Welt

18 Tote nach Protesten rund um Albino-Kindesentführung

In Madagaskar ist ein Albino-Kind entführt worden. Als Wut-Demonstranten die Herausgabe der vier Verdächtigen forderten, wurde geschossen.

Nikolaus Pichler
Ein Kind mit Albinismus ist in Madagaskar entführt worden (Symbolbild).
Ein Kind mit Albinismus ist in Madagaskar entführt worden (Symbolbild).
IMAGO

In Madagaskar sind bei Zusammenstößen zwischen Polizei und wütenden Demonstrierenden nach der Entführung eines Albino-Kindes mehr als zehn Menschen getötet worden. In der Kleinstadt Ikongo im Südosten der Insel schossen Polizisten am Montag nach Behördenangaben auf Demonstrierende, als diese die Herausgabe von vier wegen der Entführung festgenommenen Verdächtigen forderten.

Ein Arzt am örtlichen Spital sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von 18 Toten und 34 Verletzten, unter ihnen neun lebensgefährlich Verletzte. Die Polizei sprach von elf Toten und 18 Verletzten. Die Polizei hatte kurz nach der Entführung des Kindes in der vergangenen Woche vier Verdächtige festgenommen. Bewohner und Bewohnerinnen von Ikongo forderten jedoch deren Herausgabe, um sie selbst zur Rechenschaft zu ziehen.

Menschen bewaffneten sich mit Macheten

Nach Polizeiangaben marschierten am Montag rund 500 teilweise mit Macheten bewaffnete Menschen zur Polizeiwache. Polizisten hätten versucht, mit den Demonstrierenden zu sprechen und ein "Blutbad" zu verhindern, sagte Madagaskars Polizeichef Andry Rakotondrazaka bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Antananarivo.

Die Demonstrierenden hätten dann aber versucht, Sicherheitsabsperrungen zu überwinden. Die Polizisten setzten nach Angaben Rakotondrazakas zunächst Tränengas ein und gaben Warnschüsse ab, bevor sie auf die Protestierenden schossen.

Parlamentarische Untersuchung angekündigt

"Die Polizisten hatten keine andere Wahl", sagte Rakotondrazaka. Sie hätten als "letztes Mittel" zur "legitimen Selbstverteidigung" greifen müssen. "Das ist ein sehr trauriges Ereignis, das hätte verhindert werden können, aber es ist passiert, was passiert ist."

Der Abgeordnete Jean Brunelle Razafintsiandraofa warf den Polizisten vor, "in die Menge geschossen" zu haben. Er kündigte an, eine parlamentarische Untersuchung beantragen zu wollen.

Albinismus ist eine genetisch bedingte Störung der Pigmentbildung in Haut, Haaren und Augen. In Teilen Afrikas werden immer wieder Albinos angegriffen, getötet und verstümmelt, weil ihren Körperteilen glücksbringende und magische Kräfte zugesprochen werden.

1/61
Gehe zur Galerie
    <strong>18.12.2024: Schild vor Restaurant löst hitzige Debatte aus.</strong> Ein Restaurant an der Nordsee ruft Gäste auf, doch bitte nett zu der Bedienung zu sein. <a data-li-document-ref="120078967" href="https://www.heute.at/s/schild-vor-restaurant-loest-hitzige-debatte-aus-120078967">Auf Facebook wird das Schild dazu hitzig diskutiert &gt;&gt;&gt;</a>
    18.12.2024: Schild vor Restaurant löst hitzige Debatte aus. Ein Restaurant an der Nordsee ruft Gäste auf, doch bitte nett zu der Bedienung zu sein. Auf Facebook wird das Schild dazu hitzig diskutiert >>>
    Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View