Heftige Diskussion
Arbeiten auch im Krankenstand – jetzt hagelt es Kritik
Ein Arbeitspsychologe stößt eine neue Diskussion in Österreich an. Kann man gewisse Arbeiten auch im Krankenstand erledigen?
Es ist ein Tabubruch in Österreich. Der Arbeitspsychologe Andreas Hermann plädiert dafür, dass Arbeitnehmer auch im Krankenstand arbeiten sollen. Konkret soll es, "25 Prozent, 50 Prozent oder 75 Prozent-Krankenstände" geben, so Hermann.
Was er meint, beschreibt er anhand einer Bankangestellten, die nach einer Schulteroperation für sechs Wochen krankgeschrieben wird: "Nach zwei Wochen ist sie möglicherweise so fit oder vielleicht schmerzfrei, dass sie stundenweise oder den halben Tag arbeiten könnte. Sie könnte trotz Einschränkung im Arm beispielsweise Telefonate tätigen oder KollegInnen unterstützen. Hier bietet sich eine individuelle Lösung an, die sowohl dem Unternehmen als auch der Arbeitnehmerin hilft – sie könnte 50 Prozent arbeiten und 50 Prozent im Krankenstand sein."
"Gefahr für Arbeitnehmer"
"Heute" fragt bei der Arbeiterkammer nach, wie stehen sie zu dieser Idee? "Wir sind strikt dagegen", antwortet Bruno Sundl, Chef der Arbeitsrechtsabteilung der AK Steiermark.
Der Experte erklärt, es bestünde "die Gefahr, dass Arbeitnehmer gedrängt werden, krank arbeiten zu gehen." Und weiter: "Auf der ärztlichen Bestätigung steht – auch aus Datenschutzgründen – keine konkrete Krankheit. Der Arbeitgeber kann also gar nicht wissen, ob der Betreffende von zu Hause aus arbeiten kann", sagt Sundl zu "Heute".
Nächstes Problem, so die Einschätzung: Ein Arzt müsste den Grad der Arbeitsfähigkeit bestimmen, das wäre auch administrativ kaum zu bewältigen, so Sundl.
"Es gibt keine Zwischenkategorien"
"Laut aktueller Gesetzeslage ist man entweder arbeitsfähig oder unfähig, es gibt keine Zwischenkategorien", sagt der AK-Experte zum Abschluss.
Jeder ist 15 Tage pro Jahr krank
Hintergrund der Diskussion ist die schlimme Krise, durch die sich unsere Wirtschaft kämpft. Verschlimmernd: Die letzte Krankenstands-Statistik (2023) zeigt, dass die Fehltage zunehmen, sie erreichten einen Höchstwert der vergangen 30 Jahre, so der Dachverband der Sozialversicherungsträger.
Der Fehlzeitenreport 2024 zeigt, dass im Jahr 2023 die unselbstständig Beschäftigten durchschnittlich 15,4 Krankenstandstage hatten. Ein Plus von 4,6 Prozent zum Jahr 2022.
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Auf den Punkt gebracht
- Ein Arbeitspsychologe in Österreich hat eine kontroverse Diskussion angestoßen, indem er vorschlägt, dass Arbeitnehmer auch im Krankenstand teilweise arbeiten könnten, was von der Arbeiterkammer strikt abgelehnt wird.
- Die AK argumentiert, dass dies zu Druck auf die Arbeitnehmer führen könnte, krank zu arbeiten, und dass die aktuelle Gesetzeslage keine Zwischenkategorien der Arbeitsfähigkeit vorsieht.