Rücktritt

"Anschuldigungen" – so erklärt ÖFB-Boss sein Aus

Klaus Mitterdorfer ist als Präsident des ÖFB zurückgetreten. Der Kärntner hätte in einer Präsidiumssitzung am Freitag keine Mehrheit gehabt.

Sport Heute
"Anschuldigungen" – so erklärt ÖFB-Boss sein Aus
ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer tritt ab.
Gepa

Mitterdorfer war die treibende Kraft hinter der Strukturreform des ÖFB, die die Installierung eines CEO und eines Wirtschafts- sowie Sport-Geschäftsführers, diese Rolle sollte Peter Schöttel zukommen, vorsah. In einer für Freitagnachmittag einberufenen außerordentlichen Präsidiumssitzung wollte Mitterdorfer die ehemalige Postbus-Chefin Silvia Kaupa-Götzl für den CEO-Posten vorschlagen. Allerdings fand der ÖFB-Boss dafür keine Mehrheit. Mitterdorfer hatte nur fünf der 13 Stimmen auf seiner Seite – inklusive seiner eigenen.

Deshalb nahm Mitterdorfer im ÖFB-Machtkampf rund 24 Stunden vor der Präsidiumssitzung in einem Wiener Hotel seinen Hut und trat mit sofortiger Wirkung als ÖFB-Präsident ab. Zuvor war Mitterdorfer in die Kritik geraten, weil er an der Absetzung des ÖFB-Geschäftsführers Bernhard Neuhold festhielt – einem Vertrauensmann von Teamchef Ralf Rangnick und den Spielern, die sich für Neuholds Verbleib ausgesprochen hatten. Rangnick gewinnt somit auch den Machtkampf im ÖFB.

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    "Diffamierungen, Anschuldigungen"

    Er habe "zeitnah für Klarheit und Ruhe in Form einer neuen hauptamtlichen Führung mit fundierten Managementqualitäten" sorgen wollen, erklärte Mitterdorfer in einer Rücktritts-Stellungnahme am Donnerstagabend. Die Unterstützung im Präsidium für die Strukturreform sei zuletzt aber geschwungen.

    "Ich habe immer betont, dass ich mich nicht verbiegen werde und dazu stehe ich auch. Die persönlichen Diffamierungen und Anschuldigungen der letzten Wochen vor und besonders auch hinter den Kulissen haben nicht nur meine Familie und mich in meiner ehrenamtlich ausgeführten Funktion, sondern in der Gesamtheit auch den ÖFB stark belastet", so Mitterdorfer weiter.

    Er hoffe nun, dass es seinen Nachfolgern gelinge, "dass die Sache selbst – nämlich der Fußballsport in allen seinen Facetten – wieder im Mittelpunkt der Arbeit und des Einsatzes stehen kann".

    Die Mitterdorfer Erklärung im Wortlaut

    Liebe Fußballfamilie,

    ich habe die Entscheidung getroffen, meine Funktion als Präsident des ÖFB mit sofortiger Wirkung zurückzulegen.

    Angesichts der aktuellen Umstände war es aus meiner Sicht von höchster Priorität, im ÖFB sehr zeitnah für Klarheit und Ruhe in Form einer neuen hauptamtlichen Führung mit fundierten Managementqualitäten zu sorgen und die Aufgabe der raschen Weiterentwicklung mit viel Erfahrung und Know-how in Angriff zu nehmen. Die Mehrheit im Präsidium für diesen straffen Prozess ist in den letzten Tagen leider geschwunden.

    Ich habe immer versucht, das große Ganze zu sehen, konstruktiv im Sinne des Fußballs zu agieren und gemäß meiner Werte verbindend zu wirken. Letzteres ist zuletzt nicht (mehr) gelungen und daher ist der Zeitpunkt gekommen, die Konsequenzen zu ziehen. Ich habe immer betont, dass ich mich nicht verbiegen werde, und dazu stehe ich auch. Die persönlichen Diffamierungen und Anschuldigungen der letzten Wochen vor und besonders auch hinter den Kulissen haben nicht nur meine Familie und mich in meiner ehrenamtlich ausgeführten Funktion, sondern in der Gesamtheit auch den ÖFB stark belastet.

    Ich hoffe, dass einiges hinterlassen werden konnte, was den Fußball in Österreich nachhaltig stärkt, positiv verändert und weiterbringt.

    Es erfüllt mich mit Stolz, dass es gelungen ist, eine längst fällige Strukturreform einzuleiten und damit eine Modernisierung und Verschlankung der Strukturen des ÖFB zu erreichen. Ziel sind klare, professionelle und effiziente Entscheidungswege, die Weiterentwicklung des Präsidiums zu einem Aufsichtsrat sowie eine weitere Kompetenzverschiebung zum Hauptamt. Künftig sollen die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ÖFB und der Verbände mehr Entscheidungsbefugnisse erhalten.

    Das wohl größte Projekt des ÖFB in den letzten Jahrzehnten, der ÖFB Campus in Wien-Aspern, der nach großen Anstrengungen gemeinsam mit dem Bund und der Stadt Wien realisiert werden konnte, ist bereits in einer sehr fortgeschrittenen Bauphase und wird dem ÖFB und den Nationalteams eine gemeinsame und würdige Heimat bieten.

    Mein großer Dank gilt allen konstruktiven Kräften, die im Sinne des Fußballs in Österreich auf allen Ebenen und in allen Funktionen wirken. Insbesondere danke ich aus ganzem Herzen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ÖFB, die in einer sehr herausfordernden Phase einen tollen Job machen und den ÖFB zusammenhalten.

    Ich hoffe sehr, dass es meinen Nachfolger:innen gelingt, dass die Sache selbst - nämlich der Fußballsport in allen seinen Facetten - wieder im Mittelpunkt der Arbeit und des Einsatzes stehen kann und wünsche dem gesamten ÖFB, den Nationalteams und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur das Beste für die Zukunft.

    Mit sportlichen Grüßen
    Klaus Mitterdorfer

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    Auf den Punkt gebracht

    • Klaus Mitterdorfer ist als Präsident des ÖFB zurückgetreten, nachdem er in einer Präsidiumssitzung keine Mehrheit für seine vorgeschlagene Strukturreform und die Installierung eines neuen CEO fand.
    • In seiner Rücktrittserklärung betonte Mitterdorfer, dass persönliche Diffamierungen und Anschuldigungen ihn und den ÖFB stark belastet hätten und er hoffe, dass seine Nachfolger den Fokus wieder auf den Fußballsport legen können.
    red
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