"Situation inakzeptabel"

Ärztemangel – wilder Streit, Patienten verunsichert

Das Gesundheitssystem ist angeschlagen: Hausärzte nehmen keine Patienten mehr auf, Ambulanzen sind überfüllt. Jetzt ist ein wilder Streit entbrannt.

Johannes Rausch
Ärztemangel – wilder Streit, Patienten verunsichert
Die Ärztekammer – im Bild die Geschäftsstelle in Linz – kritisiert die Gesundheitskasse, dass in der medizinischen Versorgung noch viel zu tun sei. (Symbolbild)
Google, iStock

Die Gesundheitsversorgung kränkelt schon seit längerem. Wie beunruhigend die Lage inzwischen ist, verdeutlichen aktuelle Zahlen: In Wels gibt es keinen einzigen Hausarzt mehr, der noch Patienten aufnimmt. In Steyr sind es immerhin noch acht, in Linz sechs.

Jetzt kritisiert die Ärztekammer Oberösterreich die Gesundheitskasse (ÖGK) heftig. "Aktuell sind im Bundesland fast 50 Kassenstellen unbesetzt, alleine 39 betreffen die Allgemeinmedizin", alarmiert die Standesvertretung auf "Heute"-Anfrage. "Das ist für alle Beteiligten eine herausfordernde und nicht mehr länger zu akzeptierende Situation."

Es brauche hier nun "schnell effektive Maßnahmen", eine davon sei eine "effiziente und gezielte" Steuerung der Betroffenen. "Die Lenkung der Patientenströme ist eines der brennendsten Themen in der Gesundheitsversorgung", so die Kammer.

Die Lenkung der Patientenströme ist eines der brennendsten Themen in der Gesundheitsversorgung.
Ärztekammer OÖ

Daher dürfe die Thematik nicht mehr "auf die lange Bank geschoben werden". Voraussetzung dafür sei ein "dringender Ausbau des niedergelassenen Bereichs": "Das ist die Aufgabe der Österreichischen Gesundheitskasse."

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Auch in den Spitälern müssten die überfüllten Ambulanzen und damit die dort arbeitenden Ärzte "endlich entlastet" werden. "Die Situation wird nicht einfacher, weil in den nächsten Jahren etwa ein Viertel der Kollegen in Pension geht", alarmiert die Organisation. Das brauche aber dringende Maßnahmen, wie etwa die Erhöhung der Finanzmittel sowie flexible Arbeitsmodelle und die Aufstockung des Personals.

Die Situation wird nicht einfacher, weil in den nächsten Jahren etwa ein Viertel der Kollegen in Pension geht.

"Deutliche Entspannung"

Die ÖGK sieht die Situation anscheinend hingegen nicht so dramatisch. Auf Anfrage antwortet die Kasse, dass im kommenden Jahr bei der Versorgung im hausärztlichen Bereich in den südlichen Stadtteilen von Linz und in Wels eine "deutliche Entspannung" zu erwarten sei. Als Gründe für die Verbesserung werden neue Primärversorgungszentren in Linz-Süd und in der zweitgrößten Stadt des Bundeslandes genannt.

Die medizinische Versorgung vor Ort werde durch das breite Angebot der Standorte "insgesamt gestärkt". "Diese bieten den Betroffenen erweiterte Öffnungszeiten mit multiprofessionellen Gesundheitsteams", betont die Krankenversicherung. "Zusätzlich zu den Ärzten steht der Bevölkerung ein Team aus Gesundheitsberufen wie Physiotherapie, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Sozialarbeit und Logopädie zur Verfügung."

Mit dem Klinikum Wels sei außerdem eine entsprechende Ambulanz für Personen vereinbart, die keinen Hausarzt besuchen können. Zwei Kassenstellen würden dort derzeit abdeckt werden. Und in Steyr seien aktuell alle 19 Kassenstellen für Allgemeinmedizin besetzt: "Hier liegen uns keine Beschwerden vor und wir beobachten die Versorgungslage genau."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der Ärztemangel in Österreich führt zu überfüllten Ambulanzen und langen Wartezeiten, was die Patienten verunsichert und die Ärztekammer Oberösterreich zu heftiger Kritik an der Gesundheitskasse veranlasst.
    • Die Gesundheitskasse verspricht jedoch eine Verbesserung der Lage durch neue Primärversorgungszentren und erweiterte Öffnungszeiten, während dringende Maßnahmen wie die Erhöhung der Finanzmittel und flexible Arbeitsmodelle gefordert werden.
    JR
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