Politik

"Trump? Gefährlich sind andere"

Heute Redaktion
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Alexander Schallenberg hat es als einziger Übergangsminister in die neue Regierung geschafft. "Heute" sprach mit ihm über Patriotismus, das Abdullah-Zentrum und die Gefährlichkeit Trumps.

Der Außenminister ist bestens gelaunt, als wir uns am Schwedenplatz auf den Weg zur UNO City machen. Eine Jahreskarte für die Öffis hat er nicht, dafür fährt er zu selten: "Ich wohne in Fußdistanz zum Büro, auch die Kinder (drei Söhne zwischen 12 und 21, eine 14-jährige Tochter, Anm.) sind in der Nähe." Wenn er doch fährt, erkennen ihn die Leute kaum: "Das ist auch durchaus angenehm so."

Der 50-Jährige ist als Sohn eines Diplomaten aufgewachsen, hat neben Österreich in der Schweiz, Indien, Spanien, Frankreich und Belgien gelebt und spricht Französisch, Englisch und Spanisch. "Letzteres ist aber etwas eingerostet", gesteht er.

"Sehr ausgeprägter Österreich-Patriotismus"

Sein fast 90-jähriger Vater habe sich sehr gefreut, als ihm der Sohn verraten hat, dass er Minister wird. "Er hat aber auch gewusst, was das mit sich bringt, und gesagt: 'Pass bitte auf deine Gesundheit auf.'" Von ihm gelernt habe er neben Diplomatie auch Neugierde, Offenheit und einen "sehr ausgeprägten" Österreich-Patriotismus: "Man kann Österreich nicht im Ausland vertreten, wenn man nicht an Österreich glaubt."

Dass er Minister bleiben darf, habe ihm Kanzler Kurz vor dem Jahreswechsel verraten. "Es war ein sehr angenehmes, längeres, persönliches Gespräch." Schallenberg kennt Kurz seit Jahren, hat schon für ihn gearbeitet, als der noch Außenminister war. "Eine Ausnahmeerscheinung in der Zweiten Republik mit großem Gestaltungswillen." Das Gestalten sei auch der Unterschied zur Übergangsregierung. "Das war eine Phase des Verwaltens, eine selbst auferlegte Grenze."

Als wir die UNO City erreichen, schwärmt Schallenberg: "Wien ist ein Ort des Dialoges, ein Amtssitz mit über 40 Organisationen. Das macht die Stadt viel lebendiger, von Gastronomie bis Hotellerie profitieren viele. Mit einer Milliarde Euro pro Jahr." Auch bei den Iran-Gesprächen war Wien Ort des Dialoges. Angesichts des neu aufgeflammten Konflikts in der Region seien solche Gespräche "dringend" wieder notwendig. Wo sie stattfinden, sei zwar sekundär, Wien stehe aber zur Verfügung, falls von den Konfliktparteien gewünscht.

Gefahr im Verzug?

Eine dieser Parteien ist US-Präsident Trump. Für gefährlich hält ihn Schallenberg trotzdem nicht. "Trump ist vielleicht in vielerlei Hinsicht überraschend. Aber gefährlich sind andere. Ich denke da an den Führer von Nordkorea." Auch bei Wladimir Putin spricht er nicht von Gefährlichkeit. "Die Besetzung der Krim ist aber völlig inakzeptabel und beim Umgang mit Menschenrechten gibt es enormen Aufholbedarf."

Wann das umstrittene Abdullah-Zentrum in Wien geschlossen wird, wollen wir wissen: "Das liegt nicht nur an uns, weil es eine internationale Organisation ist. Wir behalten uns jedenfalls vor, aus dem Zentrum auszusteigen."

Was sieht Schallenberg als seine größte Stärke? "Ich versuche, alles mit einer Prise Humor zu nehmen." Und als größte Schwäche? "Alles mit einer Prise Humor zu nehmen", lacht er.

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