Wien
Armin Wolf: "Wie können Sie solche Zustände zulassen?"
Wie schlimm steht es um die Wiener Spitäler und die dort herrschende Personalnot? Gesundheitsstadtrat Peter Hacker wagte sich dazu zu Armin Wolf.
Knapp 1.000 offene Stellen gibt es alleine in den Spitälern der Stadt Wien. "Zu wenig Ärzte, zu wenig Pflegepersonal. Die Hilferufe aus Spitälern werden lauter", titelte der ORF und lud Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) dazu Mittwochnacht live ins Studio der ZIB2.
Moderator Armin Wolf zeigte gleich zu Beginn seine Zähne: "Wie können Sie solche Zustände zulassen?" Hacker berief sich auf Faktoren, die sich seit Jahren aufgebaut hätten. So würden etwa seit "langer, langer Zeit zu wenig Ärzte" ausgebildet. Prinzipiell fehle es nicht an der Gesamtzahl, aber viele würden in den Wahlarzt-Sektor einsteigen.
"Zweifelsohne, wir haben große Herausforderungen", so Hacker. Die Probleme seien seit langer Zeit "hausgemacht", beklagt der Gesundheitsstadtrat und sieht auch die Ärztekammer in der Pflicht.
"Ganz ehrlich, Herr Stadtrat"
Umfragen, wonach zwei Drittel der Wiener Ärzte über einen Wechsel weg aus den Spitälern nachdenken würden, wischt Hacker vom Tisch. Das Ergebnis sei tendenziöser Fragestellung geschuldet. Da musste Wolf noch einmal dazwischengrätschen. "Ganz ehrlich, Herr Stadtrat, wie viele Ärzte kennen Sie, die sagen, es funktioniert wunderbar?!"
Erst nach neuerlicher Nachfrage knallte Hacker auf den Tisch: "Das System funktioniert nicht wunderbar. Wir haben eine Verdichtung, die überproportional ist". Die Zahl der Ärzteplätze in den Spitälern habe er in den letzten Jahren um 500 angehoben, die der Pflegekräfte um 450.
Gesundheitsreform gefordert
Er fordert deshalb eine Gesundheitsreform des niedergelassenen Bereichs, bei dem der Gesundheitsminister Johannes Rauch mitwirken solle.
Solle man Wahlärzte abschaffen? "Ich finde, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Was nicht geht, ist nichts machen". Er könne sich vorstellen, dass Wahlärzte auch Kassenpatienten behandeln sollen. "Wir haben so ein Zwittersystem, liebäugeln mit Privatärzten, lassen aber zu, dass aus öffentlichen Stellen refundiert wird", so Hacker. Er will deshalb eine klare Regulierung des Wahlärztesystems.
Reden sich alle öffentlichen Stellen auf andere aus? "Nein, nein. Das Gegenteil ist der Fall". Die Bundesländer würden sich bemühen, vor Ort, auch am Land, Ärztestellen zu besetzen. "Wir leiden darunter, dass alles auf den riesengroßen Trichter Spitäler fokussiert wird."
Hacker fordert deshalb mehr Entscheidungskompetenzen für die Länder, diese seien nämlich weitaus eingeschränkter als es in der öffentlichen Wahrnehmung den Anschein habe.
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