Stress wegen Stück

Anwalt vergrault – Paulus Manker alleine vor Gericht

Theater-Exzentriker Paulus Manker hatte nun am Wiener Landesgericht einen großen Auftritt, die Rolle des Verteidigers übernahm er gleich selbst.

Christoph Weichsler
Anwalt vergrault – Paulus Manker alleine vor Gericht
Am Donnerstag musste sich Paulus Manker wieder vor Gericht verantworten – diesmal war er sein eigener Anwalt!
Denise Auer

Der Lift am Wiener "Landl" ist schon länger außer Betrieb, Paulus Manker (66) musste sich Donnerstag (26.9.) zu Fuß in den Saal im vierten Stock schleppen. Obwohl es hoch hinauf ging, war die Stimmung bei Manker ob der vielen Stufen schon vor der Verhandlung im Keller. Mit letzter Kraft kam der streitbare Theatermacher oben in den einzigen Saal im vierten Stock an, ließ sich auf den harten Holzsessel plumpsen.

Sofort wurde dem Zampano von seiner Ehefrau ein Glas Wasser gereicht. Mit der Erholung war es schnell vorbei – Mankers opulentes Gastspiel im Südbahnhotel am Semmering ging am kargen Landesgericht nun weiter.

"Geldgierige Kanaille"

Der Grund: Eine Klage wegen Ehrenbeleidigung, eingebracht vom Immobilieninvestor Christian Zeller, Besitzer des Südbahnhotels am Semmering. Im Fernsehen soll Manker seinen Widersacher als "Psychopathen", "geldgierige Kanaille" und "Scharlatan" bezeichnet haben.

Vor Gericht verteidigte sich Manker persönlich – ohne Anwalt – und kämpfte sich durch einen regelrechten Berg von Dokumenten. Denn sein bisheriger Anwalt war ihm abgesprungen. Jetzt muss Manker alleine den Wahrheitsbeweis für insgesamt neun strittige Aussagen antreten.

Nach dem Treppenaufstieg in den 4. Stock war Paulus Manker ziemlich außer Atem.
Nach dem Treppenaufstieg in den 4. Stock war Paulus Manker ziemlich außer Atem.
Denise Auer

"Gezielte Rufschädigung!"

Diese Aussagen, so Zeller, hätten seinen Ruf schwer beschädigt. Der Kläger sieht sich als Opfer eines rücksichtslosen Theatermachers, der immer wieder durch beleidigende Äußerungen auffällt und damit gezielt Rufschädigung betreibt. Manker, der am Donnerstag (26.9.) im Gerichtssaal unbeeindruckt schien, bestritt die Anschuldigungen energisch und stellte sich als unschuldiges Opfer dar.

Paulus Manker spazierte während der Verhandlung im Gerichtssaal umher und erneuerte seine Anschuldigung gegen Zeller. Dieser soll Subventionen für das Südbahnhotel einbehalten haben, anstatt sie weiterzuleiten. Mankers Auftritt wirkte teils chaotisch und unstrukturiert. Immer wieder verlor er die Übersicht über seine zahlreichen Unterlagen und konnte ein entscheidendes Zitat, das ihm zur Last gelegt wurde, nicht rechtzeitig finden. Dabei übernahm er erneut die Rolle seines eigenen Anwalts, als ob er eine Szene in einem Gerichtsdrama aufführen würde.

Paulus Manker brachte zudem erneut Vorwürfe gegen Zeller vor und behauptete, dieser habe nicht nur Subventionen für das Südbahnhotel einbehalten, sondern auch zugesagte Spenden an andere Institutionen wie die Volksoper und Staatsoper nicht erbracht.

Zeugin: Mankers Vorwürfe sind "Quatsch"

Die erste Zeugin Ingrid Skovus – Künstlerische Leiterin des Südbahnhotels – widersprach den Vorwürfen des Regisseurs. Vor allem, dass die Staatsoper versprochene Spenden von Zeller nicht erhalten habe, wies sie entschieden als "Quatsch" zurück. Sie war zu diesem Zeitpunkt in der zuständigen Abteilung der Staatsoper tätig und schilderte, dass Zeller als großer Spender wahrgenommen wurde. Die Zeugin zeigte sich verärgert über die anhaltende Debatte und erklärte abschließend: "Es ist eine Schande, dass wir alle so viel Zeit hier verschwenden." Dabei konnte sie ihre Abneigung gegenüber Paulus Manker nicht verbergen und fügte hinzu: "Wir hätten noch zehn Jahre lang vor vollem Haus spielen können," was ihre Frustration über den Streit deutlich machte.

