Politik

Aufschrei gegen FPÖ-Riege wegen "Impfschäden"-Sager

Zwei FPÖ-Abgeordnete waren ohne Maske und Abstand bei der Corona-Demo. Dort wurden Aussagen getätigt, die nun für breite Fassungslosigkeit sorgen.

Leo Stempfl
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Weder Belakowitsch noch Fürst hielten sich an die Corona-Regeln.
Weder Belakowitsch noch Fürst hielten sich an die Corona-Regeln.
Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

Im Rahmen der Corona-Demo am 4. Dezember sah man auch zwei Spitzenpolitikerinnen: Die FPÖ-Nationalratsabgeordneten Susanne Fürst und Dagmar Belakowitsch. Auf Facebook postete die Partei ein Video ihrer Teilnahme. Daraufhin sorgten beide in ihrem jeweiligen Fachgebet für Kopfschütteln.

Susanne Fürst, Doktorin der Rechtswissenschaften, verstößt gleich gegen mehrere gesetzliche Bestimmungen. Sie trägt einerseits keine Maske, posiert andererseits eng an eng mit anderen Teilnehmern für Fotos. Belakowitsch tut es ihr gleich.

Laut §14 Abs. (2) der 5. COVID-19-Notmaßnahmenverordnung ist bei Versammlungen eine FFP2-Maske zu tragen, sofern nicht jeder einzelne Teilnehmer einen 2G-Nachweis hat. Laut §2 Abs. (8) muss dabei darüber hinaus ein Abstand von zwei Metern eingehalten werden. Das war den Bildern von "FPÖ-TV" zufolge nicht der Fall.

"Spitäler voll mit Impfschäden"

Dagmar Belakowitsch, ebenfalls Doktorin, sorgte zudem in ihrem eigentlichen Fachgebiet – der Humanmedizin – für Aufregung. Die Ärzteschaft stecke in einem Korsett, sagte sie im Rahmen ihres Redebeitrags. Denn diese wisse, "was in den Spitälern los ist."

Dann wetterte sie weiter: Die Ärzte würden ihrer Meinung nach ganz genau wissen, "welche Patienten es sind, die unsere Krankenhäuser zu Hauf füllen. Das sind nämlich nicht die bösen Ungeimpften. Oh nein, das sind ganz ganz viele Geimpfte, die auf Grund eines Impfschadens behandelt werden müssen."

Fassungslosigkeit

Sämtliche Parteien (außer wohl die MFG) zeigten sich über diese Behauptungen fassungslos. Auch Experten, namentlich etwa Arschang Valipour (Lungenfacharzt der Klinik Floridsdorf) erklärte wenig später in der "ZiB2", dass nach wie vor der Großteil der Patienten ungeimpft sei. "An einer Hand" könne man jene abzählen, die trotz Booster-Impfung ins Spital müssten. Zumeist haben sie schwere Vorerkrankungen.

Obwohl es im anschließenden "Im Zentrum" eher um die Regierungsarbeit gehen sollte, gelangte auch jener Eklat ins sprichwörtliche Zentrum. August Wöginger (ÖVP), Sigi Maurer (Grüne), Jörg Leichtfried (SPÖ) und Beate Meinl-Reisinger (NEOS) verurteilten die Äußerungen aufs Schärfste und nannten sie eine "Lüge", FPÖ-Vertreterin Marlene Svazek kündigte an, das parteiintern zu debattieren.

Auch im Netz, allen voran auf Twitter, war der Shitstorm enorm. "Die Frau hat Humanmedizin studiert. Wie weit kann man geistig abdriften?", fragt etwa "Neue"-Chefredakteur Moritz Moser. Vorarlberger Spitäler würden gegen diese Behauptungen bereits rechtlich vorgehen.

FPÖ-General legt nach

FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz legte am Montag in einer Aussendung indes noch nach. Er spricht darin von künstlicher Aufregung, mit der wohl von einer "Impfzwang-Lüge" abgelenkt werden solle. "40.000 Nebenwirkungs-Verdachtsfälle" würde es bereits geben, solch eine Meldung kann aber von jeder Person mit Internetanschluss einfach per Mail erfolgen.

Dass sich das nicht mit den Berichten von Mitarbeitern im Gesundheitswesen deckt, erklärt Schnedlitz (ohne Belege anzuführen) damit, dass diese unter Druck und aus Angst vor dienstlichen Konsequenzen schweigen. "Bald wird schon jeder jemanden kennen, der unter einer Impf-Nebenwirkung leidet", ist er sich sicher, konkret soll es sich um "massive Schädigungen im Bereich des Herzes, von Thrombosen und auch Schlaganfälle" handeln. Wieder gibt es weder medizinische Belege noch Experten, die das untermauern.

Doch damit nicht genug -  der Landwirt behauptet weiter, dass die Impfung "vor Erkrankung oder zumindest vor schweren Verläufen" schütze, sei eine "Impf-Lüge". Diese hätte "zahlreichen Menschen sogar das Leben gekostet". Laut dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen gibt es bisher zwei Todesfälle in direktem Zusammenhang mit der Impfung – bei 14.459.434 verabreichten Impfdosen.

So sieht es wirklich aus

Wie die Lage in den Spitälern tatsächlich ausschaut, hat daraufhin "krone.at" erfragt. Im AKH Wien etwa "werden derzeit keine Patient*innen wegen Impffolgen behandelt", 2021 gab es insgesamt drei solcher Fälle (bei 3.066.440 verabreichten Impfdosen in der Hauptstadt).

Auch die Ärztekammer weist die Behauptungen Belakowitschs laut "APA" aufs Schärfste zurück. Diese Behauptung widerspreche allen wissenschaftlichen Evidenzen.

Die nackten Zahlen: Laut Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen gab es bisher 1.360 Personen, die in zeitlicher Nähe zu ihrer Impfung im Krankenhaus behandelt worden sind bzw. hat sich ein Spitalsaufenthalt deshalb verlängert. Hospitalisierungen von Covid-Kranken gab es hingegen über 61.500.

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    Corona-Demo in Wien am 4. Dezember 2021
    Corona-Demo in Wien am 4. Dezember 2021
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