Politik
"Wenn du in Wien bist, gehen wir ein Bier trinken"
Einige E-Mails, die sich "Identitären"-Chef Martin Sellner und der Christchurch-Attentäter Brenton T. gegenseitig schrieben, wurden veröffentlicht.
"Wenn du je nach Wien kommst, müssen wir auf einen Kaffee oder ein Bier gehen", schrieb der Chef der rechtsextremen "Identitären", Martin Sellner, dem späteren Massenmörder von Christchurch, Brenton T. in einem E-Mail-Verkehr, der nun vom "Standard" publik gemacht wurde.
Nachdem T. dem rechtsextremen Aktivisten Sellner eine großzügige Spende von 1.500 Euro zukommen ließ, entwickelte sich ab Jänner 2018 ein E-Mail-Austausch zwischen den beiden.
Die Spende des Christchurch-Attentäters, der in zwei Moscheen in Neuseeland 50 Menschen – darunter auch Frauen und Kinder – ermordete, sorgte im Frühjahr für eine Razzia beim "Identitären"-Chef. Er habe die Spende und den E-Mail-Verkehr den Behörden melden wollen, sei dann aber leider plötzlich krank geworden, rechtfertigte sich Sellner damals.
Von den E-Mail mit dem Neonazi-Terroristen T. gibt es nur Screenshots, alle E-Mails hat Sellner gelöscht – dabei war seine plötzliche Krankheit offenbar kein Hindernis. Er behauptet, die Screenshots würden den gesamten E-Mail-Verkehr zeigen.
Überschwänglicher Dank
Darin bedankt sich Sellner zunächst überschwänglich: "Ich möchte dir persönlich für deine unglaubliche Spende danken", schreibt Sellner. Er sei "wirklich überrascht und begeistert". "Das hier ist meine persönliche E-Mail-Adresse – kontaktiere mich jederzeit, wenn du willst", so der Österreicher.
Der Rechtsterrorist wiederum antwortet, seine Spende von 1.500 Euro sei "ein kleiner Betrag im Vergleich zu der vielen Arbeit, die du leistest". "Du wirst von Menschen auf der ganzen Welt unterstützt", so T., und: "Es ist noch ein langer Weg bis zum Sieg, aber jeden Tag werden unsere Leute stärker."
Einladung zum Bier
"Wenn du je nach Wien kommst, müssen wir auf einen Kaffee oder ein Bier gehen", schreibt Sellner amikal. Die Einladung wird erwidert. "Das gilt auch für dich, wenn du je Australien oder Neuseeland besuchst", antwortet T. dem Österreicher.
Fakt ist, dass T. in den Monaten darauf mehrere Tage in Österreich verbringt. Deshalb untersuchen Ermittler nun mit Hochdruck, ob es zu Treffen zwischen Sellner und dem späteren Terroristen kam. Der "Identitären"-Sprecher dementiert dies.
Rechtfertigung auf Twitter
Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter rechtfertigte sich Sellner noch am späten Dienstagabend. Er habe die Mails gelöscht, weil er "keine mutmaßlichen Mails eines Terroristen auf dem Postfach liegen haben will".
Gegenüber den Behörden habe er voll kooperiert, so habe er ihnen sein Handy und alle Mails übergeben, behauptete Sellner. Bei der Razzia fand die Polizei allerdings ein weiteres in einem Blumentopf verstecktes Handy.
(hos)