Politik
Das sagen Top-Experten über das Entlastungspaket
Die Regierung hilft aus – und das mit einem neuen Entlastungspaket. Doch was denken Top-Experten aus Österreich über das Paket? Die Details.
"Ein Schmerz-, aber kein Heilmittel"
Hannes Androsch (Ex-Finanzminister) "Die Beseitigung der Inflationssteuer 'kalte Progression' ist zu begrüßen. Das gilt auch für die Senkung der Lohnnebenkosten. Die zeitliche Verteilung der Maßnahmen entspricht aber sicher nicht dem Grundsatz 'Wer schnell hilft, hilft doppelt'.
Nötig wäre ein Gesamtkonzept aus Einsparungen, Effizienzsteigerung, Produktivitätsverbesserung und Innovationsbeschleunigung sowie die dazu notwendigen Investitionen. Mit der Gießkanne Milliarden zu verteilen, hilft den Einkommensschwächsten zu wenig. Dafür bekommen auch diejenigen Geld, die es eigentlich nicht brauchen. In der vorliegenden Form ist das Paket ein Schmerzmittel, aber kein Heilmittel."
"Gießkanne ist wenig treffsicher"
Franz Schellhorn (Agenda Austria) "Die Bewertung fällt durchwachsen aus. Positiv ist, dass die Regierung die Kaufkraft stärken will. Erfreulich ist auch die zumindest teilweise Abschaffung der geheimen Steuererhöhung namens kalte Progression.
Die Erhöhung des Klimabonus ohne entgegengestellten CO2-Preis und ein Geld-zurück-Bonus sind Gießkannenförderungen, die wenig treffsicher sind und zudem inflationstreibend wirken."
"Geklotzt und nicht gekleckert"
Gabriel Felbermayr (Wifo-Chef) "Angesichts der Rekordteuerung ist ein großzügiges Paket richtig. Es wird geklotzt, nicht gekleckert. Erhebliche Teile der Maßnahmen können schnell wirken, etwa die ganz wichtige Valorisierung der Sozialleistungen.
Ebenfalls ganz wichtig: Endlich wird der kalten Progression ein Ende gesetzt. Das macht das österreichische Steuersystem insgesamt besser. Nicht alle Maßnahmen sind aber sozial treffsicher, weil sie nicht nach Einkommen gestaffelt sind."
"Paket ist grundsätzlich positiv"
Stefan Bruckbauer (Chefökonom Bank Austria) "Die grundsätzliche Beurteilung fällt positiv aus. Sehr gut ist, dass man viele Ausgaben konkret an Haushalte mit niedrigen Einkommen gibt. Am Ende helfen Absolutbeträge unteren Haushalten relativ mehr.
Sehr gut ist auch die Indexierung vieler Sozialausgaben. Die geplante Abschaffung der kalten Progression zusammen mit der Indexierung von Teilen der Ausgaben führt allerdings langfristig zu einem Anstieg des strukturellen Defizits."