Gesundheit

"Nationaler Notstand" – Nordkorea bestätigt Corona

Nordkorea hat einen "schweren nationalen Notstand" ausgerufen, nachdem es seinen ersten Ausbruch von Covid-19 offiziell bestätigt.

Sabine Primes
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Mitarbeiter versprühen Desinfektionsmittel im Rahmen von Präventivmaßnahmen gegen das Coronavirus Covid-19 im Kaufhaus Yokjon in Pjöngjang.
Mitarbeiter versprühen Desinfektionsmittel im Rahmen von Präventivmaßnahmen gegen das Coronavirus Covid-19 im Kaufhaus Yokjon in Pjöngjang.
KIM WON JIN / AFP / picturedesk.com

Seit Beginn der weltweiten Corona-Pandemie im Jahr 2020 gab es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 3. Januar 2020 bis zum 11. Mai dieses Jahres null bestätigte Fälle von Covid-19 und null gemeldete Todesfälle aus Nordkorea – bis jetzt. Staatliche Medien berichteten am Donnerstag, dass in der Hauptstadt Pjöngjang eine Untervariante des hochinfektiösen Omikron-Virus, bekannt als BA.2, entdeckt worden sei. Wie viele Fälle es sind, wurde nicht genannt. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur, KCNA, erklärte, Staatschef Kim Jong-un habe geschworen, das Virus "zu eliminieren" und bezeichnete ihn als "schweren nationalen Notfall", der die "Quarantänefront" des Landes durchbrochen habe. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass das Virus seit langem im Land präsent ist.

Abriegeln statt impfen

Experten meinen, dass die 25 Millionen Einwohner des Landes nicht geimpft sind, da Nordkorea sich geweigert hat, ein Covid-19-Impfprogramm durchzuführen und im vergangenen Jahr sogar das Angebot von Millionen Sinovac-Impfstoffen aus China ablehnte. Auch das verarmte Gesundheitssystem Nordkoreas gibt Anlass zur Sorge, das einen landesweiten Corona-Ausbruch nur schwer – wenn überhaupt – verkraften würde. Das Land bekämpft Covid vor allem durch die Abriegelung seiner Außengrenzen. Dies hat jedoch auch verhindert, dass lebenswichtige Güter in das Land gelangen, was zu Lebensmittelknappheit und einem Zusammenbruch der Wirtschaft geführt hat. 

Am Donnerstag meldete die KCNA, Kim habe "maximale Notfallkontrollen" angeordnet, die offenbar auch örtliche Abriegelungen und Versammlungsbeschränkungen an Arbeitsplätzen umfassen. Der erste Omikron-Fall sei vor vier Tagen in der Hauptstadt festgestellt worden, heißt es. Die südkoreanische Regierung hat erneut humanitäre Hilfe angeboten, Pjöngjang hat darauf aber noch nicht reagiert.

Warum jetzt zugeben?

Seit mehr als zwei Jahren behauptet Nordkorea auf recht zweifelhafte Weise, dass es keinen einzigen Fall von Covid-19 gibt. Warum also jetzt zugeben? Höchstwahrscheinlich, weil dieser Ausbruch zu ernst und zu schwer zu verbergen ist, schreibt BBC Seoul-Korrespondentin Jean Mackenzie. "Nordkorea hat sich in der Öffentlichkeit immer wieder zur Bekämpfung des Virus bekannt. Auf diese Weise hat es die Schließung seiner Grenzen so lange gerechtfertigt. Jetzt gilt es, die Ausbreitung von Omikron zu so gut es geht einzuschränken. Aber da es keine Impfstoffe gibt, die Gesundheitsversorgung unzureichend ist und nur begrenzte Möglichkeiten bestehen, Menschen zu testen, sind die Möglichkeiten Nordkoreas derzeit sehr begrenzt. Deshalb haben die Behörden beschlossen, das Land abzuriegeln. Um dies zu tun, müssen sie die Bevölkerung und den Rest der Welt einfach informieren. Das bedeutet nicht unbedingt, dass sie bereit sind, Hilfe von außen anzunehmen."

Situation in den Nachbarländern

Südkorea, das hohe Impfraten aufweist, hat kürzlich fast alle Covid-19-Beschränkungen gelockert, nachdem die Fälle stark zurückgegangen sind. Das benachbarte China verfolgt noch immer eine Null-Covid-Politik und kämpft gegen mehrere Omikron-Ausbrüche. Chinesische Großstädte, darunter die Finanzmetropole Shanghai, stehen seit Wochen unter strengem Lockdown.