Gesundheit
Neue Spritze gegen Herzinfarkt und Schlaganfall am AKH
Vergangenes Jahr wurde der Wirkstoff Inclisiran weltweit zum ersten Mal am Wiener AKH verabreicht.
Erhöhte Cholesterinwerte zählen zu den häufigsten Ursachen für Herzinfarkt und Schlaganfall. Um das Risiko eines Herzinfarktes zu reduzieren, spielt die intensive Cholesterinsenkung bei Patienten mit angeborenen Stoffwechselstörungen und daraus resultierenden sehr hohen Cholesterinwerten sowie bei Patienten mit Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) eine wichtige Rolle. Der innovative Wirkstoff, Inclisiran, des cholesterinsenkenden Medikaments "Leqvio", gibt nun eine vielversprechende Perspektive für die Therapie dieser Erkrankungen.
Mit dem neuen Medikament kann mit nur zwei Injektionen im Jahr das LDL-Cholesterin um die Hälfte reduziert werden. Der therapeutische Effekt ist damit vergleichbar mit jenem einer täglichen Medikamenteneinnahme. Gemeinsam mit der Standardtherapie kann mit dem neuen Wirkstoff das schädliche LDL-Cholesterin um mehr als 80 Prozent gesenkt werden.
Cholesterin ist eine fettähnliche (lipidähnliche) Substanz, die Ihr Körper als Baustein zur Produktion von Hormonen, Vitamin D und Verdauungssäften verwendet. Dabei wird in "gutes" (HDL) und "schlechtes" (LDL)-Cholesterin unterschieden.
HDL (High Density Lipoproteine) oder "gutes" Cholesterin können den Körper vor einer Verengung der Blutgefäße schützen.
LDL (Low Density Lipoproteine) oder "schlechtes" Cholesterin können die Verengung der Arterien verschlimmern.
Zwei Injektionen pro Jahr
"Der neue und revolutionäre Therapieansatz gibt uns und unseren Patienten die Chance, mit nur zwei Injektionen pro Jahr eine Reduktion des LDL-Cholesterins um die Hälfte zu erreichen. Diese Therapie kommt zusätzlich zur Standardtherapie, wie zum Beispiel Statinen, zur Anwendung und wird jetzt routinemäßig eingesetzt", so Walter Speidl von der Klinischen Abteilung für Kardiologie von MedUni Wien und AKH Wien, an der kardiologische Patienten mit Störungen des Fettstoffwechsels behandelt werden.
Weniger LDL in der Blutbahn
Der neue Wirkstoff nutzt den 2006 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten RNA-Interference-Mechanismus. Durch diesen wird die Bildung des Proteins PCSK9, das am Fettstoffwechsel beteiligt ist und das schlechte LDL-Cholesterin im Blut erhöht, bereits in der Leberzelle gehemmt.
"Der neue Wirkstoff ermöglicht, dass die Leberzelle deutlich mehr LDL-Cholesterin aufnehmen und verarbeiten kann, wodurch weniger LDL-Cholesterin in die Blutstrombahn gelangt und eine weitere gefährliche Ablagerung in der Gefäßwand verhindert wird", erklären Klaus Distelmaier und Konstantin Krychtiuk von der Klinischen Abteilung für Kardiologie die neuartige Therapie. In Studien hat sich eine sehr gute Verträglichkeit des Wirkstoffes gezeigt. Da nur zwei Injektionen jährlich notwendig sind, ist eine hohe Akzeptanz und Therapietreue der Patienten zu erwarten.
Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten
Vergangenes Jahr wurde der innovative Wirkstoff weltweit zum ersten Mal außerhalb einer klinischen Studie bei der Therapie von zwei Patienten der Klinischen Abteilung für Kardiologie verabreicht. Die Zulassung des Medikaments erweitert die therapeutischen Möglichkeiten zur effektiven Lipidsenkung erheblich.