Gastro-Sterben geht weiter

100 Jahre Tradition! Kult-Gasthaus schließt für immer

Nach über 100 Jahren ist Schluss: Trotz aller Bemühungen und Unterstützung einer Fernsehsendung konnte das Gasthaus letztlich nicht gerettet werden.

Christoph Weichsler
100 Jahre Tradition! Kult-Gasthaus schließt für immer
Eine Ära geht zu Ende: Nach über 100 Jahren verabschiedet sich das Traditionslokal 'das Schina'
Screenshot Google Streetview

Nach über 100 Jahren hat das Gasthaus Schina in Wien-Donaustadt seine Türen endgültig geschlossen. Das Team verabschiedete sich schweren Herzens von einem Ort, der für viele Gäste ein zweites Zuhause war. Der Duft von Leberknödelsuppe und Zwiebelrostbraten weckte Erinnerungen und bekannte Gesichter sorgten für eine vertraute Atmosphäre. Mit der Schließung verliert Wien ein Stück seiner traditionellen Wirtshauskultur.

Eine letzte Hoffnung – und ein harter Kampf

Noch vor zwei Jahren gab es Hoffnung. In der ATV-Sendung "Schluss mit den Schulden" bat "das Schina" um Hilfe. Die junge Generation des Teams wollte die Schuldenlast von 74.000 Euro (damaliger Schuldenstand) gemeinsam tragen. Ihr Traum: den Charme und die Tradition des Schina bewahren. Doch die Corona-Jahre hinterließen ihre Spuren. Steigende Kosten, ausbleibende Gäste und hohe Fixkosten waren kaum zu stemmen. Die neue Generation der Schina-Familie kämpfte. Doch am Ende reichte es nicht.

Mehr als ein Restaurant

Für viele Gäste war das Schina nicht nur ein Restaurant. Hier wurden Geburtstage gefeiert, wurde Trost gespendet und gelacht. Das Schina war ein Anker, wenn das Leben stürmisch wurde, ein Ort, an dem man willkommen war und für einen Moment die Sorgen des Alltags vergaß. Die vertrauten Tische, die früher bei jeder Feier belegt waren, blieben nun leer. Der Speisesaal, in dem noch vor Jahren die Lichter für große Gesellschaften leuchteten, wurde still.

Stück Wien geht verloren

Von außen wirkte das Gasthaus Schina schlicht und unscheinbar, doch wer eintrat, spürte sofort die besondere Atmosphäre. Hier wurde man beim Namen begrüßt und fühlte sich als Teil einer Gemeinschaft – keine anonyme Nummer. Die ehrliche Wiener Wirtshauskultur, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde, ist in der Stadt kaum noch zu finden.

Nun ist es aus. Nach über 100 Jahren Geschichte, müssen sich die letzten Nachfolger geschlagen geben. Die finanzielle Last wurde zu groß. Das Wiener Gastro-Sterben hat wieder ein Opfer gefordert. Mit dem Schina verliert Wien einen Ort, an dem sich das echte Leben abspielte, wo Geschichten lebten und Erinnerungen ihren festen Platz hatten.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Das traditionsreiche Gasthaus Schina in Wien musste nach über 100 Jahren endgültig schließen, trotz der Bemühungen der Nachfolger und eines Rettungsversuchs durch eine Fernsehsendung
    • Die Corona-Pandemie, steigende Kosten und ausbleibende Gäste führten letztlich dazu, dass das Schina, ein Ort voller Erinnerungen und Gemeinschaft, seine Türen für immer schließen musste, was einen schmerzlichen Verlust für die Stadt bedeutet
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