Österreich
"Heute" fuhr mit Wiens erstem lenkerlosen e-Bus
Nicht nur die neue U5 wird ohne Fahrer auskommen, auch lenkerlose Busse sind bei den Wiener Linien ein Thema. Am Mittwoch wurde einer der e-Busse vorgestellt.
Mit dem ganzen Glas rundherum schaut er ein bisschen aus wie eine Gondel, bietet Platz für elf Fahrgäste sowie einen "Operator" und kommt völlig ohne Fahrer aus: Derzeit testen die Wiener Linien den ersten selbstfahrenden Elektrobus, am Mittwoch durfte "Heute" eine Runde mitfahren.
Elektronisch durch die Gegend "gondeln"
Auch der Innenraum und das Fahrgefühl sind irgendwie "Gondel-artig": Die Sitze sind vis-a-vis angeordnet, dazu kommen ausklappbare Sitze gegenüber des – relativ breiten – Eingangs. Dazu kommen vier Haltegriffe für stehende Passagiere und ein Info-Touchscreen für den Operator. Der Testbus ist – wie auch die Fahrzeuge, die ab Anfang 2019 in Aspern (Donaustadt) eingesetzt werden sollen – mit Klimaanlage und Überwachungskamera ausgestattet.
Abfahrt! Elektroauto-typisch fährt der e-Bus ohne einen Mucks los, beschleunigt ohne zu ruckeln. Maximal 20 km/h darf er laut österreichischen Gesetzen fahren, beim Test auf einem Rundkurs zwischen ausgewachsenen Wiener-Linien-Bussen kommen wir mit dem Elektro-Zwerg über geschätzte 15 km/h nicht hinaus. Die Rund-Um-Sicht (viel Glas!) ist sehr gut, ansonsten ist die Fahrt unspektakulär. Einen Fahrer vermisse ich persönlich nicht.
Fußgeherin quert – Bus bremst selbsttätig
Auch den Härtetest – die Wiener Linien lassen eine Mitarbeiterin kurz vor dem Bus die Strecke queren – besteht der lenkerlose e-Bus ohne Probleme: Er macht ein Warngeräusch und bremst zeitgleich ab, bis er vor dem "Testkaninchen" zum Stillstand kommt (siehe Video).
(Quelle: Video3)
Mit dem ersten selbstfahrenden Elektrobus, der jetzt in der Wiener-Linien-Garage Leopoldau angekommen ist, ist der offizielle Startschuss für ein völlig neues Öffi-Angebot in Wien gefallen. Nun wird die aktive Forschungs- und Testtätigkeit durch das Projektkonsortium "auto.Bus - Seestadt" aufgenommen.
"Wien stärkt damit seine innovative Vorreiterrolle. Schon bei den e-Bussen war das Wiener System Vorbild für viele europäische Verkehrsbetriebe. Mit den autonomen Bussen machen wir den nächsten Schritt", freut sich Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), die selbst ein paar Runden mit dem lenkerlosen e-Bus drehte.
Linientestbetrieb in der Donaustadt soll 2019 starten
Bevor die Busse 2019 den geplanten Linientestbetrieb in der Seestadt Aspern mit Fahrgästen aufnehmen können, stehen in den kommenden Monaten umfangreiche Tests sowohl in der Garage in Floridsdorf als auch auf der Straße in der Donaustadt (voraussichtlich ab Herbst 2018) mit einem Bus-Operator auf dem Programm. Die gesamte Projektlaufzeit unter Gesamtleitung der Wiener Linien und wissenschaftlicher Leitung des AIT ist bis Sommer 2020 angesetzt. "Mit dem äußerst breit aufgestellten Projektteam helfen wir dem autonomen Bus beim Erwachsenwerden. Funktionalität, Interaktion und natürlich Sicherheit stehen dabei für uns alle an oberster Stelle", fasst Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien, zusammen.
Der selbstfahrende e-Bus des Projektkonsortiums "auto.Bus - Seestadt" – bestehend aus Wiener Linien, AIT (Austrian Institute of Technology), KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit), TÜV Austria, Siemens AG Österreich sowie dem französischen Bushersteller Navya – wird durch das bmvit im Rahmen des Programms "Mobilität der Zukunft" zur Hälfte gefördert. Das gemeinsame Ziel ist eine generell nachhaltige Erhöhung der Effizienz und der Betriebssicherheit autonomer Fahrzeuge. Ein zweiter Bus wird in den nächsten Tagen erwartet. (ck)