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Mindestens 72 Tote nach Anschlag auf Flughafen Kabul

Am Flughafen von Kabul gab es zwei Explosionen. Außerdem sollen die Evakuierungen heute Nacht beendet werden – mit oder ohne Österreichern.

Leo Stempfl
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In den letzten Tagen herrschte Hochbetrieb am Flughafen Kabul
In den letzten Tagen herrschte Hochbetrieb am Flughafen Kabul
NICHOLAS GUEVARA / AFP / picturedesk.com

Wie die "Kronen Zeitung" am Donnerstag plötzlich schreibt, sollen zahlreiche europäische Länder um Mitternacht ihre Evakuierungsflüge einstellen. Zu den Nationen zählt auch Deutschland, mittels dessen Bundeswehr-Maschinen die in Kabul festsitzenden Österreicher evakuiert werden sollten. Was mit ihnen nun passiert, ist unklar.

Generell wird es dann für Zivilsten schwer, aus Afghanistan rauszukommen. Eigentlich wurde bis 31. August Zeit eingeräumt, Ausländer und Mitarbeiter anderer Nationen in ihre Heimatländer rückzuführen. Daran wollen die USA auch festhalten, wie Pentagon-Sprecher John Kirby klarstellt: "Wir werden so viele Menschen wie möglich evakuieren."

Explosion am Flughafen

Zigtausende Menschen belagern aktuell die Grenzen zu Nachbarländern wie Pakistan, doch auch am Flughafen nimmt nun der Andrang weiter zu. Mit einem Flugzeug außer Lande kommen werden wohl nur die wenigsten. Das wird auch jene mit österreichischen Pass betreffen.

Wie John Kirby, um 15.44 Uhr schrieb, kam es nur Minuten nach den neuen Informationen zu einer heftigen Explosion vor dem Flughafen Kabul. Vor der Gefahr eines mögliche Terroranschlags warnte man bereits seit Tagen. Laut "CNN" soll es sich um einen Selbstmordanschlag handeln, Bilder zeigen mehrere Schwerverletzte, auch vier US-Soldaten sollen betroffen sein.

72 Todesopfer

Etwa eine halbe Stunde später soll es zu einer zweiten Explosion gekommen sein. Ein erstes Update durch das US-Pentagon wurde deswegen verschoben. Nicht nur US-Medien, sondern nun auch US-Behörden vermuten, dass die IS-Khorasan-Gruppe (ISKP) – die afghanische Filiale der Terrormiliz Islamischer Staat – hinter dem Angriff auf den Flughafen von Kabul stecke.

Ein hochrangiger afghanischer Gesundheitsbeamter bezifferte die Zahl der Todesopfer unter der lokalen Zivilbevölkerung auf 60, viele weitere kämpften um ihr Leben. Das berichtet der "Wall Street Journal". AP meldet bereits zwölf Todesopfer unter den US-Streitkräften – zehn Marines und ein Sanitäter der Marine. Zudem seien viele weitere verletzt worden.

Schallenberg versprach Hilfe

"Das Krisenteam ist nicht nur in Usbekistan, sondern auch in Kabul", gab Außenminister Alexander Schallenberg in der "ZiB 2" am Mittwoch bekannt. Dieses versuche, "nach besten Gewissen zu helfen". Doch die Situation sei "unglaublich schwierig", so Schallenberg: "Es ist ein Bemühen, das Tag und Nacht läuft." Und: "Mein Ziel ist ganz klar, jede Österreicherin, jeden Österreicher, jeden mit österreichischer Staatsangehörigkeit rauszuholen." 87 Menschen seien bereits nach Österreich gebracht worden, "zwei, drei Dutzend" seien noch vor Ort.

Diese zwei, drei Dutzend müssen wohl den 31. August abwarten und dann darauf spekulieren, dass die Taliban den zivilen Luftverkehr – zumindest für Ausländer – gestatten. Denn eigene Flugzeuge zur Evakuierung von Österreichern schickte die Regierung nicht.

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