Richter: "Herr Manker, das gehört nicht zum Prozess!"

Die Situation spitzte sich zu, als die Zeugin die zahlreichen Vorwürfe gegen die Kultur GmbH, die Manker immer wieder vorbrachte, konsequent zurückwies. Manker bestand vehement darauf, dass seine Dokumente relevant seien, und beharrte regelrecht darauf, sie in den Prozess einzubringen. Die Atmosphäre im Gerichtssaal wurde zunehmend hitziger, während der Regisseur immer lauter wurde und sein Redefluss nicht zu stoppen war. Der Richter versuchte zunächst, die Gemüter mit einem leisen "Pssst!" zu beruhigen. Als Manker jedoch weiterhin unaufhaltsam sprach, klopfte der Richter schließlich energisch auf den Tisch und forderte Ruhe. Sichtlich genervt wies er den Skandal-Regisseur zurecht: "Herr Manker, das gehört nicht zum Prozess! Wir driften sonst ab von unserem eigentlichen Thema!" Die gegenseitigen Anschuldigungen drifteten immer weiter vom Inhalt der Privatanklage ab.

"Bist mir nachgelaufen wie ein Hund!"

Als Paulus Manker erwähnte, dass man ihn zur Rettung des Südbahnhotels holen wollte, konnte sich die Zeugin ein Schmunzeln nicht verkneifen. Verwundert entgegnete sie: "Du bist mir nachgelaufen wie ein Hund und hast darum gebettelt!"

Am Ende der Verhandlung wurde das Verfahren vertagt. Doch damit ist der Rechtsstreit zwischen Manker und Zeller noch lange nicht abgeschlossen. Laut einem Sprecher Zellers sind noch zwölf weitere Verfahren gegen den Theaterregisseur anhängig, die sich unter anderem um finanzielle Unregelmäßigkeiten und Vertragsbrüche drehen. Besonders pikant: Manker soll insgesamt 1,3 Millionen Euro durch seine Inszenierungen im Südbahnhotel eingenommen haben, aber niemand weiß, wo das Geld geblieben ist. Der Regisseur selbst behauptet, die Mittel seien in die Produktion geflossen, doch Zeller sieht das anders und fordert eine genaue Aufklärung.

Prozess erneut vertagt!

Zu Beginn des Prozesstages erweiterte Zeller seine Anklage um den Vorwurf der üblen Nachrede, da Manker ihm im Kurier Subventionsbetrug vorgeworfen und ihn erneut beleidigt habe. "Ich halte die Behauptungen aufrecht. Denn sie sind wahr", erklärte Manker, der sich in diesem Verfahren selbst vertritt und die Rolle des Anwalts so spielt, als ob er in einem Gerichtsdrama auf der Bühne stehen würde.

Verlag lässt Manker fallen

Paulus Manker wird es künftig schwer haben, seine Inszenierung von "Alma – A Show Biz ans Ende" auf die Bühne zu bringen. Am Tag des Prozesses kündigte fast zeitgleich der Litag Theaterverlag München die Zusammenarbeit mit Manker.

Vor Gericht konnte am Donnerstag keine Entscheidung gefällt werden. Der Prozess wurde vertagt, es gilt die Unschuldsvermutung!

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    Auf den Punkt gebracht

    • Theater-Exzentriker Paulus Manker musste sich am Wiener Landesgericht ohne Anwalt gegen eine Klage wegen Ehrenbeleidigung verteidigen, die vom Immobilieninvestor Christian Zeller eingebracht wurde
    • Trotz chaotischem Auftritt und hitziger Atmosphäre im Gerichtssaal, bei dem Manker seine Vorwürfe gegen Zeller erneuerte, konnte keine Entscheidung gefällt werden und der Prozess wurde vertagt
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