Ukraine

"70-Jährige hatte kein Geld für Essen mehr"

Tanja Maier ist ein helfender Engel für Flüchtlinge aus der Ukraine: Viele kommen dank ihrer Gutscheine gerade noch über die Runden. 

Clemens Pilz
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Tanja Maier hilft Flüchtlingen beim Einkauf.
Tanja Maier hilft Flüchtlingen beim Einkauf.
privat

"Die beiden Schwestern im Alter von 70 und 71 Jahren konnten sich nichts mehr zu essen leisten", erzählt Tanja Maier über zwei Flüchtlinge, die ihr besonders in Erinnerung geblieben sind. "Weil der Betrag für die Miete von den Behörden erst im Juni ausgezahlt wird, mussten sie ihr Essensgeld fürs Wohnen ausgeben. Mit einem 50-Euro-Gutschein von Hofer konnten sie endlich wieder Lebensmittel einkaufen."

Wie ihnen gehe es vielen, so die 46-jährige Amerikanerin, die einen Österreicher geheiratet hat und in Wien lebt. Seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs hilft sie fünf Tage die Woche freiwillig am Wiener Hauptbahnhof. Sie ist Übersetzerin, koordiniert Unterkünfte, teilt Essensgutscheine aus. "Ich habe viele Jahre in Russland gelebt. Weil ich die Sprache spreche, habe ich die moralische Verpflichtung, zu helfen", erklärt die Mutter von drei Kindern ihre Motivation.

Mängel bei Flüchtlingsbetreuung

In den ersten Tagen hätten ausschließlich Freiwillige am Hauptbahnhof geholfen. "Nach einiger Zeit kam dann die Caritas und übernahm die Koordination", so Maier. Bis heute sehe sie aber Mängel bei der Betreuung, denn die Probleme der Leute seien sehr unterschiedlich und eine zentrale, gesamtverantwortliche Stelle mit Improvisationsbereitschaft fehle. "Viele Flüchtlinge stehen unter großem finanziellen Druck und haben kaum Geld für Lebensmittel. Teilweise fahren sie von St. Pölten bis nach Wien, nur um einen Hofer-Gutschein um 50 Euro zu bekommen."

Riesen Run auf Lebensmittelgutscheine

Mit dem Verteilen von Gutscheinen versuche man, "die Lücken zu füllen, wo der Staat versagt". In sozialen Medien und über ihren Blog sammelte Maier Spenden, die sie in Form von Lebensmittelgutscheinen an die Ukrainer weitergibt. "Ich habe schon Dutzende Gutscheine im Wert von jeweils 50 Euro ausgegeben und die Menschen sind extrem dankbar. Sie senden mir sogar Fotos von ihren Einkäufen", so die 46-Jährige. "Ich habe Gutscheine gewählt, weil ich so sichergehen kann, dass die Spenden auch für Dinge des täglichen Bedarfs ausgegeben werden."