Digital

"Wegen Fortnite will er nicht essen und duschen"

Ein neunjähriger Bub kann die Finger einfach nicht von "Fortnite" lassen. Seine Mutter weiß nicht mehr weiter.

Heute Redaktion
Teilen

Das Battle-Royale-Game "Fortnite" zieht Millionen von Spielern in den Bann. Aber immer mehr Jugendliche würden dabei auch süchtig, wie Franz Eidenbenz, Leiter Behandlung des Zürcher Zentrums für Spielsucht, berichtete. Auch "Fortnite"-Fan C. L.* kann seine Finger nicht mehr vom Game lassen. Mutter H. L.* ist verzweifelt:

"Dieses Spiel ist eine Katastrophe. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Am liebsten würde ich die Internetverbindung kappen, um dieser Tragödie ein Ende zu setzen. Seit mein Sohn dieses schreckliche Game spielt, hat er sich stark verändert. Er weigert sich, die Hausaufgaben zu machen, zu duschen und zu essen. Manchmal nimmt er das Abendessen mit vor den Fernseher und isst am Boden. Neuerdings täuschte er sogar Bauchschmerzen vor, um 'Fortnite' spielen zu können, statt ins Fußballtraining zu gehen. Früher hat er sich immer sehr aufs Training gefreut.

Seine Stimmungen sind auch schrecklich. Ist er am Verlieren, kickt er vor Wut in die Tür. Manchmal weint er auch, wenn er von vorn anfangen muss. Oft flucht er mich an, wenn ich ihn zwinge, mit Spielen aufzuhören. 'Du bist eine schlechte Mutter', sagt er dann zum Beispiel. Dazu beschimpft er mich mit wüsten Beleidigungen.

Schlimm ist, dass all seine Freunde 'Fortnite' spielen. Teilweise haben sie um Mitternacht angerufen, um ihn zum Spielen aufzufordern. Seither muss ich mein Handy ab 20 Uhr ausschalten. Wäre ich nicht zu Hause, würde er von 7.30 Uhr bis Mitternacht durchspielen. Ich gehe deshalb nur noch arbeiten, wenn mein Sohn in der Schule ist. Ihn von 'Fortnite' abzuhalten, schaffe ich nur noch unter Strafandrohungen. Im Moment schreibt er noch gute Schulnoten. Aber wenn er so weitermacht, wird er krank. Ich bete dafür, dass 'Fortnite' verboten wird."

"Habe ich dreimal hintereinander verloren, geht mir 'Fortnite' auf den Sack. Dann höre ich auf. Pro Tag schalte ich meine Playstation etwa 20-mal ein und spiele ein bisschen. Wenn ich inmitten einer guten Runde bin und meine Mutter will, dass ich aufhöre, raste ich aus. Ich will deswegen doch nicht meinen epischen Sieg verpassen! Vielleicht reagiert sie so, weil ich 'Fortnite' manchmal zu oft spiele. Aber süchtig bin ich sicher nicht.

Beim 'Fortnite'-Spielen fühlt man sich einfach megagut. Ich liebe es zum Beispiel, mit dem Hängegleiter über die Landschaften zu fliegen, die Map nach Gegnern abzusuchen und dann gegen sie zu fighten. Man will immer gewinnen. Als Sieg erhält man einen Fallschirm. Das Coolste daran ist, dass die anderen Spieler meinen Sieg auch sehen.

Ich kann mit all meinen Freunden spielen und über das Headset gleichzeitig mit ihnen reden. Alle spielen dieses Game! Über 100 Freunde habe ich. Es ist also immer jemand da, um mit mir in einer Lobby zu spielen oder gegen mich zu kämpfen. Und sonst kann ich auch gegen fremde Gegner spielen. 'Fortnite' wird nie langweilig, es entwickelt sich immer weiter. Ich bin seit Season zwei dabei. Ständig kommen neue Waffen dazu. Und jetzt gerade ist in 'Fortnite' auch Winter. Es hat Schnee, Eis und Weihnachtsbäume."

*Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes werden die Namen der Betroffenen nicht publiziert. Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Content-Kooperation mit 20min.ch.

Beim Gamen rasten Fortnite-Spieler oft aus, wie US-Comedian Jimmy Kimmel kürzlich eindrücklich zeigte: