Andy Lee Lang: "Haider und Rapp wegen Alter abserviert"

Andy Lee Lang (59) war schon auf den verschiedensten österreichischen Bühnen vertreten. Seit Sonntag ist er in Baden zu sehen. Der Sänger zeigt sich begeistert: "Baden ist ein Schmuckkästchen, also wirklich eine schöne Stadt", erzählt Lang im Gespräch mit "Heute".

Dort spielt er im Stück "Wiener Blut" von Johann Strauss Sohn († 1899) einen Karussellbesitzer. Nervös ist er nicht: "Also bin ich kein Mensch von Lampenfieber. Es gibt immer Dinge, die sind Routine, aber Premieren sind was Besonderes und da ist man angespannt. Positiv angespannt", so der Schauspieler.

Zu alt für die Bühne?

Von Musical bis hin zu Operetten, Lang hat schon viel Bühnenerfahrung. Doch ist sein Bühnendasein bald vorbei? "Musical wird in der Regel von jungen Leuten gespielt. Also für Leute in meinem Alter gibt’s eine Rolle, um die raufen sich 60 Darsteller", erklärt er.

Weiters fragt er: "Gibt’s für ältere Leute überhaupt Platz? Wenn ich mir die Filmindustrie anschaue, dann sind doch die amerikanischen Schauspieler und Schauspielerinnen gebotoxt bis zum Gehtnichtmehr. Der Jugendwahn tritt auch im Fernsehen ein, wenn ich mir denk, wie ein Alfons Haider abserviert wurde, wie ein Peter Rapp abserviert wurde, obwohl die, die Quotenbringer waren".

Eine Chance

Doch die jungen Nachwuchsschauspieler verdienen natürlich auch eine Möglichkeit. "Dann besetzt man halt irgendwelche jungen Leute, weil die wollen natürlich auch eine Chance bekommen und arbeiten", erklärt der Musiker im "Heute"-Talk.

Ein weiteres Hindernis ist die Beweglichkeit. "Was natürlich noch dazukommt beim Musical: Die müssen ja tanzen wie die Wilden. Und ab einem gewissen Alter lässt man das Tanzen dann stark bei Seite. Das ist auch ein Faktor, warum es im Musical Bereich wenige Rollen für ältere gibt, weil die körperlich eines Tages nicht mit den Jungen Schritt halten können".

Mutiges Stück

Die Operette "Wiener Blut" ist aus dem Jahr 1899. Doch die ist keineswegs zu alt für die Bühne. Auch 125 Jahre nach der Uraufführung ist das Bühnenwerk aktuell. Denn es geht um einen Grafen, der zahlreiche Affären hat und da Probleme hat, diese zu koordinieren. "Wenn man die Medien so liest, was auch überall sich abspielt, jetzt nicht nur in Königshäusern, Affären kommen halt immer wieder vor", stimmt Lang der Relevanz des Stückes zu.

Jedoch fällt es auch heute noch schwer, die romantischen Fehltritte zuzugeben. "Für die damalige Zeit war es bahnbrechend, das so auszusprechen. Das in einem Stück zu behandeln, dass es einen Grafen gibt, der mehrere Affären hat. Für die damalige Zeit war das tabubrechend und wirklich ein mutiger Schritt".

Ein Schritt der auch über 100 Jahre später noch massenhaft Zuschauer begeistert, vielleicht, weil sich doch mehr Zuseher damit identifizieren können, als gedacht...