Gesundheit
Extra mit Covid infiziert – so geht es den Patienten
In einer umstrittenen Studie wurden 36 Freiwillige mit Corona infiziert und ihr Krankheitsverlauf danach überwacht. Jetzt sind die Ergebnisse da.
Vor einem Jahr startete am Imperial College London die umstrittene Human-Challenge-Studie. Im Rahmen dieser wurden Menschen gezielt mit dem Coronavirus infiziert. Diese Studie ist die erste weltweit, die eine detaillierte Überwachung des gesamten Verlaufs von COVID-19 ermöglicht, von dem Moment an, in dem eine Person zum ersten Mal auf SARS-CoV-2 trifft, während der gesamten Infektion bis zu dem Punkt, an dem das Virus anscheinend eliminiert wird. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse des Forschungsprojekts vor.
36 Freiwillige im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, die zuvor nicht geimpft oder infiziert waren, bekamen einen Wildtyp des Coronavirus (SARS-CoV-2/human/GBR/484861/2020) als Nasentropfen verabreicht. Danach wurden sie von klinischem Personal in einer kontrollierten Umgebung über einen Zeitraum von zwei Wochen überwacht. Die Teilnehmer wurden der niedrigstmöglichen Virusdosis ausgesetzt, die eine Infektion verursachen kann, was in etwa der Menge entspricht, die in einem einzigen Tröpfchen Nasenflüssigkeit enthalten ist, wenn die Teilnehmer am ansteckendsten sind.
Grippeähnliche Symptome und Geruchsstörungen, aber keine Lungen-Schäden
18 Personen davon infizierten sich, wobei die Viruslast steil anstieg und etwa fünf Tage nach der Verabreichung ihren Höhepunkt erreichte. Das Virus wurde zuerst im Rachen nachgewiesen, stieg aber in der Nase auf deutlich höhere Werte an. Dies könnte darauf hinweisen, dass das Virus mehr aus der Nase als aus dem Mund ausgeschieden wird und unterstreicht die Bedeutung der richtigen Verwendung von Gesichtsmasken, um sowohl Mund als auch Nase zu bedecken. Lebensfähige Viren konnten im Durchschnitt bis zu 10 Tage nach der Infektion aus der Nase gewonnen werden. Es traten keine schwerwiegenden unerwünschten Impfreaktionen oder Nebenwirkungen auf.
16 der infizierten Personen berichteten zwei bis vier Tage nach der Infizierung über leichte bis mittelschwere erkältungsähnliche Symptome, darunter eine verstopfte oder laufende Nase, Niesen und Halsschmerzen. Einige hatten Kopfschmerzen, Muskel-/Gelenkschmerzen, Müdigkeit und Fieber. Geruchsstörungen oder Geruchsverlust entwickelten sich bei 13 Teilnehmern, die sich jedoch bei allen außer 3 Teilnehmern innerhalb von 90 Tagen wieder normalisierte – die übrigen zeigen nach drei Monaten weiterhin eine Verbesserung.
Bei keinem der Teilnehmer wurden Veränderungen in der Lunge oder schwerwiegende unerwünschte Ereignisse festgestellt. Alle Teilnehmer werden nach Verlassen der klinischen Einrichtung noch 12 Monate lang nachbeobachtet, um mögliche Langzeitfolgen zu überwachen.
Weitere Studie mit Delta
"Aus Sicht der Virusübertragung im Zusammenhang mit der sehr hohen Viruslast unterschätzen wir wahrscheinlich eher die Infektiosität, weil wir einen älteren Virusstamm verwendet haben. Bei einem neueren Stamm kann es Unterschiede in der Größe geben des Ansprechens, aber letztendlich erwarten wir, dass unsere Studie für diese Art von Infektion grundlegend repräsentativ ist", sagt Professor Christopher Chiu, leitender Prüfarzt der Studie.
In Zukunft wird das Team herausfinden, warum einige Menschen infiziert wurden und andere nicht. Außerdem soll in einer weiteren Studie mit der Delta-Variante geforscht werden. Ziel ist es, dabei auch Durchbruchsinfektionen herbeizuführen bei Menschen, die bereits Antikörper in sich tragen.