Politik

Uni-Pläne "zeitgemäß" oder nur ein "Placebo"?

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) plant neue Zugangsschranken für einige Studienfächer. Die Maßnahmen stoßen nicht nur auf Zustimmung.

Heute Redaktion
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Bildungsminister Heinz Faßmann und Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Bildungsminister Heinz Faßmann und Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Bild: picturedesk.com

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) präsentierten am Montag den Rektoren die Regierungspläne zur Uni-Finanzierung. Die Unis erhalten für 2019 bis 2021 1,35 Milliarden Euro mehr. Im Gegenzug fixiert die türkis-blaue Koalition am Mittwoch im Ministerrat eine Ausweitung der Aufnahmetests auf weitere Studienrichtungen.

Neu dazu kommen Zugangsbeschränkungen in Jus, Erziehungswissenschaften und Fremdsprachen. Spezialfall: Medizin. Auch hier gibt es Tests. Grund dafür ist allerdings die EU-Quotenregelung für ausländische Studenten. Steigern will man die Zahl der "prüfungsaktiven" Studierenden. Von rund 280.000 Inskribierten waren das zuletzt nur 182.000. Studiengebühren seien derzeit kein Thema, so eine Sprecherin des Bildungsministers. Faßmann betonte auch erneut, dass die Frage der Studiengebühren erst in "Jahren" behandelt wird.

Studierendenvertretung wittert "wirkungsloses Placebo"

Die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) steht den geplanten Maßnahmen kritisch gegenüber und sieht "ein weiteres Indiz dafür, dass dieser Regierung der Blick für die wirklichen Probleme fehlt", so Marita Gasteiger vom Vorsitzteam der ÖH. Die Einführung sozial selektiver Zugangsbeschränkungen könne niemals als faire Maßnahme durchgehen. Das "Eignungs-Feedback" sei ein "wirkungsloses Placebo".

Die Industriellenvereinigung bezeichnete die Uni-Pläne in einer Aussendung am Dienstag als "zeitgemäße Vorschläge im Sinne von Studierenden, Lehrenden, Forschenden, dem Wirtschaftsstandort und der Industrie". "Wir brauchen das neue System, um die Betreuungsrelationen zu verbessern, die Abschlussquoten zu erhöhen und um eine Qualitätssteigerung in Lehre und Forschung herbeizuführen", so Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung.

Kritik und Lob aus der Opposition

Auch die NEOS sind grundsätzlich erfreut, aber weisen auf offene Fragen hin und warnen vor "Schikanen". "Damit Zugangsbeschränkungen nicht zur reinen Schikane werden, braucht es grundlegende Änderungen im Finanzierungs- und Zugangssystem. Und zwar in erster Linie eine kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung", so NEOS-Wissenschaftssprecherin Claudia Gamon am Dienstag. Dieses Modell orientiere sich an den tatsächlich anfallenden Kosten pro Studienplatz.

Aus der Opposition gibt es nicht nur Lob, denn die SPÖ wettert gegen Faßmanns Pläne. Die rote Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl prangert "neue Bildungshürden" an. Sie fürchtet eine "deutliche Reduktion der Studienplätze", für die kommenden Jahre sei mit etwa 15.000 weniger Plätzen zu rechnen. Ein bisschen Zustimmung gibt es aber doch: Kuntzl ist erfreut über die Aufstockung der Mindestzahl an Plätzen für das Informatik-Studium um 300 auf 2.800.

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