Gesundheit
Künstliche Intelligenz erkennt Autismus bei Kindern
Genfer Wissenschaftler haben einen Algorithmus entwickelt, der mit Hilfe von Videoaufnahmen spielender Kinder Autismus-Symptome erkennen soll.
Wenn es um Autismus geht, ist es wichtig zu wissen, dass es nicht "den einen" Autismus gibt, sondern dass Autismus ein breites Spektrum an Ausdrucksformen hat. Das bedeutet, dass autistische Menschen sich sehr voneinander unterscheiden - mit ihren Stärken, aber auch ihren Schwächen. Eine möglichst frühe Diagnose der Krankheit ist zentral, um auch möglichst früh mit Verhaltenstherapien zu beginnen.
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind eine Gruppe lebenslanger neurologischer Entwicklungsstörungen, die durch Beeinträchtigungen der sozialen Kommunikation und Interaktionen sowie eingeschränkte, sich wiederholende Interessen- und Verhaltensmuster gekennzeichnet sind. Derzeit gibt es keinen zuverlässigen Biomarker für Autismus und die Diagnose beruht ausschließlich auf der Identifizierung von Verhaltenssymptomen.
Als Ursachen werden Genetik, gestörte Hirnentwicklung oder ein gestörter Hirnstoffwechsel angenommen.
Künstliche Intelligenz (KI) zur Früherkennung
Autistischen Kindern fällt es schwer, Blickkontakt herzustellen, zu lächeln oder sich für das zu interessieren, was sie umgibt. Ein Team um die Professorin Marie Schaer von der Universität Genf stellt nun ein Instrument vor, das den Weg ebnen soll, Autismus früh zu erkennen: Ein KI-Algorithmus analysiert anhand von Videosequenzen die Bewegungen von Kindern, die mit Erwachsenen spielen.
Genauigkeit von rund achtzig Prozent
Die meisten derzeit verwendeten Diagnosemethoden sind Screening-Tests, die auf Fragebögen basieren und eine geringe bis mäßige Genauigkeit aufweisen. Der Ansatz könne eine Genauigkeit von rund achtzig Prozent erreichen, berichten sie im Fachmagazin "Scientific Reports". Die Forschenden testeten ihre Methode an jeweils 68 Kindern unter fünf Jahren mit und ohne Autismus. Demnach nahm die KI in etwa vier von fünf Fällen eine genaue Autismus-Klassifizierung vor, wenn rund einstündige Videoaufnahmen in die Berechnungen einflossen. Eine Genauigkeit von siebzig Prozent wurde bereits mit zehn Minuten Videomaterial erreicht. Die Ergebnisse ließen sich mit 101 autistischen Kindern wiederholen.
Analyse von Smartphone-Videos als nächster Schritt
Die Resultate seien natürlich nicht perfekt, schrieb die Uni Genf in einer Mitteilung. Doch die Methode erlaube für besorgte Eltern einen ersten Hinweis, den ein Facharzt später genauer untersuchen könne. "Wir möchten nun eine Anwendung entwickeln, die eine solche Analyse mit einem nur zehnminütigen, mit einem Smartphone aufgenommenen Video ermöglicht", sagte der Genfer Forscher und Mitautor Thomas Maillart.