Faktencheck

4 Punkte verraten dieses Bild des Sydney Opera House

Unter dem Opernhaus von Sydney sollen sich noch mehrere Stockwerke verbergen, von denen niemand etwas weiß. Der Faktencheck zum Mysterium.

4 Punkte verraten dieses Bild des Sydney Opera House
Dieses Bild kursiert seit einigen Wochen in den sozialen Medien. Doch es zeigt nicht die realen Bedingungen beim Sydney Opera House. Die Darstellung wurde mit künstlicher Intelligenz erstellt und stammt von den Betreibern der Seite Synthography Art, die auf KI-Kunst spezialisiert ist.
Facebook/Synthography Art

Die Behauptung

Das Opernhaus von Sydney ist weltberühmt – nicht zuletzt wegen seiner spektakulären Dach-Architektur. Doch seit einiger Zeit kursiert in den sozialen Medien ein Bild, das zeigen soll, dass es auch unterirdisch einiges zu sehen gibt. Demnach befinden sich unter dem Sydney Opera House noch mehrere weitere, riesige Stockwerke. Einige User werden so konkret, dass sie dort das Parkhaus der Oper verorten (etwa hier).

Die Bewertung

Das Bild ist nicht echt und zeigt nicht weder den echten Untergrund noch die echte Umgebung des Sydney Opera House. Es wurde mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.

Diese Punkte belegen, dass es sich um ein KI-Werk handelt

Die Logik

Das Sydney Opera House wurde 1973 eröffnet. Warum sollte also erst jetzt bekannt werden, dass sich unter dem sichtbaren Teil des Gebäudes noch weitere Stockwerke befinden? Zumal diese – der auf unter anderem Facebook, X und TikTok (zum Beispiel hier, hier und hier) verbreiteten Darstellung nach – riesige Ausmaße haben sollen. Irgendjemand müsste als in den rund 51 Jahren der Existenz des Opernhauses davon erzählt haben. Doch dem ist nicht so.

Bei der Eröffnung des Sydney Opera House war viel los – auch auf dem Wasser.
Bei der Eröffnung des Sydney Opera House war viel los – auch auf dem Wasser.
Wikimedia Commons/Max Dupain and Associates - State Library of New South Wales/CC BY-SA 2.0

Die Darstellung enthält noch einen weiteren deutlichen Hinweis darauf, dass das Bild nicht die Wirklichkeit abbildet: So ist in der Tiefe noch Wasser zu sehen, auf dem sogar Schiffe fahren. Würde sich unter dem Sydney Harbour noch ein unterirdisches Gewässer befinden, wäre auch das bekannt.

Die Umgebung

Schaut man sich das Bild an, fällt auf, dass sowohl Hintergrund als auch das Areal, auf dem sich das abgebildete Bauwerk von der tatsächlichen Umgebung unterscheiden: Anders als auf dem auf Social Media geteilten Bild befindet sich das Opernhaus von Sydney nicht auf einer kreisrunden Insel und ist auch nicht von einer grünen Wiese umgeben, die am äußersten Rand von Bäumen gesäumt ist. Das echte Sydney Opera House befindet sich auf der Halbinsel Bennelong Point, die komplett befestigt ist.

Das markante Opernhaus ist ringsum von Steinen umgeben.
Das markante Opernhaus ist ringsum von Steinen umgeben.
Getty Images
Auch diese Satellitenaufnahme zeigt: Grüne Flächen sieht man rund um die Gebäude nicht.
Auch diese Satellitenaufnahme zeigt: Grüne Flächen sieht man rund um die Gebäude nicht.
Google Earth Pro
Auch der frontale Blick weist kein Grün – weder in Form von Wiese noch in Form von Bäumen in direkter Umgebung des Sydney Opera House auf.
Auch der frontale Blick weist kein Grün – weder in Form von Wiese noch in Form von Bäumen in direkter Umgebung des Sydney Opera House auf.
Unsplash

Auch die Skyline, die auf dem kursierenden Bild zu sehen ist, existiert so nicht. Aus der Perspektive, in der das Opernhaus dargestellt wird, sind nicht solche Hochhäuser zu sehen. Auch nicht in dieser Nähe.

Die Auskunft einer Sprecherin

Die Eindrücke, dass es sich bei dem kursierenden Bild um kein Abbild der Realität handelt, bestätigte auch eine Sprecherin des Opernhauses. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärt sie per Mail: "Das Bild, das derzeit in den sozialen Medien kursiert, wurde mithilfe künstlicher Intelligenz erstellt und stellt kein authentisches Foto, keine Illustration und keine Darstellung des Sydney Opera House dar, weder unter noch über der Erde."

