Politik
"Für unseren Hund haben wir den Urlaub umgeplant"
Als Generalsekretär hat Karl Nehammer den ÖVP-Wahlkampf 2019 erfolgreich gemanagt. Jetzt ist er als Reformer im Innenressort gefragt. Der Minister über mehr Polizei, Strafzettel und Hund "Fanny".
Wir treffen Karl Nehammer vor dem Ministerium in der Herrengasse. Der Herr über 37.000 Polizisten hat einen besonderen Bezug zu diesem Beruf: "Der Großvater meiner Mutter war Gendarm. Also habe ich schon immer ein positives Bild vermittelt bekommen." Was er sagen würde, wenn seine Tochter Polizistin werden wollte? "Wenn sie Leidenschaft für den Beruf entwickelt, würde ich sie ermutigen." Ohne die gehe es nicht, sagt er, als wir in den 1er Richtung Karlsplatz einsteigen.
Nehammer ist Milizoffizier (Oberleutnant, Anm.). Wäre da das Verteidigungsressort nicht logischer gewesen? "Es ist eine große Ehre, Innenminister sein zu dürfen – eines der spannendsten Ministerien." Sein großes Ziel: eine Sicherheitsoffensive mit 4.300 Polizisten mehr auf der Straße. "Seit 2018 konnten wir 1.600 Polizisten rekrutieren. Die beginnen ab Sommer, die Inspektionen zu verstärken." Am Ende der Legislaturperiode sollen es eben 4.300 sein.
Um Personal zu finden, sind bei Polizisten seit 2018 sichtbare Tätowierungen erlaubt: "Ich habe keine Tätowierung. Aber die Polizei ist immer auch das Spiegelbild der Gesellschaft. Und Tätowierungen sind heute viel moderner als vor 30 Jahren."
Auch der oberste Polizist ist nicht vor Strafzetteln gefeit: "Mein letzter war sicher fürs Falschparken. Ich glaube, vor rund fünf Wochen." Und wie viele waren es insgesamt? "Ich bin jetzt 47 Jahre alt. Mit 18 hab ich den Führerschein gemacht. In so einer Autofahrer-Karriere waren es schon einige Strafzettel."
Sein Amt will er konsequent, aber auch mit der notwendigen Sensibilität führen. Bis wann der passionierte Boxer die BVT-Reform durchgeboxt haben wird? "Gerade beim BVT ist Boxen das falsche Wort, denn dort sind jetzt sehr sensible Themen zu diskutieren." Man werde jedenfalls geheimdienstliche und staatspolizeiliche Aufgaben trennen und die Sicherheitssprecher der anderen Parteien einbinden. "Das Wichtigste ist, wieder Vertrauen in das BVT zu gewinnen."
Sein Verhältnis zu Vorvorgänger Herbert Kickl bezeichnet er als "sehr korrekt". Dessen Herzensprojekt Polizeipferde wird trotzdem nicht fortgesetzt: "Die 2,4 Millionen Euro für das Projekt investiere ich lieber in Polizisten auf der Straße vor Ort."
Apropos Tiere: Seit April gehört "Fanny" zur Familie, ein Bayerischer Gebirgsschweißhund. "„Für sie haben wir sogar den Urlaub umgeplant. Zuerst wollten wir ans Meer. Dann ist 'Fanny' gekommen. Da haben wir gesagt: Wir können sie nicht bei den Eltern lassen, sie ist noch so klein, sie braucht uns. Dann sind wir mit ihr in die Berge gefahren – einer unserer schönsten gemeinsamen Urlaube."
Als seine größte Stärke sieht Nehammer seine Konsequenz. Und wofür hat er eine Schwäche? "Für meine Frau", lacht er.
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