Politik

369 Verkehrstote – Minister sagt neues Raserpaket an

Seit Beginn der Aufzeichnungen gab es nur in den Corona-Jahren 2020 und 2021 weniger Verkehrstote als 2022. 369 waren es insgesamt. 

Leo Stempfl
Nach den jüngsten Verschärfungen der StVO ist bereits das nächste Raser-Paket in den Startlöchern.
Nach den jüngsten Verschärfungen der StVO ist bereits das nächste Raser-Paket in den Startlöchern.
Sabine Hertel (Symbolbild)

Geht es nach der Zahl der Verkehrstoten, so war es auf Österreichs Straßen noch nie so sicher wie letztes Jahr. Zwar gab es 2020 und 2021 weniger tödliche Unfälle, doch damals war die Mobilität aufgrund der Corona-Pandemie auch stark eingeschränkt. Trotz fehlender Lockdowns gab es 2022 also "nur" 369 Tote zu verzeichnen.

Mit Ausnahme von 2020 (344) und 2021 (362) ist das der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen des Innenministeriums im Jahre 1950. Zurückzuführen sei das laut den Behörden auf Maßnahmen wie Verkehrserziehung bei den Kleinsten über die Verkehrssicherheitsberatung in den Schulen bis hin zur Verkehrsüberwachung durch die Polizei.

Fast 3.000 Tote 1972

"Bei der Verkehrssicherheit sind sowohl die Überwachung, als auch die Prävention wichtig. Die Polizei hat im abgelaufenen Jahr in beiden Bereichen gute Arbeit geleistet. Der überwiegende Teil der Österreicherinnen und Österreicher, die sich an die Regeln halten, soll nicht durch unbelehrbare Raser gefährdet werden", so Innenminister Gerhard Karner.

369 Verkehrstote sind ein Achtel der Todesopfer vom Jahr 1972. In diesem bisher "schwärzesten Jahr" der Unfallstatistik gab es 2.948 Tote. Dabei hat sich die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge seit 1972 von 2,5 Millionen auf 7,3 Millionen im Jahr 2022 nahezu verdreifacht. Noch vor zehn Jahren mussten mit 531 Getöteten deutlich mehr als 500 Verkehrstote beklagt werden.

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    Der BMW kam am Gehsteig zum Stillstand.
    Der BMW kam am Gehsteig zum Stillstand.
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    Neues Raserpaket

    Die Polizei wird weiter ihre Präsenz an unfallträchtigen oder gefährlichen Stellen verstärken. Durch punktgenaue Maßnahmen sollen rücksichtslose Lenker aus dem Verkehr gezogen werden. Dabei ist auch ein neues Raserpaket in Vorbereitung – es wird derzeit im Nationalrat behandelt.

    "Dieses Raserpaket ist ein wichtiger Schritt im entschlossenen Vorgehen gegen die Roadrunnerszene", sagt Gerhard Karner. "Im kommenden Jahr werden wir außerdem einen Schwerpunkt bei der Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger setzen. Gerade der Radfahrverkehr hat in den letzten Jahren stark zugenommen und bedarf daher besonderer Aufmerksamkeit."

    Die Statistik im Detail

    Im Burgenland gab es im abgelaufenen Jahr 19 Verkehrstote (2021: 8), in Kärnten 21 (38), in Niederösterreich 97 (92), in Oberösterreich 80 (92), in Salzburg 19 (24), in der Steiermark 70 (50), in Tirol 29 (29), in Vorarlberg 16 (13) und in Wien 18 (16).

    Eine Zunahme der Zahl an Verkehrstoten gab es im Burgenland, Niederösterreich, Steiermark, Vorarlberg und Wien. In Kärnten, Oberösterreich und in Salzburg konnten Rückgänge registriert werden, in Kärnten und Salzburg wurden überdies im Jahr 2022 die bisher geringsten Zahlen an Verkehrstoten seit 60 Jahren verzeichnet.