Der Ursprung des Bildes

Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche lässt sich das KI-Bild bis zum Facebook-Account Synthograpy Art zurückverfolgen. Dort wurde es am 6. Oktober geteilt (hier archiviert). Ein konkreter Hinweis darauf, dass es mithilfe von KI generiert wurde, findet sich in dem Post zwar nicht. Doch folgt man dem Link in der Bio, gelangt man auf eine gleichnamige Website. Dort erfährt man, dass die Personen dahinter, für KI-Kunst stehen: "Künstler dieses Genres nutzen fortschrittliche digitale Werkzeuge, künstliche Intelligenz und Computeralgorithmen, um visuell beeindruckende Kompositionen zu schaffen, die die Grenze zwischen Realität und Fantasie verwischen."

Das KI-Bild vom Sydney Opera House findet sich auch auf dem Instagram-Account (hier archiviert). Auch hier findet sich der Hinweis, dass die Bilder mithilfe von KI erschaffen werden. Während einige Social-Media-User den Hinweis auf den Ursprungsaccount teilen, verzichten andere darauf. Das Wasserzeichen, was im am 6. Oktober geposteten Original auf den Urheber hinweist (siehe folgendes Bild), ist auf vielen geteilten Versionen nicht zu finden.

Das Wasserzeichen von Synthography Art, das auf dem Originalbild zu sehen ist, fehlt bei einigen der geteilten Bilder. Auch in den Clips auf TikTok taucht es nicht auf.
Das Wasserzeichen von Synthography Art, das auf dem Originalbild zu sehen ist, fehlt bei einigen der geteilten Bilder. Auch in den Clips auf TikTok taucht es nicht auf.
Synthograpy Art

Das befindet sich wirklich unter dem Opernhaus

Das Opernhaus von Sydney befindet sich auf der Halbinsel Bennelong Point, die einst – damals noch als Insel – Standort des Forts Macquarie war. Dieses wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen, um Platz für ein Tramdepot zu schaffen. Dieses bestand bis 1958. Dann musste es weichen, um Platz für das Sydney Opera House zu machen. Teile von Fort Macquarie sind noch heute erhalten. Die archäologischen Überreste des Forts liegen unter der überdachten Halle und dem Vorplatz des Sydney Opera House.

Heute sind Teile von Bennelong Point untertunnelt. Die Anlage, deren Bau 2011 begann, dient dazu, Operngäste und Lieferfahrzeuge zu trennen, die sich zuvor den Platz vor dem Opernhaus teilen mussten. "Mit 8,3 Millionen Besuchern pro Jahr und 1.000 ankommenden und abfahrenden Fahrzeugen An- und Abreise pro Woche waren die ursprünglichen Zufahrtswege, die Fußgängerinnen und Fußgängern und Autoverkehr gemeinsam nutzten, nicht mehr zu bewältigen", erklärte ein Team von Spezialisten vom Sydney Opera House und dem Ingenieurbüro Arup in einem Artikel für den World Tunnel Congress 2014 den Bau. Die unterirdische Ladeanlage verbindet die Betriebsbereiche des Opernhauses direkt mit dem Eingang des Viertels am Ende der Macquarie Street.

Die in den 2010er-Jahren entstandene Tunnel- und Ladeanlade unter Sydney Opernhaus sieht etwa so aus.
Die in den 2010er-Jahren entstandene Tunnel- und Ladeanlade unter Sydney Opernhaus sieht etwa so aus.
N. Sokol et al. (2014): "Tunneling under the Sydney Opera House: The Vehicle Access and Pedestrian Safety project"

Fazit

Das kursierende Bild, das angeblich mehrere unterirdische Stockwerke unter dem Sydney Opera House zeigt, ist ein Werk künstlicher Intelligenz und nicht echt. Logische und geografische Ungereimtheiten, sowie Aussagen von Experten, widerlegen die Behauptung. Tatsächlich befinden sich unter dem Opernhaus nur archäologische Überreste des ehemaligen Fort Macquarie. Das Bild wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz geschaffen.

1/59
Gehe zur Galerie
    <strong>16.12.2024: Kranker Wiener in Not – er bekommt keine Pension.</strong>&nbsp;Wegen eines schweren Nervenschadens kann Mario K. (61) nicht mehr arbeiten. <a data-li-document-ref="120071179" href="https://www.heute.at/s/kranker-wiener-in-not-er-bekommt-keine-pension-120071179">Trotzdem lehnt die Pensionsversicherung die Berufsunfähigkeitspension ab &gt;&gt;&gt;</a>
    16.12.2024: Kranker Wiener in Not – er bekommt keine Pension. Wegen eines schweren Nervenschadens kann Mario K. (61) nicht mehr arbeiten. Trotzdem lehnt die Pensionsversicherung die Berufsunfähigkeitspension ab >>>
    Sabine Hertel, zVg

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Life" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein in sozialen Medien kursierendes Bild, das angeblich mehrere unterirdische Stockwerke unter dem Sydney Opera House zeigt, ist ein Werk künstlicher Intelligenz und nicht echt.
    • Experten und logische sowie geografische Ungereimtheiten widerlegen die Behauptung, tatsächlich befinden sich unter dem Opernhaus nur archäologische Überreste des ehemaligen Fort Macquarie.
    red, 20 Minuten
    Akt.