Gesundheit

"Omikron wird alles Bisherige in den Schatten stellen"

Die neue Coronavirus-Variante ist in Österreich angekommen. Mathematiker Peter Markowich ahnt Schlimmes, sieht Weihnachten jedoch nicht in Gefahr.

Christine Scharfetter
Teilen
Peter Markowich hat derzeit keine guten Zukunftsprognosen parat.
Peter Markowich hat derzeit keine guten Zukunftsprognosen parat.
istock, picturedesk.com

Die Omikron-Fälle steigen exponentiell an. In Südafrika etwa wurden vor einer Woche bereits 196.000 Neuinfektionen gemeldet, während es in der Vorwoche noch 107.000 waren. Großbritannien meldete zuletzt sogar 78.610 Fälle binnen 24 Stunden. Und auch in Österreich nimmt die neue Coronavirus-Variante rasant zu. So waren es am Dienstag noch 59 bestätigte Omikron-Fälle, am Mittwoch hingegen schon 71. Wie viele werden es nächste Woche sein?

"Sobald die Welle wirklich anfängt steil zu werden, steilt sie sich so extrem auf, dass sich das jeder Vorstellungskraft entzieht."

"Bei Omikron haben wir es mit einer Variante zu tun, die eine kürzere Verdopplungszeit und somit eine höhere Ansteckungsrate hat und noch dazu eine Fluchtmutation ist", erklärt Mathematiker Peter Markowich gegenüber "Heute". Letzteres bedeute, dass sich auch Geimpfte mit einer höheren Wahrscheinlichkeit anstecken können als bei Delta. "Und exponentielles Wachstum heißt, sobald die Welle wirklich anfängt steil zu werden, steilt sie sich so extrem auf, dass sich das jeder Vorstellungskraft entzieht", warnt der Professor für Angewandte Analysis an der Fakultät für Mathematik der Universität Wien und Professor für Angewandte Mathematik an der Universität Cambridge. "Omikron hat das Potential, alles Bisherige in den Schatten zu stellen."

1/15
Gehe zur Galerie
    Echt oder fake? Diese Frage stellt man sich angesichts der unzähligen Meldungen zum Coronavirus Sars-CoV-2 und seinen Auswirkungen auf die Welt regelmäßig. Hier erfährst du, was dahinter steckt.
    Echt oder fake? Diese Frage stellt man sich angesichts der unzähligen Meldungen zum Coronavirus Sars-CoV-2 und seinen Auswirkungen auf die Welt regelmäßig. Hier erfährst du, was dahinter steckt.
    Getty Images/iStockphoto

    Über 50.000 Fälle nach Weihnachten

    Alle zwei Tage komme es – ohne Eindämmung durch Maßnahmen – zu einer Verdoppelung der Infizierten. Eine exponentielle Ausbreitung der Omikron-Variante, die der Experte anhand eines einfachen Rechenbeispiels erklärt: "Gehen wir von einer Verdopplungszeit von zwei Tagen und 50 Omikron-Fällen in Österreich aus, dann haben wir im schlimmsten Fall in 20 Tagen über 50.000 Fälle. Eine einfach Rechnung von 50 mal 2 hoch 10 oder an Tag Null 50 Fälle, an Tag Zwei 100 Fälle, an Tag Vier 200 Fälle und immer so weiter."

    Deshalb brauche es jetzt dringend strenge Maßnahmen und früher oder später einen Lockdown, der dieses Mal nicht zu spät kommt. "Wir haben aus den vorherigen Wellen gesehen: Jede Welle hört irgendwann einmal auf, das ist schon richtig. Die Frage ist nur, wie viel Schaden richtet sie unterwegs an."

    "Auch Geimpfte könnten sterben"

    Derzeit wisse man einfach noch zu wenig über die neue Variante. Weder wisse man, wie die Krankheitslast beim Einzelnen liege, noch, ob die Dreifach-Impfung vor einer schweren Erkrankung schütze. Alles, was man bisher verstehe, sei die Neutralisationslage. "Und die ist nicht sehr gut. Die ist so, dass man gerade sagen kann, dreifach Geimpfte kommen mit einer großen Wahrscheinlichkeit drüber, sprich, sie können das Virus zu 70 oder 80 Prozent neutralisieren. Zweifach Geimpfte haben keine Chance und Ungeimpfte wird es sowieso treffen. Auch Geimpfte könnten sterben – man weiß es derzeit einfach noch nicht."

    Weihnachten: Testen gehört zum guten Ton

    Dennoch stehe laut Markowich Omikron dem Weihnachtsfest nicht im Weg – solange man sich an drei Regeln halte.

    1
    Testen

    Es reiche nicht, zu sagen, dass man dreimal geimpft ist. "Testen gehört mittlerweile zum guten Ton." Wer also vor dem Weihnachtsfest mit der Familie einen PCR-Test mache, brauche sich nicht allzu große Sorgen machen.

    2
    FFP2-Maske

    Die Maske sollte überall da getragen werden es möglich und nötig ist. "Nicht nur in der Straßenbahn, sondern auch in der Haltestelle oder eben bei Menschenansammlungen."

    3
    Boostern!

    Impfen, impfen, impfen, ist der Appell des Mathematikers.