Gesundheit

Experte sagt, wann der Omikron-Spitzenwert kommt

Im "Heute"-Talk prognostiziert Komplexitätsforscher Stefan Thurner die Infektionszahlen für kommende Woche und wann wir den Peak erreichen könnten.

Sabine Primes
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Die Zahlen steigen weiter.
Die Zahlen steigen weiter.
TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

"Vieles weist darauf hin, dass Omikron weniger krank macht als seine Vorgänger. Das sehen wir an der Situation in Großbritannien, wo zwar weiterhin Infizierte hospitalisiert werden, aber deutlich weniger Patienten an die Beatmungsmaschine müssen. Auch die Liegedauer der Patienten - sofern sie ins Spital kommen - ist kürzer als bei der Delta-Variante", erklärt Komplexitätsforscher Stefan Thurner von der MedUni Wien und bedauert für solche Daten ins Ausland schauen zu müssen. "Leider haben wir in Österreich keine Datensätze dazu, wie viele der Spitalspatienten aktuell an Omikron erkrankt sind, wie lange ihr Aufenthalt in der Klinik dauert, et cetera."

Das Problem mit den Daten

Thurner sieht hier vor allem das Gesundheitsministerium in der Pflicht, diese Daten zu erheben und zur Verfügung zu stellen. Selbst wenn man Informationen bekomme, würde das teils "auch nicht viel bringen", weil die Daten schlecht und unvollständig seien, zeitverzögert einlangen oder der Datenfluss über Institutionen hinweg nicht funktioniere, die mitunter auch noch unterschiedlich pseudonymisieren. Er fordert eine "unabhängige nationale Medizindatenstelle" für Österreich, wie er im Gespräch mit der APA sagt. 

Zwischen 20.000 bis 30.000 

"Wir gehen davon aus, dass auch in Österreich die Belegung auf den Normalstationen wieder ansteigen wird, bei den Intensivstationen könnte sich jetzt aber Entspannung einstellen. Aber da uns diese Daten leider fehlen, sich sich dazu nichts Stichhaltiges sagen, wobei wir mit unseren Prognosen in den letzten Monaten gut gelegen sind", meint Thurner.

Er sieht mit Stichtag kommenden Mittwoch zwischen 20.000 bis 30.000 Neuinfektionen auf uns zukommen. "Je näher wir zum Peak (Spitzenwert, Anm.) kommen, desto langsamer verdoppeln sich die Zahlen."

Wann kommt der Peak?

"In Südafrika ist er erreicht, ebenso wie in England und Dänemark. Österreich ist ein paar Wochen hinten, aber zwischen Ende Jänner und Mitte Februar könnte es auch bei uns soweit sein. Es hängt davon ab, wie die Menschen sich verhalten und ob noch neue Maßnahmen verordnet werden. Das beeinflusst, ob der Peak früher oder später kommt. 

Der Peak ist ein mathematischer Fakt. Er besagt, dass wenn ein gewisser Anteil der Bevölkerung die Infektion hat, die Welle abebbt. Wir sprechen bei Omikron von 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung. Das Virus findet dann weniger Menschen, die es infizieren kann - infolge dessen geht die Kurve wieder runter. 

"Im Gegensatz zur Influenza, die sich auf ein paar Monate im Jahr eingrenzen lässt, wird Corona das nicht zulassen", so Thurner. Das Virus werde uns von nun an das ganze Jahr begleiten - in Wellen. Deshalb werde es auch weiter Infektionen geben, wenn auch weniger. "Aus den Sommern 2020 und 2021 wissen wir, dass die Infektionen im Sommer stark zurückgehen. Das liegt unter anderem daran, dass die Menschen sich mehr im Freien aufhalten, wo die Infektionsgefahr deutlich niedriger ist.

Wie die Welle jetzt noch brechen?

"Garnicht", sagt Thurner. "Für die aktuelle Welle ist es gelaufen. Man muss Maßnahmen immer vor einer Welle treffen. Wir können uns jetzt also für die nächste Welle rüsten - indem sich jeder impfen lässt." Für die Zukunft sieht Thurner einen best case und worst case: "Im besten Fall bleibt uns diese 'harmlose' Variante und kann uns egal werden. Wir werden damit umgehen wie mit der Influenza. Im schlechten Fall entstehen neue Varianten und das Spiel beginnt von vorne. Dann werden wir unser Gesundheitssystem langfristig anpassen und noch intensiver mit der Immunisierung arbeiten müssen."