"Heil Hitler" zu Hit von Gigi

"Alkoholisiert kimmt d'rechtsradikale Seitn aussi"

Drei junge Oberösterreicher stehen am Mittwoch in Wels vor Gericht. Sie sollen am Rande eines Österreich-Matches u.a. "Heil Hitler" gegrölt haben.

Johannes Rausch
"Alkoholisiert kimmt d'rechtsradikale Seitn aussi"
Großes Medieninteresse am Mittwoch beim Prozess gegen drei junge Oberösterreicher in Wels. Zu sehen: Der Verteidiger des 25-jährigen Beschuldigten.
Matthias Lauber

Die drei Angeklagten wirken gefasst und ruhig, als sie in den Schwurgerichtssaal im Welser Landesgericht treten. Einer der Angeklagten (19) kommt mit schwarzem Kapuzenpulli, ein 25-Jähriger trug ein schwarzes Hemd, die erst 16-jährige Angeklagte trug schwarzen Blazer. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wiegen schwer.

Im Juli sollen die drei in Bad Ischl zur Melodie des Liedes "L'Amour toujours" von Gigi D'Agostino "Ausländer raus" gesungen haben. Auch der Hitlergruß soll gezeigt worden sein.

Vor Gericht kamen dann zahlreiche Details zu dem Vorfall ans Tageslicht. So soll von dem 25-Jährigen, der in Argentinien geboren wurde, ein Video kursieren, in dem er damit prahlt, dass sein Urgroßvater in der NS-Zeit Menschen umgebracht habe.

Match Österreich gegen Türkei

An besagtem Abend im Juli hätten die beiden Burschen das Fußballmatch Österreich gegen die Türkei geschaut und Alkohol getrunken. Dann sollen sie auf einem Handy den Hit des italienischen DJ abgespielt haben.

Zuvor hat es ja in Deutschland große Aufregung gegeben, weil junge gutsituierte Lokalbesucher in einem Club auf Sylt ausländerfeindliche Parolen zu dem Song gegrölt hatten. Auch in Österreich wurden danach Fälle von Nachahmungstätern bekannt.

"Zuerst habe ich das Lied abgespielt, dann der andere Angeklagte", so der 19-Jährige zum Richter. "Sieg Heil" hätten beide gerufen. "Aber den Hitler-Gruß haben wir nicht gemacht". Die NS-Zeit sei "grausam" gewesen. "Ich habe keine Erklärung, warum wir das gemacht haben", so der 19-Jährige. "Im Nachhinein war es das Beschissenste, was ich gemacht habe."

Der 25-Jährige bekannte sich schuldig. Er sei damals "schon gut bedient" gewesen. Die 16-Jährige hätte "ein Damenspitzerl" gehabt. Zu dem Video, das von ihm kursiert und in dem er mit Taten seines Uropas prahlte, sagte er vor Gericht: "Ich habe in dem Video relativ viel Blödsinn gesagt." Sein Uropa habe "sicher nicht 170 Leute umgebracht". Auch behauptete der Angeklagte in dem Video mehrfach, dass Syrer seine 6-jährige Schwester vergewaltigt hätten. Laut Staatsanwaltschaft soll er das "rund 50 Mal" einfach behauptet haben.

Wenn ma alkoholisiert san, kimmt d'rechtsradikale Seitn aussi.
Beschuldigte
in einem Video

Eine Zeugin, die alles mitgefilmt hatte, sagte ebenfalls aus. Die Studentin habe zuerst "Ausländer raus" und "Heil Hitler" gehört. Sie habe auch einen Hitler-Gruß gesehen. "Ein schockierender Anblick", so die Frau im Verhandlungssaal. Sie habe zu den Burschen dann gesagt: "Ist das euer Ernst, was ihr da singt's?" Die Antwort der Betrunkenen laut Video: "Wenn ma alkoholisiert san, kimmt d'rechtsradikale Seitn aussi". Also auf Deutsch: "Wenn wir alkoholisiert sind, kommt bei uns die rechtsradikale Seite heraus."

Der Verteidiger der 16-jährigen Angeklagten betonte, dass sich seine Mandantin mit zwei Freundinnen zum Fußballschauen getroffen habe. Sie selbst habe "gar nichts gemacht". Sie sei zwar alkoholisiert gewesen, aber nur dabeigestanden. Sie sei von der Schule aus bei einem Besuch im ehemaligen KZ Mauthausen gewesen: "Das war ganz schlimm." Von einer Zeugin wurde die 16-Jährige entlastet. "Sie sind zu dritt im Kreis gestanden. Sie wollte sich von den beiden distanzieren, hat sich, glaube ich, geschämt."

Ein Urteil wurde für den Nachmittag erwartet. Zuvor gab es ein Diversionsangebot (Sozialstunden oder eine betreute Führung durch das ehemalige KZ Mauthausen).

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    Auf den Punkt gebracht

    • Drei junge Oberösterreicher standen in Wels vor Gericht, weil sie im Juli in Bad Ischl zur Melodie von Gigi D'Agostinos "L’Amour toujours" ausländerfeindliche Parolen gesungen und den Hitlergruß gezeigt haben sollen
    • Die Angeklagten, die alkoholisiert waren, zeigten sich vor Gericht reumütig, während eine Zeugin ihre Aussagen bestätigte und die 16-jährige Angeklagte teilweise entlastete
    JR
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