karfreitag gestrichen werden, betroffen sind nach Angaben der (Nicht)Fluggesellschaft rund 50.000 Passagiere im In- und Ausland.
AUA-Chefin Annette Mann packte ebenfalls den Holzhammer aus. Angesichts der Gehaltsforderungen der Gewerkschaft müsse man die AUA im Kontext des Lufthansa-Konzerns "neu denken". Wien könne – wenn die AUA zu teuer werde – auch einfach verstärkt von den eigenen Billiglinien angeflogen werden, sagte sie kürzlich.
Drei Botschaften
Am Donnerstag meldete sie sich in Wien-Schwechat noch einmal medienöffentlich mit "drei Botschaften" zu Wort und trat ordentlich nach.
Zuallererst wolle sie sich bei den Passagieren "aufrichtig für die Unannehmlichkeiten entschuldigen", man versuche alles, um die Auswirkungen auf sie möglichst gering zu halten. Das auch telefonisch, doch die Hotline (ver)glüht. Aktuell habe man zwanzig Mal so viele Anfragen wie sonst.
„Wir werden die AUA nach der harten Aufbauarbeit nicht durch unrealistische Forderungen kaputt machen lassen“
Danach richtete sich der Airline-Boss auch direkt an die österreichischen Steuerzahler. Ihnen gegenüber sähen sich der Vorstand und sie selbst in ihrem Handeln verpflichtet, weil 300 Millionen Euro aus Steuergeld erst 2020 die AUA gerettet hatte.
Die angenommene Moralhoheit so abgesteckt, folgte die Kampfansage an die Gewerkschaft: "Wir werden die AUA nach der harten Aufbauarbeit nicht durch unrealistische Forderungen kaputt machen lassen!" Aber, so der dürre Olivenzweig, man sei nach wie vor bereit, einen noch höheren Abschluss als 2023 zu erzielen.
Worum gestritten wird
Begonnen hatte alles vor Wochen mit den traditionellen Gehaltsverhandlungen, die nun nach 17 gescheiterten Runden eskalieren. Die AUA-Führung, der alleine die Verhandlungen bisher wegen Ausfällen und Betriebsversammlungen ein Schaden von rund 24 Millionen Euro entstand, lenke nicht ein, beklagt die Gewerkschaft. Umgekehrt zeigt sich die AUA-Chefetage fassungslos, dass die Mitarbeiter nicht eine moderate Gehaltserhöhung akzeptieren wollen.
So wurde bereits ein Angebot der AUA mit einer Gehaltserhöhung von bis zu 28 (!) Prozent abgelehnt. "Der Lufthansa-Konzern macht 2,7 Milliarden Euro Gewinn", bedient Aktionäre üppig mit Dividenden, es werden die Manager mit Prämien behaftet. Wer überbleibt, ist die österreichische Belegschaft, konterte Roman Hebenstreit, Vorsitzender Gewerkschaft vida den Angriff Manns in der ZIB2.
"Es ist aus österreichischer Sicht unakzeptabel, dass allein die rot-weiß-rote Flagge auf der Heckflosse darüber entscheidet, ob man sich mit 40 Prozent weniger Einkommen zufriedengeben darf."
"Ein Stück weit zynisch" findet er die am Vortag über Medien ausgesprochenen Drohungen der AUA-Chefin. Letztlich hat der Steuerzahler die AUA über durch Krise gebracht. Jetzt davon zu reden, die AUA fallen zu lassen, sei nicht zu akzeptieren. Trotz Rekord-Gewinnen in Milliardenhöhe als letztes Glied der Kette behandelt zu werden, widerspreche der Gleichbehandlung und Fairness.
Diese Erhöhungen von 18 bis 28 Prozent "hätten wir längst unterschrieben", wenn es wirklich echte Lohnerhöhungen wären. Nach Ostern werde selbstverständlich an den Verhandlungstisch zurückgekehrt, in Zukunft aber "härtere, längere und intensivere Auseinandersetzungen" führen müssen.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die AUA-Chefin ist vor Wut im ORF-Interview fast explodiert, da die Gewerkschafts-Forderung nach Gehaltserhöhungen als "absolut unrealistisch" bezeichnet wurden
- Trotz eines Angebots der AUA, das sogar eine Gehaltserhöhung von bis zu 28 Prozent beinhaltete, und kostenlosen Stornierungen und Umbuchungen wegen des Streiks, gibt es keine Einigung in Sicht, was letztendlich die Passagiere beeinträchtigt