Politik
Die Krankenakte Anschober – darum wirft er jetzt hin
Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat sein Amt zurückgelegt. Was für viele überraschend kommt, hat jedoch in Wahrheit eine lange Vorgeschichte.
Nach 462 Tagen hat der 60-jährige Oberösterreicher am Dienstag in einer Pressekonferenz seinen Rücktritt als Gesundheitsminister aus gesundheitlichen Gründen bekannt gegeben. "Mir ist zunehmend die Kraft ausgegangen", erklärte Rudolf Anschober in einer ersten, sehr emotionalen Stellungnahme.
Tinnitus, Kreislaufkollaps, hoher Blutdruck
"Diese Pandemie hat unser aller Leben verändert, auch das meine. Ich habe in diesen 14 Monaten versucht, alles zu geben, mit aller Kraft - ich habe mich dabei ganz offensichtlich überarbeitet", so Anschober. Er berichtet von beginnendem Tinnitus, steigenden Zucker- und Blutdruckwerten, "als die logischen Folgen einer Überlastungssituation"
Bereits vor einem Monat hätte er einen Kreislaufkollaps mit anschließendem Spitalsaufenthalt gehabt - vergangene Woche folgte dann ein zweiter. "Da hab ich gemerkt: Jetzt muss ich für mich eine Notbremse ziehen", so Anschober.
"Das kann auf Dauer nicht gutgehen"
Er habe daraufhin mit seinen Ärzten gesprochen, die ihm eine Auszeit empfohlen hätten. "Normalerweise müsste dies in jedem Beruf möglich sein, auch für einen Gesundheitsminister, aber wir sind in keiner normalen Zeit, sondern inmitten der schwersten Pandemie seit 100 Jahren". Die Republik brauche jetzt einen Gesundheitsminister, der zu 100 Prozent fit ist - "das bin ich derzeit nicht", so Anschober.
"Die Pandemie macht keine Pause, daher kann auch der Gesundheitsminister keine Pause machen. Außerdem ist der Gesundheitsminister für die Gesundheit da - ja, auch für eigene", schmunzelt der Noch-Gesundheitsminister. Sein Nachfolger wird am kommenden Montag angelobt. "Ich kenne mich seit 60 Jahren und eines weiß ich: auch wenn ich nur 50, 60, oder 70 Prozent Fitness habe, ich will 100 Prozent Leistung bringen - und das kann auf Dauer nicht gut gehen. Ich will mich auch nicht kaputt machen."
Anschober, der bereits vor neun Jahren ein Burnout gehabt hatte, stellt aber klar: "Bei einem Burnout würde ich nicht hier stehen. Das ist, wie wenn einem der Stecker rausgezogen wird", so der 60-Jährige, der "überarbeitet und ausgepowert" sei. Jetzt wolle sich erst einmal seiner angeschlagenen Gesundheit widmen und danach seinen "Traum" leben und einen politischen Roman schreiben.