Wirtschaft

"Am Scheideweg" – Supermarkt-Experte macht harte Ansage

Der Kärntner Handel schlägt Alarm und die Aussichten sind mehr als trübe! Besonders für den Lebensmitteleinzelhandel hat man eine düstere Prognose.

Der Lebensmittelhandel kämpft mit Lieferschwierigkeiten und Kostensteigerungen.
Der Lebensmittelhandel kämpft mit Lieferschwierigkeiten und Kostensteigerungen.
Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com

Der Lebensmittelhandel kämpft mit Lieferschwierigkeiten und extremen Kostensteigerungen bei Strom, Personal und Mieten. Der Hilferuf ist eindringlich: Ohne rasche Unterstützung würden viele Handelsbetriebe schließen müssen, warnte am Montag der stellvertretende Gremialobmann des Kärntner Lebensmittelhandels und ADEG-Obmann Anton Kovšca. Die etwa 400 ADEG-Händler in Österreich würden bei einer durchschnittlichen Verkaufsfläche zwischen 400 und 500 Quadratmetern rund 150.000 Kilowattstunden Strom jährlich benötigen.

Die Hälfte davon falle wegen der Kühl- und Gefrieranlagen unabhängig davon an, ob das Geschäft geschlossen sei oder offen. Die Kosten seien von fünf bis zwölf Cent/kWh auf derzeit ca. 50 Cent gestiegen, das sei nicht zu stemmen. Dazu kämen noch erhöhte Personalkosten. Kovšca: "Viele Kaufleute werden selbst die Reißleine ziehen und nicht auf die Insolvenz warten, sondern reagieren, Mitarbeiter kündigen, Betriebe schließen. Da kann sich die Konsequenzen jeder ausmalen, vor allem für den ländlichen Raum."

"Politik muss aufwachen"

Denn damit werde eine Lawine losgetreten, befürchtet Kovšca. Die Schwächung des Lebensmittelhandels würde nicht nur die Grundversorgung der regionalen Bevölkerung gefährden, sondern über fehlende Arbeitsplätze und beschleunigte Abwanderung die gesamte Infrastruktur im ländliche Raum. Spartenobmann Raimund Haberl sieht den Handel in Gefahr: "Wir stehen am Scheideweg. Die Politik muss aufwachen und uns Gehör schenken."

Denn viel rosiger stehen auch die anderen Handelsbereiche nicht da, analysierte Wolfgang Ziniel von der KMU-Forschung Austria: "Die Spirale der ungünstigen Entwicklungen dreht sich." Die hohen Rohstoff- und Energiepreise würden die Inflation anheizen, die erhöhten Einkaufspreise könnten nur schwer an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben werden. Gleichzeitig seien die Kostensteigerungen für den Handel bei Energie, Personal und Mieten enorm. Dazu komme noch die nach wie vor nicht ausgestandene Corona-Pandemie.

"Nicht zuträglich"

Sie macht auch Spartenobmann Haberl weiterhin Sorgen: "Ob die möglicherweise fehlende Weihnachtsbeleuchtung oder die neuerlich drohende Maskenpflicht: Das ist der Shopping-Laune und dem Einkaufsbummel ausgerechnet in der für den Handel wichtigsten Zeit des Jahres nicht zuträglich."

Konkret fordert der Handel zunehmend lautstark eine Entkoppelung von Strom- und Gaspreis, ein moderates Ergebnis der morgen beginnenden Kollektivvertragsverhandlungen im Handel und eine eventuelle Wiedereinführung der Maskenpflicht ausschließlich im internationalen Einklang – wo sie allerdings nirgends diskutiert werde, so Haberl: "Sonst sehen wir die Menschen wieder in der Gastronomie und beim Einkaufen in Italien!"

Dort sei übrigens der Sprit sogar auf der Autobahn billiger als in Österreich, lässt Haberl auch Kritik an der österreichischen Krisenbewältigung anklingen: "Andere Länder finden offenbar schon Mittel und Wege, um entlastend einzugreifen."

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