Dreimal Länge Passau – Wien

1.000 Flusskilometer in Österreich wiederherstellbar

Zurück zur Natur: Rund 1.000 Kilometer des heimischen Fließwassernetzes haben ein "hohes Potenzial" zur Renaturierung, so eine aktuelle WWF-Studie.

Bernd Watzka
1.000 Flusskilometer in Österreich wiederherstellbar
Naturnaher Flussabschnitt an der Isel in Osttirol.
Sebastian Froelich

Laut EU-Renaturierungsverordnung sollen bis 2030 unionsweit mindestens 25.000 Flusskilometer zu frei fließenden Strecken renaturiert werden. Österreich könnte dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Eine WWF-Analyse des Gewässernetzes zum Verbauungszustand lässt nun aufhorchen.

Mehr als 1.000 Kilometer der größeren Flüsse in Österreich haben demnach ein "hohes Potenzial, durch Renaturierungsmaßnahmen wieder frei fließen" zu können. Dies entspricht der dreifachen Länge des Donau-Abschnitts Passau – Wien.

Weitere 3.200 Kilometer mit "mittlerem Potenzial"

3.200 Kilometer weisen zumindest ein "mittleres" und 3.700 Kilometer noch ein "mäßiges Wiederherstellungspotenzial" auf. 2.000 Kilometer werden mit "geringem Potenzial" eingestuft, und nur 600 Kilometer entfallen auf die Kategorie "sehr geringes Potenzial".

21 Prozent der bewerteten Fließgewässer liegen in Augebieten und 26 Prozent in Natura-2000-Gebieten, welchen in der Wiederherstellungsverordnung ebenso eine wesentliche Rolle zukommt.

Potenzial zur Renaturierung in Österreich.
Potenzial zur Renaturierung in Österreich.
WWF 2024

Welche Maßnahmen ergreifen?

In einem nächsten Schritt sollten jene 1000 Kilometer mit hohem Potenzial im Detail dahingehend geprüft werden, welche Maßnahmen konkret für die Erreichung des Zielzustandes "frei fließend" gesetzt werden müssen.

Was heißt "frei fließend"?

Der Begriff "frei fließend" berücksichtigt nicht nur, ob der Fluss der Länge nach frei fließen kann, sondern auch, ob er ungestört Material transportieren und sich in die Breite entwickeln kann.

Denn Abbruchufer und Anlandungen sind wichtige Elemente für die "Bewegungsfreiheit" in einem frei fließenden Fluss. Eingeschränkt sind Fließgewässer, wenn ein Querbauwerk den Fluss unterbricht, sein Bett befestigt ist oder seine Ufer begradigt und verbaut sind.

Nur 12 Prozent natürliche Flüsse

Von den in der Studie berücksichtigten 12.000 Kilometern Fließgewässern mit einem Einzugsgebiet größer als 100 Quadratkilometern erfüllen derzeit nur 12 Prozent (ca. 1.500 Kilometer) die Kriterien eines frei fließenden Flusses.

Verbaut, begradigt, gestaut – unsere Flüsse

Geschichte umkehren: Jahrzehntelang wurde ein Großteil der österreichischen Flüsse verbaut, begradigt und aufgestaut. Das Abflussverhalten habe sich dadurch stark verändert, wie auch die Fähigkeit, Sedimente zu transportieren.

Mehr als ein Drittel unserer Flüsse (35 Prozent) haben zumindest mittleres Potenzial zur Wiederherstellung.
Mehr als ein Drittel unserer Flüsse (35 Prozent) haben zumindest mittleres Potenzial zur Wiederherstellung.
WWF 2024

Natürliche Lebensräume wurden durch Wasserkraftwerke, Wehranlagen und Schwellen, aber auch durch Uferverbauungen zerschnitten und massiv verändert oder sind sogar komplett verloren gegangen – mit dramatischen Folgen für die Natur.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Eine aktuelle WWF-Studie zeigt, dass rund 1.000 Kilometer des österreichischen Fließwassernetzes ein hohes Potenzial zur Renaturierung haben, was der dreifachen Länge des Donau-Abschnitts Passau – Wien entspricht
    • Laut der EU-Renaturierungsverordnung sollen bis 2030 mindestens 25.000 Flusskilometer in der EU renaturiert werden, wobei Österreich einen wichtigen Beitrag leisten könnte
    bw
    Akt.