Politik

"Routen sperren" laut Expertin nutzlos

Migrationsexpertin Melita Sunjic meint, die Flüchtlingspolitik setze an der falschen Stelle an, sei von Populismus geprägt.

Heute Redaktion
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Melita Sunjic (links) bei ihrer Arbeit für das UNHCR in einem Flüchtlingscamp in Ungarn im Jahr 2009.
Melita Sunjic (links) bei ihrer Arbeit für das UNHCR in einem Flüchtlingscamp in Ungarn im Jahr 2009.
Bild: picturedesk.com

Kurzsichtig und populistisch sei die Flüchtlingspolitik der EU-Staaten, ist die Migrationsexpertin Melita Sunjic im Interview mit dem "Kurier" überzeugt.

Sie kommen trotzdem

Sie hat lange für das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) gearbeitet, kennt sich mit Schleppern und Fluchtgründen aus. Anstatt nun alles Geld in die Schließung der Mittelmeer-Route zu stecken (wie es Bundeskanzler Sebastian Kurz tun möchte), sollte man lieber an anderer Stelle ansetzen.

Denn: "Man kann nicht einfach sagen: 'Wir sperren die Routen.' Die kommen trotzdem."

Schlepper finanziell austrocknen

Stattdessen solle man lieber alles daran setzen, das Schlepperwesen finanziell auszutrocknen. "Niemand kann mir einreden, dass es nicht möglich ist, die Geldflüsse zu stoppen", so Sunjic.

Auch seine die Schlepper ihrer Ansicht nach bekannt, sie würden sich zum Teil auf Facebook präsentieren: "Das ist nicht alles gemein. Die Kunden müssen sie ja finden."

Das System habe sich mit der restriktiveren Politik in Europa zu in Richtung "voll entwickelte, internationale Kriminalität" gewandelt.

Legale Immigration

In Sachen Einwanderungspolitik gebe es keinen "legalen Immigrationsmechanismus", so Sunjic. Es sei in Afrika durchaus üblich, dass man ein paar Jahre weggeht und Geld verdient, dann aber wieder zurückkehren will, sagt sie. Mit den derzeitigen Strukturen sei das nicht möglich, mangels fehlender Alternativen würden auch solche Menschen "in den Asylkanal gedrängt", was diesen überlaste. (red)