Politik
Hassattacken auf der Straße gegen Corona-Minister Rauch
Erst drei Monate ist Johannes Rauch Gesundheitsminister. Jetzt spricht er über die Rückkehr zur Maskenpflicht und Hassattacken gegen seine Person.
Mit dem 1. Juni fallen in Österreich die Masken. Nahezu in allen Bereichen – auch in Supermärkten, Apotheken sowie den Öffis – gibt es keine FFP2-Pflicht mehr. Drei Monate soll diese "Atempause" nun dauern, bis 23. August sind Maskenpflicht und Impfpflicht bundesweit ausgesetzt. Einzige Ausnahme bildet Wien, wo Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) weiter an der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln festhält.
Der verantwortliche Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) spricht in einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem "Kurier" davon, dass wir langsam "mit Covid leben lernen" müssten, enthüllt private Details zu seinen ersten drei Monaten im Amt und sagt, wann die Maskenpflicht womöglich früher zurückkehren könnte.
"Will es nicht weiter vorschreiben"
Aufgrund der Infektionslage sei es jetzt erst einmal möglich, einen Gang runterzuschalten. "Nach zwei Jahren Pandemie mit viel Auf und Ab können wir jetzt [...] in einen Modus eintreten, der heißt: 'Leben mit Covid'.", erklärt der Vorarlberger. Er setzt damit auf die Eigenverantwortung der Bürger für sich selbst und andere.
"Wir können nicht ewig alles vorschreiben. Wir müssen lernen, mit Pandemien umzugehen – es wird nicht die letzte bleiben", betont er. Er persönlich werde im öffentlichen Verkehr weiterhin freiwillig die Maske tragen".
Dem Wiener Weg widerspricht er zwar nicht, teilt die Bedenken von Peter Hacker und Ludwig aber auch nicht: "Ich halte es für richtig, in der U-Bahn Maske zu tragen, aber ich will es nicht weiterhin vorschreiben. Es ist ein Unterschied, ob man mitten in der Nacht oder zur Stoßzeit mit der U-Bahn fährt. Jeder muss nach zwei Jahren in der Lage sein, das selbst einzuschätzen."
Anschober: "Versemmelt"
Ebenfalls weiter Maske in den Öffis trägt der Vor-Vorgänger Rauchs, Rudi Anschober, wie er selbst auf Twitter zeigt. Für ihn ist das Ende der FFP2-Pflicht offensichtlich ein Fehler. "Am Weg in Wien 99 Prozent mit Maske, in Nieder- und Oberösterreich 99 Prozent ohne. Die einfachste und wirksamste Maßnahme wird versemmelt", kritisiert er die Lockerung.
Anschober hatte sein Ministeramt im April 2021 unter Tränen wegen gesundheitlicher Probleme und psychischer Belastung durch Morddrohungen und permanenten Polizeischutz niedergelegt ("Die letzten 15 Monate haben sich wie 15 Jahre angefühlt"), sein Nachfolger Wolfgang Mückstein trat ein knappes Jahr später aus ähnlichen Gründen ("Das hält man nicht aus") zurück. Und wie geht es Rauch bisher?
Auf der Straße beschimpft
"Es geht mir sehr gut, danke. Ich schlafe ausgezeichnet, und ich schlafe auch durch – das ist ein Segen", sagt er zum "Kurier". Angst, auf die Straße zu gehen, hat der 63-Jährige keine. Verbale Hass-Attacken hat es aber bereits gegeben: "Ich bin zwar schon angepöbelt worden, aber nicht angegriffen", so Rauch weiter. Das und den Dauerstress steckt er aber noch gut weg: "Eine gewisse Härte gehört zum Job. Eine zu dicke Haut darf man aber auch nicht haben, sonst spürt man die Leute nicht mehr. Ich denke, ich habe das bisher ganz gut geschafft."
Masken-Notbremse
Maske, Zug und Corona – die Notbremse kann der Gesundheitsminister jedenfalls jederzeit ziehen und wieder verschärfte Maßnahmen einführen. Wann er das tun wird? "Wenn wir zehn, vierzehn Tage lang deutlich steigende Infektionszahlen haben, wird es ernst. Dann würden wir schrittweise die Maske wieder einführen."