Österreich

30 Jahre Gedenkdienst: "Holocaust niemals vergessen!"

Anlässlich des 30. Jahrestages des österreichischen Gedenkdienstes hielt Außenminister Alexander Schallenberg eine Rede.

Begrüßung durch Außenminister Alexander Schallenberg zum 30-jährigen Gedenkdienst am 1.September.
Begrüßung durch Außenminister Alexander Schallenberg zum 30-jährigen Gedenkdienst am 1.September.
© Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

Der Holocaust als das schlimmste je verübte Menschheitsverbrechen darf nie vergessen werden: Das war der Tenor der Veranstaltung im Parlament, die auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka "30 Jahre Gedenkdienst" am Donnerstag stattfand. Bei dem Gedenkdienst handelt es sich um einen Freiwilligendienst, im Rahmen dessen sich junge Österreicher im Ausland für die Förderung des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und die damit zusammenhängende Bewusstseinsbildungs- und Aufklärungsarbeit engagieren.

Verantwortung übernehmen

"Durch ihren Dienst an Holocaust-Erinnerungsorten weltweit lernen junge Österreicher aus nächster, unmittelbarer Anschauung über das unaussprechliche Menschheitsverbrechen der Shoa. Sie verkörpern zugleich als Vertreter unseres Landes die zukunftsgerichtete Verantwortung für die dunklen Kapitel unserer Geschichte", so Außenminister Alexander Schallenberg.

Der Gedenkdienst bzw. Auslandsdienst sei eine Visitenkarte Österreichs geworden, wie sie besser nicht sein könnte, unterstrich Nationalratspräsident Sobotka. Er sprach seinen Dank für das Engagement aus, Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn es heute Anlass zu Optimismus gebe, sehe er zum Thema Antisemitismus weiterhin Gründe, besorgt und wachsam zu sein. Denn wie Deborah Lipstadt in ihren Forschungen sehr klar zum Ausdruck bringe, sei Antisemitismus zugleich antidemokratisch. Es müsse daher für jeden und jede eine Selbstverständlichkeit sein, sich gegen diese Tendenzen zu engagieren.

Schallenberg: Gedenkdienst ist Mosaikstein österreichischer Verantwortung

Außenminister Alexander Schallenberg hielt zur Begrüßung fest, dass der Gedenkdienst einen wichtigen Mosaikstein darstelle, um als Republik Österreich Verantwortung auszudrücken und dieser gerecht zu werden. In diesem Sinne seien die Gedenkdiener auch Träger und Botschafter dieses neuen Österreichs, das offen mit den dunkelsten Kapiteln seiner Geschichte umgehe. Heute seien von Israel bis Australien, von den USA bis Südafrika österreichische Gedenkdiener und mittlerweile auch Gedenkdienerinnen an mehr als 80 Einsatzstellen in über 40 Ländern tätig.

Internationale Aufmerksamkeit

Vertreter internationaler Partnerorganisationen des österreichischen Gedenkdienstes bekräftigten in einer Paneldiskussion die immense Bedeutung der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen, auch um weltweit Genoziden vorzubeugen. Tomasz Kuncewicz, Direktor des Auschwitz Jewish Center, brachte es auf den Punkt: Auschwitz sollte gegen Hass, Fremdenhass und Intoleranz immunisieren.

Gegen politischen Missbrauch

Von Moderatorin Danielle Spera nach dem Beitrag des österreichischen Gedenkdienstes in der Gedenkstätte des KZ Auschwitz gefragt, sprach Kuncewicz von einer fruchtbringenden Zusammenarbeit mit den österreichischen Gedenkdienern, durch die eine Brücke zur Gegenwart geschlagen werde. Mit dem Museum in der Kleinstadt Oświęcim, die beim ehemaligen Konzentrationslager liegt und dessen Bevölkerung bis zum Krieg zu 60% aus Jüdinnen und Juden bestand, versuche man, die Reste des jüdischen Erbes der Region aufrechtzuerhalten. So sei die dortige Synagoge wieder errichtet worden. Die Aufklärung über den Holocaust verbinde das Museum in Oświęcim mit aktuellen Themen, so Kuncewicz weiter. Sein Aufruf war, immer gegen den politischen Missbrauch von diskriminierten Gruppen aufzutreten.

Österreich übernimmt Verantwortung

Jayne Josem, Geschäftsführerin des australischen Melbourne Holocaust Museum und ebenfalls Nachkommin von Holocaust-Überlebenden, betonte, die Einbindung der Gedenkdiener in die Museumsarbeit sei äußerst wichtig. Nicht nur würden die jungen Leute etwa bei Übersetzungen von Briefen den Familiengeschichten einzelner Opfer nachspüren. Sie trügen durch ihr Wirken auch dazu bei, dass Österreichs Bemühen, Verantwortung für die NS-Verbrechen zu übernehmen, anerkannt wird.

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    30 Jahre Gedenkdienst am 1. September 2022. Der Gedenkdienst ist die Visitenkarte Österreichs geworden.
    30 Jahre Gedenkdienst am 1. September 2022. Der Gedenkdienst ist die Visitenkarte Österreichs geworden.
    © Parlamentsdirektion / Johannes Zinner