Politik
So hat Doskozil Rendi beim Polit-Poker ausgetrickst
Hans Peter Doskozil hat Rendi-Wagner mit dem Ankündigen seiner Kandidatur überrumpelt. Sein Ass: Eine Mitgliederbefragung kann sie kaum ablehnen.
Der Poker um die SPÖ-Spitze. Pamela Rendi-Wagner, innerparteilich wegen schwacher Umfragewerte seit Monaten schwer angezählt, ist zuletzt "all in" gegangen. Mit ihrer Flucht nach vorne schien sie eine Woche lang die besseren Karten in der Hand zu haben. Am Tag vor dem roten Showdown im Parlament stellte ihr Gegenspieler Hans Peter Doskozil einmal mehr seine starke Hand beim Polit-Poker unter Beweis.
"Ja, ich trete an." Schon am Tag vor dem SPÖ-Präsidium schüttelte er sein Ass aus dem Ärmel, sagte mutig seine Kampf-Kandidatur gegen Pamela Rendi-Wagner an und will alle Parteimitglieder der Sozialdemokraten in die Entscheidung einbinden. Er greift damit die Forderung der Sozialistischen Jugend und etlicher Bundesländer-Vertreter – darunter Rendis Stellvertreter Franz Schnabl aus NÖ – auf.
Dosko mit gutem Blatt
Ein kluger Zug: Die Angriffe von Pamela Rendi-Wagner und ihrem Team (etwa eine Falschmeldung über den Zahlungsstopp der Mitgliedsbeiträge) lässt der sonst emotionale Burgenländer kommentarlos abprallen und gesteht ein, "einen Anteil" daran zu haben, dass die SPÖ derzeit "ein desaströses Bild" abgebe.
Für ihn hat sich dieses beim roten "Polit-Poker" nun dennoch zum Besseren gewendet: Rendi-Wagner, die am Mittwoch eilig im von ihr besetzten Parteivorstand einen Sonderparteitag durchpeitschen wollte, wird um einen Mitgliederentscheid nicht herumkommen.
Werben um Inhalte, kein Schlammcatchen
Scheut sie nämlich das Votum der roten Basis – was für eine Vorsitzende nobel ausgedrückt unsouverän wäre –, können es 10 Prozent der Mitglieder auch erzwingen. Außerdem hat sie bereits 2020 selbst festgehalten: "Die Mitglieder mitreden zu lassen, ist immer der richtige Weg."
Rendi-Wagner muss nun also auch in der Öffentlichkeit um Zustimmung zu ihren Inhalten werben. Doskozil hat seine bereits skizziert und will jetzt noch ein "breites Team" vorstellen, die sie Wirklichkeit werden lassen sollen. Ein fairer Wettstreit roter Ideen kann für die gebeutelte Partei am Ende befruchtend werden. Ein weiteres öffentliches Schlammcatchen hingegen nachhaltigen Schaden anrichten. Da ist auch Doskozil gefordert, sein Schweigegelübde aufrechtzuerhalten.
Jobgarantie für 3 Jahre
Wer am Ende dann bei einem Mitgliederentscheid gewinnt, ist in der SPÖ in einer wirklich starken Position. Und nebenbei auch für drei Jahre einzementiert. Denn innerhalb dieses Zeitraums kann der Parteitag das Ergebnis nur mit Zweidrittelmehrheit overrulen. Ein spannender Poker.