    Bei den tödlichen Verkehrsunfällen 2022 verloren 179 Pkw-Insassen ihr Leben, 55 Motorradfahrer (davon 10 mit Leicht-Motorrädern), 49 Fußgänger, 40 Radfahrer (davon 20 mit Elektro-Fahrrädern), 21 Lkw-Insassen (davon 18 im Klein-Lkw), acht Mopedfahrer, sechs Beteiligte mit Seniorenmobilen, vier Lenker von E-Scootern, drei Microcar-Lenker, drei Traktor-Lenker und ein Omnibus-Lenker. Angestiegen gegenüber 2021 ist die Zahl der getöteten Pkw-Insassen, der Fußgänger und der Lkw-Insassen. Zurückgegangen ist die Zahl der getöteten Motorrad- und Leichtmotorradlenker, Radfahrer und Moped-Lenker.

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    Die Ursachen

    Als vermutliche Hauptunfallursachen der tödlichen Verkehrsunfälle gelten Unachtsamkeit/Ablenkung (25,6 Prozent), nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (22,7 Prozent), Vorrangverletzung (19,8 Prozent), Herz-/Kreislaufversagen/akute Erkrankungen am Steuer (7,8 Prozent), Fehlverhalten von Fußgängern (5,1 Prozent), Überholen (4,9 Prozent), Missachtung von Geboten/Verboten (4,0 Prozent), mangelnder Sicherheitsabstand (2,6 Prozent) und Übermüdung (2,6 Prozent). Alkoholisierung war bei 18 oder 5,2 Prozent der tödlichen Unfälle gegeben.

    Gegenüber 2021 gab es Verschiebungen, es wurden weniger Unfälle durch Alkohol, Missachtung von Geboten/Verboten, nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit und Übermüdung registriert. Bei den Hauptursachen Herz-/Kreislaufversagen/akute Erkrankungen am Steuer, mangelnder Sicherheitsabstand, Unachtsamkeit/Ablenkung und Vorrangverletzung gab es Anstiege.

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    Straßenarten

    34 Verkehrstote gab es auf Autobahnen und Schnellstraßen; das bedeutet einen Anteil von 9,2 Prozent an allen Verkehrstoten und einen leichten Rückgang um drei oder 8,1 Prozent gegenüber 2021 (37). Der Großteil der tödlichen Unfälle ereignet sich auf den ehemaligen Bundesstraßen (130 Getötete), Landesstraßen (114) und sonstigen Straßen (91).

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    Kinderunfälle

    13 Kinder im Alter bis 14 Jahre kamen im Straßenverkehr 2022 ums Leben, davon 6 als Pkw-Insassen, 4 als Fußgänger, 1 als Lenker eines E-Scooters, 1 als Mopedlenker und 1 als Radfahrer. 2021 verunglückten 6 und 2020 2 Kinder tödlich. Ein Kind im Alter von 6 bis 15 Jahre kam 2022 bei einem Schulwegunfall ums Leben.

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    Schutzwege, Bahnübergänge und in Tunnelanlagen

    14 Fußgänger kamen auf einem Schutzweg ums Leben, 2021 waren es vier. Auf Bahnübergängen bei Eisenbahnkreuzungsanlagen verunglückten 17 Menschen tödlich (2021: 12). Drei Tote gab es 2022 in Straßentunneln (2021: 2). Bei Verkehrsunfällen mit Geisterfahrern kam 2022 kein Verkehrsteilnehmer ums Leben (2021: 3).

    146 (41,8 Prozent) aller tödlichen Unfälle sind Alleinunfälle, das heißt, es ist nur ein Fahrzeug am Unfall beteiligt. Von den 179 tödlich verunglückten Pkw-Insassen verwendeten 123 den Sicherheitsgurt, 56 waren nicht angegurtet. Mehr als ein Drittel aller Verkehrstoten (152 oder 41,2 Prozent) waren zum Unfallzeitpunkt 60 Jahre oder älter, 52 davon (14,1 Prozent aller Getöteten) sogar älter als 80 Jahre. In der Altersgruppe der 17 bis 29-Jährigen kamen im abgelaufenen Jahr 62 Personen (16,8 Prozent aller Verkehrstoten) bei Verkehrsunfällen ums Leben. 83 oder 22,5 Prozent der getöteten Verkehrsteilnehmer waren nicht österreichische Staatsbürger, fast jeder vierte tödliche Verkehrsunfall (83 oder 24,1 Prozent) wurde von ausländischen Staatsangehörigen verursacht.

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