Aber alle Verdächtigen frei
12-Jährige missbraucht – Waffen, Drogen, weiteres Opfer
Neue Erkenntnisse im Missbrauchsfall von Favoriten: Die Täter sollen mit Waffen posiert, Drogen gedealt und sogar entlastende Chats gefälscht haben.
Nun liefern Auswertungen der beschlagnahmten Mobiltelefone im Missbrauchsfall von Favoriten einen Paukenschlag: Die der mehrfachen Vergewaltigung und des monatelangen Missbrauchs verdächtigen 17 Jugendlichen zwischen 13 und 17 könnten sich an einem weiteren Opfer vergangen haben.
Datenforensiker fanden belastende Fotos und Videos auf Handys der Burschen mit Missbrauchsdarstellungen Unmündiger. Auf zumindest einem Clip soll laut "Puls24" ein anderes Mädchen – als jene 12-Jährige, die als Opfer der Bande geführt wird – zu sehen sein. Es könnte jedoch schwierig werden, die Abgebildete zu finden, sollte sie sich nicht selbst melden.
Fest steht für die Ermittler indes, dass die Burschen diesen Ekel-Clip selbst angefertigt haben und erst danach auf TikTok, Snapchat und Telegram untereinander herumgeschickt haben. Besonders perfide: Auch Insta-Chats mit einem möglichen Fake-Profil der 12-Jährigen tauchten auf. Dort schrieb ein ähnlich aussehendes Profil der 12-Jährigen mit einer Freundin. Im Text heißt es, sie habe sich als 16-Jährige ausgegeben und alles sei einvernehmlich gewesen.
Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133
Schlimmer Verdacht: Sogar Opfer-Chat gefaked?
Opferanwalt Sascha Flatz geht von einer glatten Fälschung aus, erstattete daher Strafanzeige. Der Jurist schäumt über die uneinsichtigen Verdächtigen, die sich offenbar für keine Schandtat zu schade sind.
"Antons"-Chat: Teenies posierten mit Drogen und Waffen
In einer ausgewerteten Chatgruppe der Jugendlichen, der nach dem Favoritner Antonsplatz "antons" getauft wurde, fand man Bildmaterial, auf dem Verdächtige mit Waffen posieren – darunter sind Pistolen, Elektroschocker und Springmesser. Sogar Chats über geplante Autodiebstähle, Raubüberfälle und Fotos von größeren Mengen Drogen tauchten bei den Verdächtigen auf und liefern nun den Ermittlern neue Ansätze.
Keine U-Haft für Verdächtige
Trotzdem befindet sich seit dem letzten Gerichtstermin (kontradiktorische Einvernahme des Opfers) keiner der Verdächtigen in Haft. Der einzige, der der Razzia im Februar einsaß, wurde nach der Verhandlung am 26. April auf freien Fuß gesetzt. "Aufgrund der aktuellen Ermittlungsergebnisse hoffe ich, dass die Staatsanwaltschaft erneut eine Verhängung der Untersuchungshaft für die Täter prüft", so Anwalt Sascha Flatz. Die Unschuldsvermutung gilt.