Politik
So denkt Strache jetzt über Johann Gudenus
In einem Interview nimmt Ex-FP-Chef Strache eine Woche nach seinem Rücktritt zum Ibiza-Skandal Stellung. Er will alle Hintermänner und Drahtzieher der Falle ausforschen.
Bei jenem gemeinsamen Abend mit der vermeintlichen Oligarchen-Nichte und Parteifreund Johann Gudenus fantasierte Heinz-Christian Strache noch von einer Übernahme der "Kronen Zeitung". Diese verdeckt aufgenommenen Szenen kosteten den mittlerweile zurückgetretenen Vizekanzler und FPÖ-Chef die politische Karriere.
Umso überraschender ist es, dass Strache nun ausgerechnet in einem Interview mit der "Krone" zur Ibiza-Affäre und seine weitere Zukunft Stellung nimmt – das allerdings nur schriftlich. In einigen SMS habe er demnach im Vorfeld um Verständnis gebeten, dass er "nicht persönlich zur Verfügung stehen kann".
"Ich trage eine nicht zu beschönigende Mitverantwortung, die ich von Anbeginn zu übernehmen bereit war", zeigt sich der langjährige Bundesparteiobmann der Freiheitlichen zu den getätigten Aussagen in dem Ibiza-Video einsichtig. Daher habe er unverzüglich alle Ämter niedergelegt, "auch, um nicht Vorwand für eine Regierungsauflösung durch die ÖVP zu sein und um Schaden von der Republik fernzuhalten."
"Ich war unachtsam und naiv"
Im letzten gemeinsamen Gespräch habe Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) noch erklärt, die Regierungsarbeit mit der FPÖ fortsetzen zu wollen, schildert Strache. Dazu kam es bekanntlich nicht: der Rauswurf von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) wurde zum Knackpunkt für die Koalition.
In Bildern: Strache erklärt seinen Rücktritt
Aber wie konnte ein erfahrener Politiker wie Strache in so eine Falle tappen? "Ich war in einer privaten Urlaubssituation unachtsam und naiv. Ich habe auf Zweifel, die mir während des Gespräches wiederholt kamen, nicht reagiert. Das war ein Fehler", erklärt Strache: Er schäme sich für seine damaligen Aussagen, betont aber im Interview erneut, dass er "im Gesamtkontext stets auf die erforderliche Rechtskonformität hingewiesen" habe. Die "Kronen-Zeitung"-Passage sei nur ein "absurdes, dummes Hirngespinst" gewesen.
Johann Gudenus, der den für die vermeintliche Oligarchen-Nichte den Kontakt zu ihm hergestellt hatte, sei er aber nicht böse: "Ich bin enttäuscht. Mehr möchte ich derzeit nicht sagen", antwortet Strache zurückhaltend.
"Drei Mittäter" im Visier
Auch abseits der behördlichen und parteiinternen Ermittlungen in der Causa ist Strache auch persönlich um Aufklärung bemüht. Gemeinsam mit einem Team arbeite er "unter Hochdruck" daran, die Auftraggeber ausfindig zu machen. "Eine vollständige Aufklärung muss gelingen. Nicht nur in meinem Interesse, sondern im Interesse unseres Rechtsstaates."
Die Finten-Finca: Hier tappte Strache in die Falle
Zu einem möglichen Verdacht wollte sich der Ex-Vizekanzler nicht äußern, sprach aber von "drei Mittätern" mit "einer gewissen Mitschuld" – dem Wiener Anwalt, dem Detektiv und einem noch unbekannten Lockvogel.
"Nicht der richtige Zeitpunkt"
Der Zeitpunkt sei kein zufälliger gewesen, ist sich Strache sicher. "Es ging nicht nur darum mir zu schaden. Dann hätte man das zwei Jahre alte Video viel früher veröffentlichen können", erklärt er: "Die jetzige Veröffentlichung zielte auf die freiheitliche Regierungsbeteiligung dieses Landes kurz vor der Europawahl."
Ob seine Existenz nun zerstört sei? "Nein", entgegnet Strache: "Ich werde diese Krise bewältigen und an ihr wachsen." Besondere Kraft gebe ihm in dieser schweren Zeit seine Frau Philippa, die Familie und sein "Glaube an die Wahrheit". Zukunftspläne wolle er aber erst schmieden, wenn er diesen "Polit-Krimi vollständig aufgeklärt" habe. Eine Rückkehr in die Politik will Strache aber nicht kategorisch ausschließen. Er sagt nur soviel: "Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken."
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(rcp)