Bürger immer unzufriedener

Zu lange Wartezeiten – 47 % weichen auf Wahlarzt aus

Große Unzufriedenheit: 70 % der Österreicher kritisieren das Gesundheitssystem. Lange Wartezeiten, Ärztemangel und Bürokratie belasten die Versorgung.

Wien Heute
Zu lange Wartezeiten – 47 % weichen auf Wahlarzt aus
Ein bedeutender Teil der Bevölkerung hat angesichts der Missstände bereits auf Wahlärzte ausgewichen. (Symbolbild)
Getty Images

In Österreich zeigt sich die Bevölkerung zunehmend unzufrieden mit der Gesundheitsversorgung. Die aktuelle Studie des Meinungsforschers Peter Hajek bestätigt: 70 Prozent der Befragten bewerten die Entwicklung des Gesundheitssystems negativ.

Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart betont, dass diese Unzufriedenheit eine deutliche Forderung an die neue Bundesregierung darstellt, dringend in das Gesundheitssystem zu investieren und es zu stärken.

65 Prozent fordern höhere Investitionen

Gesundheit bleibt für die Österreicher die höchste Priorität – noch vor sozialer Absicherung und Pflege. Zwei Drittel der 1.000 Befragten wünschen sich laut der Umfrage, dass der Staat mehr finanzielle Mittel in den Gesundheitssektor steckt. Dabei stehen wohnortnahe Versorgung und kürzere Wartezeiten im Fokus.

Präsident Steinhart macht deutlich, dass zur Erfüllung dieser Erwartungen mindestens 1.000 zusätzliche Kassenstellen geschaffen werden müssten. Besonders der ambulante kassenärztliche Bereich sei von der demografischen Entwicklung und den steigenden Anforderungen an die Versorgung im Wohnumfeld abgehängt worden.

47 Prozent suchen Wahlarzt auf

Ein bedeutender Teil der Bevölkerung hat angesichts der Missstände bereits auf Wahlärzte ausgewichen. Fast die Hälfte der Befragten gab an, innerhalb des letzten Jahres auf diese Alternative zurückgegriffen zu haben, um die Versorgungslücke zu überbrücken. Viele wünschen sich auch die Möglichkeit, Medikamente direkt in der Arztpraxis zu erhalten, anstatt den Weg zur Apotheke antreten zu müssen. Dieser Wunsch findet bei etwa 65 Prozent der Befragten Anklang.

"Die Bürgerinnen und Bürger fordern eine Versorgung in Wohnnähe, kurze Wartezeiten und ausreichend Zeit für ihre Anliegen", so Vizepräsidentin der Ärztekammer, Naghme Kamaleyan-Schmied. In der Studie werde klar, dass das Gesundheitssystem diesen Erwartungen in vielen Bereichen nicht mehr gerecht wird.

Ärztekammer fordert Milliarde für die Gesundheit

Laut Kamaleyan-Schmied seien über eine Milliarde Euro notwendig, um das System zu stärken. Dabei gehe es nicht nur um Investitionen, sondern auch um eine Reform des Kassensystems und eine faire Honorierung der Leistungen. Meinungsforscher Hajek ergänzt, dass die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem seit Herbst 2021 kontinuierlich sinke.

Präsentation des Gesundheitsbarometers 2024

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    Meinungsforschers Peter Hajek.
    Meinungsforschers Peter Hajek.
    Helmut Graf

    Der aktuelle "Gesundheitsbarometer" verdeutlicht, dass die Unzufriedenheit stark zugenommen hat. Die aktuelle Gesundheitsversorgung wird mit einem Mittelwert von 2,8 von den Befragten nur noch mäßig beurteilt.

    65 Prozent wollen Medikamente beim Arzt

    "Die Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte müssen flexibler und attraktiver werden", sagt Kamaleyan-Schmied und fordert ein Ende der bürokratischen Hürden, die eine effiziente Patientenversorgung erschweren. Steinhart fügt hinzu, dass niedergelassene Ärzte Vorrang vor privatwirtschaftlichen Ambulatorien haben sollten. Zudem bräuchte es Unterstützung angehender Ärzte beim Gründungsprozess.

    Die Ergebnisse des Gesundheitsbarometers 2024:

    • 65 Prozent der 1.000 befragten Personen in Österreich fordern vom Staat höhere Investitionen in die Gesundheit.
    • 70 Prozent der Befragten nehmen die Entwicklung des österreichischen Gesundheitssystems klar negativ wahr.
    • Bereits 36 Prozent beklagen, nicht ausreichend Zeit beim Kassenarzt zu haben, um sich mit allen ihren Anliegen auseinanderzusetzen.
    • Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) hat im vergangenen Jahr einen Wahlarzt aufgesucht.
    • 65 Prozent wünschen sich, Medikamente neben der Apotheke auch direkt beim Arzt zu bekommen, der sie verschrieben hat.

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      21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
      REUTERS

      Auf den Punkt gebracht

      • Die aktuelle Studie des Meinungsforschers Peter Hajek zeigt, dass 70 Prozent der Österreicher die Entwicklung des Gesundheitssystems negativ bewerten und 65 Prozent höhere Investitionen fordern
      • Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart und Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied betonen die Notwendigkeit von mindestens 1.000 zusätzlichen Kassenstellen und über einer Milliarde Euro Investitionen, um die wohnortnahe Versorgung, kürzere Wartezeiten und eine faire Honorierung der Leistungen zu gewährleisten
      red
      Akt.