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Ärztin behauptet: Botox hat Auswirkungen aufs Gehirn

Ein Gesicht mit zu viel Botox kann emotionslos wirken, weil der Ausdruck fehlt. Aber zerstört das Nervengift auch Empathie, wie eine Ärztin behauptet?

20 Minuten
Ärztin behauptet: Botox hat Auswirkungen aufs Gehirn
Welche Langzeitfolgen Botox hat, wird sich erst in vielen Jahren zeigen.
Getty Images

"Botox zerstört das Zentrum für Empathie in deinem Gehirn". Das sagt Dr. Stephanie Rimka während eines Vortrags und erntet dafür Beifall. Die Chiropraktikerin und Neurofeedback-Therapeutin behauptet, durch die gelähmte Gesichtsmuskulatur würden Anwender und Anwenderinnen verlernen, Mitgefühl zu haben – das sei wissenschaftlich erwiesen.

Wissenschaftliche Quellen fehlen

Unter dem Instagram-Post des Auftritts, der im Netz vielfach geteilt wird, entfacht eine Diskussion. 1840 Kommentare sammelt der Post mittlerweile. Viele User kommentieren: "Kannst du bitte die Quelle dazu posten?" Eine Studie von 2019, die Rimka selbst postet, beschäftigt sich damit, wie gut Emotionen noch zu erkennen sind, nachdem Botox injiziert wurde. Doch während Rimka damit eigentlich ihre Behauptung untermauern möchte, kommt die Studie gar zu einem anderen Schluss. "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die ästhetische Verwendung von Botulinumtoxin [...] das soziale Ausdrucksvermögen der Emotionen nicht wesentlich beeinträchtigt."

Ein anderer User eilt zu Hilfe und führt eine Studie von 2011 an: Frauen mit und ohne Botox-Behandlung sollten von Fotos von menschlichen Augen ansehen und diesen passende Emotionen zuordnen. Die Botox-Gruppe schnitt etwas schlechter ab – weil sie 2 von 36 Gesichtsausdrücken häufiger falsch zuordneten als die Gruppe ohne Botox.

Eine Übersichtsstudie von 2019 fasst zusammen, dass Gesichtsausdrücke von anderen und uns selbst Emotionen beeinflussen können. Botox kann diese Erfahrung beeinflussen, der Effekt sei aber relativ subtil und hänge von der jeweiligen Situation ab.

Und eine 2021 durchgeführte Metastudie fand heraus, dass Botox sehr wohl einen Einfluss auf ein Gehirn hat – allerdings wurde in diesem Fall die Wirkung von Botulinumtoxin bei der Behandlung von Depressionen untersucht. Das Ergebnis? Patienten, die mit Botox behandelt wurden, zeigten eine stärkere Verbesserung depressiver Symptome als Personen, die ein Placebo erhielten. Untersuchungen mittels MRT zeigten, dass Botox die sogenannte Amygdala beeinflusst. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Gehirnregion, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist.

Fazit: Botox zerstört das Empathiezentrum nicht

Kurzum: Die Forscher werden sich selbst nicht ganz einig. Inwieweit die Studienergebnisse wirklich Empathie bewerten, ist außerdem schwer zu sagen – Emotionen zu zeigen und zu erkennen, reicht immerhin noch nicht ganz aus, um von Empathie zu sprechen. Für Dr. Rimkas ursprüngliche Aussage – die Behauptung, dass Botox das Zentrum für Empathie im Gehirn zerstört – gibt es aktuell keine wissenschaftlichen Beweise oder Untersuchungen.

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Auf den Punkt gebracht

  • Dr. Stephanie Rimka behauptet, dass Botox das Zentrum für Empathie im Gehirn zerstört, was eine lebhafte Diskussion im Netz auslöst.
  • Wissenschaftliche Studien widerlegen jedoch ihre Aussage und zeigen, dass Botox zwar subtile Auswirkungen auf die emotionale Ausdrucksfähigkeit haben kann, aber keine Beweise dafür vorliegen, dass es das Empathiezentrum im Gehirn zerstört.
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