Gesundheit

Mit dem Rauchen aufhören – warum es nicht immer gelingt

Weltnichtrauchertag – Viele Raucher in Österreich wollen gar nicht aufhören, andere schaffen es einfach nicht. Mediziner Ernest Groman erklärt warum. 

Christine Scharfetter
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Rauchen ist noch immer die am weitesten verbreitete Sucht in Österreich.
Rauchen ist noch immer die am weitesten verbreitete Sucht in Österreich.
Getty Images/iStockphoto

In Österreich rauchen laut Statistik Austria 1,5 Mio. Menschen täglich – das entspricht einer Raucherquote von 21 Prozent. Viele von ihnen haben erst gar nicht vor, aufzuhören, manche würden gerne, schaffen es aber nicht. Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai verrät Ernest Groman, Mediziner und Leiter des Nikotin-Instituts der MedUni Wien, wo die größten Hürden liegen, ob man überhaupt von "100 auf 0" bremsen kann und welche Rolle Hilfsmittel spielen.

Wie realistisch ist es heutzutage überhaupt mit dem Rauchen aufhören zu können?

Ernest Groman: Alles ist möglich, es haben auch schon Raucherinnen und Raucher die 100 Zigaretten am Tag rauchen aufgehört.

Wie schafft man es, endlich die Finger von der Zigarette zu lassen?

Es kommt darauf an wie lange und wieviel man raucht, welche Abhängigkeitswerte man hat, und ob man sich in einem RaucherInnenumfeld aufhält. Jeder kennt Raucherinnen und Raucher, die es geschafft haben. Man sollte aufhören immer zu kommunizieren dass es "so schwierig" ist. Mit steigender Versuchszahl steigen auch die Erfolgsraten, weil man dazulernt. Unsere Raucherinnen und Raucher unternehmen allerdings im Durchschnitt nur alle zwei bis drei Jahre einen ernsthaften Versuch.

"Man sollte aufhören immer zu kommunizieren dass es 'so schwierig' ist."

Kann man überhaupt von dem einen auf den anderen Tag aufhören?

Primär etwas zu reduzieren ist sicher eine gute Idee. Es gibt auch Raucherinnen und Raucher, die von "100 auf 0 abbremsen" und damit erfolgreich sind.

Womit muss man bei der Entwöhnung rechnen?

Es gibt hier große individuelle Unterschiede. Die meisten beschreiben den Start und die ersten zwei bis drei Tage am schwierigsten. Das Rauchverlangen nimmt innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen ab. Nach einem Jahr sagen etwa 50 Prozent der Raucherinnen und Raucher, die aufgehört haben, dass sie überhaupt nicht mehr an Zigaretten denken. Die meisten anderen beschreiben gelegentliches situatives Rauchverlangen, das heißt, man war vielleicht zwei Wochen frei davon, und zum Beispiel beim Heurigen mit Freunden tritt es plötzlich wieder auf.

Welche Hilfsmittel gibt es, die Sinn machen?

Es gibt schon lange eine breite Palette rezeptfrei in der Apotheke und die neuen Kategorien Nikotinpouches, Tabakerhitzer sowie E-Zigaretten in der Trafik oder im Fachhandel. 

Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman ist Arzt und Experte für Programme zur Rauchentwöhnung. Als wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Institutes Wien organisiert und führt er unter anderem in Zusammenarbeit mit den österreichischen Sozialversicherungsträgern seit mehr als 20 Jahren Rauchentwöhnungsprogramme durch.
Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman ist Arzt und Experte für Programme zur Rauchentwöhnung. Als wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Institutes Wien organisiert und führt er unter anderem in Zusammenarbeit mit den österreichischen Sozialversicherungsträgern seit mehr als 20 Jahren Rauchentwöhnungsprogramme durch.
Victoria Posch

Machen diese nicht auch süchtig?

Im Prinzip ja, wenn man allerdings vorher täglich Zigaretten geraucht hat und Schwierigkeiten hat seinen Konsum tageweise zu unterbrechen, braucht man sich darüber in der Regel keine Sorgen mehr zu machen.

Wie viel weniger schädlich sind E-Zigaretten, Tabakerhitzer oder Nikotinbeutel wirklich?

Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft gehen wir vom Faktor 90 Prozent aus. Dies bezieht sich allerdings nur auf in Österreich zertifizierte und überprüfte Produkte. Von Bestellungen im Ausland zum Beispiel über das Internet ist dringend abzuraten.

Warum empfindet man nach der Entwöhnung Geschmack und Geruch brennender Zigaretten als noch schlimmer als jeder andere Nichtraucher?

Speziell bei starkem Rauchen wird der Geruchs- und Geschmackssinn beeinträchtigt. Raucherinnen und Raucher erleben oft "erstmals" beim Aufhören wie der Rauch wirklich riecht. NichtraucherInnen haben sich zum Teil daran "gewöhnt".